Politik

Kinderpornografie: Taten rufen Grausen hervor

Zu einer Diskussion zum Thema Kinderpornografie – Wie schütze ich Kinder im Netz? hatte die CDU-Bundestagsabgeordnete und Mitglied im zweiten Edathy-Untersuchungsausschuss, Barbara Woltmann, eingeladen. Auf dem Podium saßen Vertreter der Polizei, Politik und von White IT.

Auf dem Podium nahmen Platz (von links): Katharina Ehrlich (Junge Union), Roland Raschke (White IT), Petra Averbeck (Frauen Union), Barbara Woltmann (MdB, CDU), Matthias Möring (LKA) und Dirk Uhmeier (Polizeidirektion Delmenhorst).
Foto: Anja Michaeli

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Oldenburg (am) – Zu einer Diskussion über das Thema „Kinderpornografie – Wie schütze ich Kinder im Netz?“ hatte gestern die CDU-Bundestagsabgeordnete und Mitglied im zweiten Edathy-Untersuchungsausschuss, Barbara Woltmann, eingeladen. Auf dem Podium saßen Vertreter der Polizei, Politik und von White IT, einem Bündnis gegen sexuellen Missbrauch von Kindern. Moderiert wurde der Abend von Ratsfrau Petra Averbeck, Vorsitzende der Frauen Union Oldenburg-Stadt. Knapp 100 Teilnehmer nahmen an der Veranstaltung teil.

Das Thema der Diskussion war kein leichtes. „Wir vernehmen seit dem Sommer zahlreiche Zeugen im sogenannten Edathy-Untersuchungsausschuss“, so MdB Barbara Woltmann. „Was wir von der Staatsanwaltschaft und dem Bundeskriminalamt (BKA) über Kinderpornografie erfahren, übersteigt jede Vorstellungskraft. Man kann sich nur mit Grausen abwenden.“ Sie verwies darauf, dass rund 250.000 Männer in Deutschland pädophile beziehungsweise pädosexuelle Neigungen haben. 85 Prozent davon ziehen sich regelmäßig Pornos aus dem Internet. „Jedes Kind, was dort abgebildet oder gezeigt wird, ist ein Missbrauchsopfer“, betonte Woltmann. Die Abgeordnete erläutere die gesetzliche Situation: „Der Bundestag hat im November eine Verschärfung des Sexualstrafrechts beschlossen. Künftig macht sich unter anderem strafbar, wer Kinder und Jugendliche nackt fotografiert, um die Aufnahmen zu verkaufen oder zu tauschen. Sexualstraftaten sollen zudem später verjähren. Auch „Cyber-Grooming“ soll umfangreicher geahndet werden.

Roland Raschke von White IT betonte die Wichtigkeit des Präventionsbereiches: „Wir müssen Kinder stark machen.“ Nein zu sagen fällt schwer, wenn die Täter aus dem Nahbereich kommen und zuvor Vertrauen aufgebaut wurden. Medienkompetenz müsse nicht nur bei den Kindern, sondern insbesondere bei den Eltern gestärkt werden, waren sich die Experten einig. Kinder, Jugendliche und ihre Eltern wären sich oft nicht der Konsequenzen bewusst, wenn sie Bildmaterial hochladen. Zudem benötigen potenzielle Täter Hilfe, damit sie erst gar nicht zu Tätern werden. „Niemand kann was für seine Neigungen“, erklärte Raschke. Die Betroffenen sollen den Mut schöpfen können, sich zu offenbaren und eine Therapie beginnen zu können.

Matthias Möring vom Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA) erklärte, dass im Netz zwischen Nacktbildern, die teilweise naiv hochgeladen werden, und Fotos von Kindern, die fürchterlich gequält werden, alles zu finden ist. „Wir suchen nach der Quelle der Daten“, beschreibt er eine der Aufgaben des LKA. Die regionale Polizei leistet die Ermittlungsarbeit. Dirk Uhmeier, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Delmenhorst / Oldenburg-Land: „Von uns wird das Bildmaterial gesichtet.“ Manchmal sind das mehr als 100.000 Fotos pro PC. „Die Kollegen müssen sich das anschauen und bewerten – oft monatelang. Dabei geht es auch um schwersten Missbrauch von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen.“ Es sei schwierig überhaupt Kollegen zu finden, die diese Arbeit noch leisten wollen und können. Vor Gericht kommen die Käufer der Bilder als Ersttäter dann oft mit einer Geldstrafe davon, bedauerte Uhmeier. Die Strafbemessung sei aber bei Wiederholungstätern und den Verteilern von Kinderpornografie erheblich höher. Möring warnte vor Resignation, obwohl auch er sich höhere Strafmaße wünsche. Aber wenn man auch nur ein Kind retten könne, wäre es das alles wert.

