Oldenburg

Auguststraße: Ideologie statt Vernunft

Nur wenige Radfahrer trauen sich in Oldenburg auf die Straße.

Nur wenige Radfahrer trauen sich auf die Straße.
Foto: Anja Michaeli

Oldenburg (zb) Eigentlich ist es die Aufgabe der Stadt Verkehrszählungen durchzuführen. In Oldenburg tun das neuerdings Ratsmitglieder (die OOZ berichtete). Allerdings eher wohl mehr aus Misstrauen und Verzweiflung.

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CDU-Ratsfraktionschef Olaf Klaukien hat gemeinsam mit weiteren Fraktionskollegen in der Auguststraße das Verhalten der Radfahrer ins Visier genommen. Denn hier wird seit einigen Monaten eine neue Verkehrsregel praktiziert, die höchst umstritten ist. Autofahrer dürfen dort maximal 30 Stundenkilometer fahren und Fahrradfahrer die Fahrbahn benutzen. Wer das nicht mag, kann weiterhin den kombinierten Rad- / Fußweg befahren – allerdings mit maximal zehn Stundenkilometer. So besagt es die Straßenverkehrsordnung.

„In den gezählten drei Stunden nutzten 532 von 587 Radfahrern den Radweg, was 91 Prozent entspricht“, berichtet Klaukien. Die CDU-Fraktion fühlt sich in ihrer Haltung gegen Tempo-30-Regelungen kombiniert mit den neuen Regeln für Radler bestätigt. Wenn tatsächlich alle Radfahrer die Fahrbahn nutzen würden, wird es vermehrt zu gefährlichen Verkehrssituationen kommen. „Die Auguststraße ist aufgrund ihrer baulichen Struktur nicht für irgendwelche Verkehrsexperimente geeignet“, stellt Klaukien in Richtung Rot-Grüner Ratsmehrheit klar und plädiert deshalb dafür, die Radwegebenutzungspflicht an der Auguststraße unverzüglich wieder einzuführen.

Doch die Debatte um die Neuregelung hat längst ideologische Züge angenommen. Dabei bestätigt auch die Polizei die Zählergebnisse der CDU. Radfahrer bevorzugten ihre Sicherheit, heißt es seitens der Polizei. Den Bürgern wird dieses Straßenprojekt trotzdem als verkehrlicher Fortschritt verkauft. Fakt ist, dass dort kein Platz für alle Verkehrsteilnehmer ist und niemand die vorhandenen Vorgärten opfern will. Radfahrer und Fußgänger kommen sich folglich permanent ins Gehege. Also schickt man die Radler auf die Straße, doch sie nehmen das Angebot nicht an.

Fahrradfahrer fühlen sich nicht nur durch dicht hinter ihnen fahrende Autos akut bedrängt, sie fürchten auch, eng und schnittig überholt zu werden, was überall zu beobachten ist. Laut Polizei soll beim Überholen ein Abstand von 1,50 Meter eingehalten werden. Davon träumen Radfahrer. Lediglich geübte Radler nehmen es mit den Autos auf. Der Rest sucht den rettenden Radweg.

Die Idee, die Radfahrer auf die Straße zu lassen, hat sich in der Auguststraße aber auch an anderen Stellen in der Stadt nicht durchgesetzt. Das wird sich demnächst vermutlich auch am Damm so zutragen. Wenn SPD und Grüne auch dort der 30-Zone zustimmen, werden sich nur wenige auf die Straße trauen. Der Bürgerverein Osternburg hat sich gegen diese Lösung ausgesprochen, doch die Ratsmehrheit, die sonst gerne Bürgerbeteiligungen favorisiert, hat ihre ganz eigenen Ansichten und ignoriert den Willen der Fahrradfahrer.

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18 Kommentare

  1. Benjamin
    10. Februar 2014 um 12.33 — Antworten

    „Doch die Debatte um die Neuregelung hat längst ideologische Züge angenommen.“

    Das hat dieser Artikel tatsächlich. Einen eindeutigen „Willen der Radfahrer“ gibt es definitiv nicht. Und wenn, dann doch eher für Tempo30 mehr Rechte für Radfahrer, wie die rege Teilnahme an der monatlich stattfindenden Critical Mass Radtour durch Oldenburg zeigt.

