Ausstellung

Sonderausstellung im Schloss: Bewegtes Blech

Faszination bewegtes Blech heißt eine Sonderausstellung mit Blechspielzeug im Oldenburger Schloss.

Motorrad mit Beiwagen Tipp-Co um 1938.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (zb) „Faszination bewegtes Blech“ heißt eine Sonderausstellung im Oldenburger Schloss, die bis zum 30. April zu sehen ist. Sie umfasst 250 Objekte und zeigt einen Überblick über die beliebtesten Blechspielzeuge im 20. Jahrhundert. Dabei handelt es sich um Autos, Eisenbahnen, Tänzer und Varietéfiguren. Unter Kennern gilt das Spielzeug heute als Kapitalanlage.

Anzeige

Das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte hat das Spielzeug nie erworben, sondern es als Dauerleihgabe von dem Maler, Zeichner und Karikaturisten Bernd Pfarr (1958 – 2004) nach seinem Tod erhalten. Der wiederum erbte es von seinem Onkel, einem leidenschaftlichen Sammler, „der seinem Neffen, als der noch Kind war, das Spielen mit den wertvollen Stücken nie gestattete“, weiß Kurator Dr. Michael Reinbold.

Bei der Sammlung handelt es sich um rund 200 Blechspielzeuge, die durch Objekte von zwei privaten Sammlern, des Überseemuseums Bremen und durch Blechspielzeug, das afrikanische Kinder aus Getränkedosen gebastelt haben, ergänzt wird. „Das Spielzeug besteht aus dünn gewalztem Blech, das gelötet und bemalt wurde“, erläutert Reinbold. „Es war teuer und nur wenige Kinder besaßen es. Als 1871 die Gewerbefreiheit kam, setzte die industrielle Massenproduktion ein. Durch niedrige Löhne wurde Deutschland zum Weltmarktführer auf dem Spielzeugsektor. Vor allem Frauen und Kinder bemalten das Spielzeug.“

Das Blechspielzeug erfreute sich weltweit großer Beliebtheit und war erheblich billiger als Holzspielzeug. „Außerdem ließ es sich besonders gut mit Aufzug- und Federmotoren kombinieren, wodurch es beweglich wurde. So hielten noch vor dem Ersten Weltkrieg bevorzugt Verkehrsmittel mit zukunftsweisendem Charakter Einzug in Kinderzimmer aber auch Sammlervitrinen“, berichtet Reinbold. Nach dem Ersten Weltkrieg war deutsches Spielzeug nicht mehr gefragt und nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte der Kunststoff seinen Siegeszug.

Die Ausstellung präsentiert moderne Fortbewegungsmittel vor allem aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Ganze Bahnhofsanlagen sind aufgebaut, ein Reichsbahnlazarettwagen von 1905, und schicke Motorräder sowie Automodelle, deren Details fotografiert wurden und an den Wänden hängen, sind zu sehen. Dort befinden sich auch Bilder von Bernd Pfarr, in denen deutlich wird, dass seine Sammlerleidenschaft sich in seiner Kunst niedergeschlagen hat. Es sind Cartoons, die er für „Titanic“ oder den „Stern“ gezeichnet hat.

Neben Autos, Feuerwehrwagen, Motorrädern und Eisenbahnen sind auch Varietéfiguren, ein Tanzpaar von 1910 oder eine aufziehbare Spieldose aus Blech von 1890 ausgestellt. Eine Vitrine zeigt farbige Menschenfiguren aus anderen Kontinenten und der damals herrschende Rassismus ist unverkennbar. Direkt gegenüber hat Reinbold eine Vitrine mit Blechspielzeug aus Afrika platziert. Hergestellt von Kindern aus der Not heraus.

Vorheriger Artikel

Klitschko-Spende: Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungen ein

Nächster Artikel

Alte Mehrheit findet sich zu neuem Haushalt

Keine Kommentare bisher

Einen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.