Die Beamten stimmten überein, dass die Vorratsdatenspeicherung (VDS) für ihre Ermittlungs- und Aufklärungsarbeit zwingend notwendig sei. Der derzeitige Vorschlag von Justizminister Heiko Maas, die Daten zehn Wochen zu speichern, wurde als ein Anfang bewertet, der aber zu kurz greifen könnte.

Die Beiträge aus dem Publikum beschäftigten sich vornehmlich mit der Prävention. Beklagt wurden die fehlenden finanziellen Mittel für Programme und Angebote in Kindergärten, Schulen und für Eltern. Der Idee die Netzknoten zu überwachen, um im laufenden Datenverkehr kinderpornografisches Bildmaterial herauszufiltern und abzugleichen (Photo-DNA), stimmten die Polizisten wegen gefährdeter Bürgerrechte nicht zu. Damit könne zu viel Schindluder getrieben werden. Auch die Täter an den Pranger zu stellen, ginge gar nicht.

Pädophilie / Pädosexualität

Ursprünglich bedeutet der Begriff Pädophilie übersetzt aus dem Griechischen Liebe zu Kindern. Ein Grund für beispielsweise Wildwasser Oldenburg von Pädosexualität zu sprechen. Und auch die Mediziner nutzen diese Bezeichnung, wenn es zu sexuellen Handlungen an oder mit Kindern kommt. Mehr Informationen gibt es bei Zeit Online.

Cyber-Grooming

Dabei handelt es sich um Versuche eines Erwachsenen, unter falschen Angaben über das Internet Kontakt zu Kindern aufzunehmen, um sie zu sexuellen Handlungen zu bewegen. Häufig geben sich Pädosexuelle im Netz als Gleichaltrige aus.

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2 Kommentare

  1. Michael Reins
    18. April 2015 um 10.38 — Antworten

    Ich frage mich, warum Frau Woltmann lediglich die 250.000 Männer nennt, die mutmaßlich pädophile Neigungen haben; was ist mit den Frauen die entweder selbst derartige Neigungen haben oder bei Übergriffen ihren männlichen Partnern Hilfe bieten?
    Merkwürdig ist hingegen schon, das man mit der Datenvorratsspeicherung vermeintliche Täter dingfest machen möchte. Der Täter, der sich derartige Fotos oder was auch immer besorgen will, nutzt ganz sicher nicht das Netz mit Google Country, sondern geht tiefer ins Netz – und das ist der teil des Netzes, den ein Normalnutzer gar nicht kennt, ja nicht einmal etwas davon gehört hat. Nennen wir es einfach das Netz im Netz, das kommt dem schon ganz nah.
    Kinderpornografie ist auch keine Erscheinung, die es erst seit wenigen Jahren gibt, sondern viele Jahrzehnte. Demnach haben die bisherigen Methoden zur Ermittlung wohl eher einen Alibicharakter. Die Polizei ihrerseits hatte schon immer den Nachteil, das hoch kriminelle immer schon zwei Schritte voraus waren; es fängst schon bei der technischen Ausstattung an.
    Und wenn wir ehrlich sind, wird doch nur deshalb das Thema aufgegriffen, weil man einen Politiker erwischt hat und ihm den Vorwurf machte. Seltsamerweise ist das Verfahren aber eingestellt worden, was zeigt, wie entweder Polizei oder Staatsanwaltschaft – oder beide – sich verrannt haben. Wer jemanden des Besitzes von Kinderpornografie beschuldigt, sollte absolut Wasserdichte Beweisketten aufbauen. Kann man das nicht, ermittelt man entweder weiter ohne alle möglichen Beteiligten aufzuscheuchen oder lässt das ganze sein.
    Im Fall Edathy hat man den Eindruck, es mit einer Hexenjagd zu tun zu haben, die jedoch den Grund in anderen Ermittlungen haben. Aber dort scheint man lieber nichts sagen zu wollen, sonst ist bald der nächste Politiker mit Vorwürfen konfrontiert, die dann auch nichts handfestest ergeben.