  2. Jan
    10. Februar 2014 um 13.40 — Antworten

    Da zeigt ja die einfach gestrickte CDU-PR nachhaltige Wirkung. Oder fühlt sich der Autor/die Autorin als leidenschaftliche/r Autofahr/in einfach nur gestört? 😉
    „Fahrradfahrer fühlen sich nicht nur durch dicht hinter ihnen fahrende Autos akut bedrängt, sie fürchten auch, eng und schnittig überholt zu werden, was überall zu beobachten ist.“
    Habt ihr Radfahrer erfragt? Selbsterfahrung? Oder wie kommt man zu dieser steilen These?

    Dass zahlreiche Radfahrer immer noch die Straße nicht benutzen, ist sicherlich nicht ganz von der Hand zu weisen (ob man ausgerechnet den CDU-Zahlen Glauben schenken soll und wie man deren Zählmethode bewerten möchte, steht auf einer anderen Seite). Wäre es aber nicht viel interessanter, seriös zu ergründen, warum das so ist? Da müsste man sich dann aber tatsächlich die Mühe machen und die entsprechenden Radfahrer befragen.

    PS: Es ist immer chic, wenn ein eindeutiger Kommentar (so nehme ich diesen Artikel jedenfalls wahr) nicht unter dem Redaktions-Nick publiziert wird.

  3. Roman
    10. Februar 2014 um 14.30 — Antworten

    Nicht durch dicht auffahrende Autos „bedrängt“, nicht „eng und schnittig“ sondern mit ausreichendem Abstand überholt werden – kurz: als gleichberechtigte Straßenverkehrsteilnehmer anerkannt zu werden, davon träumen die Radfahrenden. Das stellen Sie korrekt dar.

    Sie „suchen den rettenden Radweg“ weil sie sich aufgrund des genannten Fehlverhaltens der Autofahrenden, das „überall zu beobachten ist“ wie Sie richtig bemerken, auf der Straße nicht sicher fühlen. Auch das: leider korrekt.

    Aber wieso „ignoriert“ die Ratsmehrheit denn dann „den Willen der Radfahrer“ (der sich in Ihrem Artikel übrigens plötzlich massiv von deren Traum unterscheidet)? Sie akzeptiert einfach nicht, aufgrund des Fehlverhaltens der Autofahrenden, die Regelung in der Auguststraße wieder rückgängig zu machen. Meinen Willen ignoriert sie dabei keinesfalls. Und überhaupt: was soll denn ihrer Meinung nach der Wille der Radfahrenden sein? Dass sie den rettenden Radweg (der gar keiner mehr ist) suchen (müssen)? Im Ernst?! Oder leiten Sie da etwas aus der Zählung der CDU ab, das mir entgangen ist?

    Die Radler fühlen sich auf der Straße aufgrund des Fehlverhaltens von Autofahrenden verunsichert bis verängstigt – und das in der selbsternannten Fahrradstadt Oldenburg. Darauf sollten Sie Ihre Aufmerksamkeit richten! Stattdessen suggerieren Sie auch noch, dass der Bürgerverein Osternburg die Radfahrenden in ihrem Willen besser vertreten könnte, als die (gewählte) Ratsmehrheit…

    In mir formt sich der Wille, mich wieder zur NWZ zu retten. Nein, das war nur ein Scherz. Aber etwas weniger Meinung zugunsten differenzierter Berichterstattung wäre wünschenswert. Fahren Sie eigentlich Fahrrad?

  4. Lars Schmidt
    10. Februar 2014 um 15.01 — Antworten

    Einer der wichtigsten Gründe, warum Radfahrer die Fahrbahn nicht nutzen, wird genannt: das Fehlverhalten der Autofahrer. Vielleicht würden Kontrollen in diesem Bereich Abhilfe schaffen?

    Der zweite wichtige Grund ist die Tatsache, dass die meisten Radfahrer (ebenso wie die meisten Autofahrer) diese Wahlfreiheit zwischen Fahrbahn und nichtbenutzungspflichtigen Radweg nicht kennen.
    Aufklärung ist da dringend notwendig.

  5. Tobi
    10. Februar 2014 um 15.04 — Antworten

    Roman redet mir und sehr wahrscheinlich auch vielen anderen Oldenburger Radfahrern aus der Seele.