    Wie gesagt, das Problem ist lange Zeit bekannt und bestand auch schon zu Zeiten, als es kein www gab. Es wäre sicher interessant, wer denn zu den „Kunden“ gehört, die sich Bild – oder Filmmaterial besorgen oder wer sogar noch viel weiter geht und Hilfe aus anderen Kreisen benötigt. Ich gehe also nicht davon aus, das es nur ganz normale Menschen mit ganz normalen Berufen sind, sondern auch Personen in „Machtpositionen“, die sie zur Verschleierung auch nutzen.

    Es ist auch nicht das erste Mal, das Ermittlungen in brisanten Angelegenheiten schon mal eingestellt wurden, weil es Anweisungen dazu gab. Machen wir uns also nichts vor, mit derartigen Veranstaltungen ist gar nichts gewonnen. Im Elternhaus wie auch im Kindergarten oder in Schulen sollte es ein Bestandteil des täglichen Miteinander sein, auf die Kinder aufzupassen und ihnen zu erklären, was einem zustoßen kann, wenn nicht aufgepasst wird. Aber wer will bitte die kindliche Naivität und Gutgläubigkeit in Misstrauen verwandeln? Um die Kinder und Jugendlichen zu Schützen wir kein Geld benötigt – das ist immer eine gern genutzte Art und Weise, um bisherige und zukünftige Untätigkeit zu begründen.
    Als letztes sei noch gesagt, das es nicht Nachvollziehbar ist das Ersttäter in einer solchen Sache überhaupt mit Geldstrafen und/oder Bewährung davonkommen. Wenn es so grausam ist wie beschrieben – und es wird sicherlich noch untertrieben sein – gehört auch der Ersttäter sofort für Jahre ins Gefängnis. Oder würde man für einen Mord, der nun auch eine grausame Tat ist, Bewährung bekommen oder eine Geldstrafe leisten müssen?!Und ansonsten sollte es endlich dazu kommen, das Sexualstraftäter öffentlich benannt werden; doch da sagt man Nein, weil diese Täter geschützt werden müssen. Wer hat bloß die Opfer geschützt…?
    Dafür setzt man auf Vorratsdatenspeicherung und hat gleichzeitig Zugriff auf alle anderen, die jedoch niemals im Verdacht stehen, an derartigem beteiligt waren. Aber dann kommen die Stimmen derer, die dann sagen „Ich habe ja nichts zu verbergen“. Das man aber überwacht werden kann, obwohl es keinen Tatverdacht in irgendeine Richtung gibt, wird gar nicht bemerkt.

    War es nicht so, das man in Oldenburg sozialen Projekten die Gelder gekürzt hat – darunter auch Wildwasser? Würde man weniger Geld für externe Gutachten ausgeben, könnte Wildwasser z.B. sehr viel Geld mehr bekommen und sich dann auch daran machen, Prävention zu betreiben.
    Damit gibt es für mich keinen Grund daran zu glauben, das man Kinder und Jugendliche wirklich schützen will. Hier geht es offenbar um den Wunsch, mehr und länger Daten speichern zu können.; nichts weiter.

  2. W. Lorenzen-Pranger
    14. Mai 2015 um 20.39 — Antworten

    Es stinkt – und zwar nach Hetzjagd gegenüber konkurrierenden Parteien. Edathy scheint im Untersuchungsausschuß gegen rechtsradikale Umtriebe gar zu effektiv gewesen zu sein und Rufmord war den Rechten schon immer ein schnelles und wohlfeiles Mittel – oder wo sind denn nun die unwiederlegbaren Beweise gegen ihn? Billige Behauptungen reichen aus! Wo sind Diskussionsteilnehmer aus anderen Parteien bei so einer Veranstaltung?
    Und „Vorratsdatenspeicherung“? Die Franzosen machen das, wie der Fall Charlie Hebdo überdeutlich zeigt, ohne jeden Erfolg. Heute gibts politische Skandale (Merkel, de Maizière, von der Leyen, ja selbst Gauck, der es zuläßt, daß Ehrengäste, ehemalige KZ-Insassen, an der Goulaschkanone anstehen läßt um sich selbst vom Feinsten bedienen zu lassen), da wären vor zwanzig Jahren die Minister auch der Kanzler – so ein „Präsident sowieso – reihenweise zurückgetreten. Übrigens alle zu einer Partei gehörig!
    Na? Klingelts?

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