    Das es so wie es in der Auguststr geregelt ist nicht funktionieren kann ist bei der Minibeschilderung und dem leider meisst immernoch aggressivem drängeln und überholen der meissten Autofahrer meiner Meinung nach kaum ein Wunder. Geübte Fahrer die ein etwas höheres Tempo fahren nutzen dort sicherlich wie auch auf anderen Straßen die Fahrbahn was grade bei einem höheren Tempo jenseits der 15kmh garantiert sicherer ist da man nicht bei jeder 2ten Kreuzung oder Seitenstraße von abbiegeden Autofahrern geschnitten oder durch erst im letzten Moment halten zur vollbremsung gezwungen wird.
    Halte da Lösungen wie Hamburg oder Berlin mit rad wegen die direkt auf der Fahrbahn sind oder ohne Bordstein und Markierungen doch für deutlich sicherer.
    Und wenn sich die Autofahrer und auch gut Wetter Radler erstmal daran gewöhnt haben sich die Fahrbahn zu teilen sieht das auch mit der Nutzung und dem verkehrsfluss deutlich besser aus

  6. EH
    10. Februar 2014 um 15.47 — Antworten

    Moin moin, als ehemaliger Oldenburger der immer mal wieder mit dem Fahrrad in Oldenburg, speziel auch in der Auguststraße, unterwegs ist will ich hier mal meinen Senf dazu geben.
    Ich höre grade erstmals von der Regelung und bin angesichts der Sachlage etwas verdutzt. Vieleicht ist mein Blick ein anderer weil ich aus der Sicht eines Großstätters schreibe aber kundtun werde ich sie dennoch. Wenn ich mir die Auguststraße vor Augen führe kann ich nicht verstehen warum der Fahrradverkehr in dieser Straße überhaupt auf die Straße verlegt werden soll. Die Breite der dortigen Fuß- Radwegkonsterlation lässt es problemlos zu die Radwege zu sanieren und die Straße den Autos zu überlassen. Einzig zielführend wäre hier eine verbreiterung der Fahrbahn wobei hier beidseitig Fahrradstreifen angelegt werden müssen, diese sind von der KFZ Fahrbahn durch Belag und extra Kennzeichnung abzutrennen. Ein Straßenbauliches Paradebeispiel hierfür ist die Sanierung der Helbrookstraße in Hamburg (leider kann ich hier keine Bilder anhängen). Die Straße ist der Auguststraße von der Art der Auslastung und dem Rad/ KFZ sehr ähnlich. Nach Ihrem Umbau mit der Verbreiterung der Fahrbahn unter verlegung des Fahrradverkehrs auf die Fahrbahn und verschmälerung der Fußwege wird Die Straße von Allen Verkehrsteilnehmern als wesentlich sicherer angesehen. Selbst eingefleischte KFZ Anhänger äussern sich zu diesem Konzept sehr positiv.

  7. EH
    10. Februar 2014 um 15.53 — Antworten

    Sofern es hier erlaubt ist möchte ich unter Verweis auf mein zuvor geschiebenes auf folgenden Link verweisen: hamburgize.blogspot.de

  8. Gernot Lucks
    10. Februar 2014 um 16.11 — Antworten

    „Nur“ 9% der Radfahrer benutzen die Fahrbahn? Ich bin begeistert, auf so viele hätte ich nicht zu hoffen gewagt! Nachdem den Radfahrerinnen und Radfahrern jahrzehntelang erzählt wurde, sie seien auf (jeder Art von) Radwegen sicherer, ist dies schon eine stolze Zahl. Nur die wenigsten werden schließlich wissen, dass das Märchen von den sicheren Radwegen schon vor vielen Jahren (wissenschaftlich) widerlegt wurde.
    Und die Forderung der CDU nach Wiedereinführung der Benutzungspflicht: Sollen sie ruhig machen; schon vor ihr Abschaffung war die Radwegebenutzungspflicht an der Auguststraße dermaßen rechtswidrig, dass eine Klage dagegen kein Risiko (sondern lediglich Arbeit) darstellt.

  9. Manfred
    10. Februar 2014 um 17.34 — Antworten

    Schon die Überschrift des Artikels ist total daneben: Welche „vernünftige“ Lösung stellt sich der Autor denn eigentlich vor? Wie hier schon völlig zutreffend bemerkt wurde, wäre die Wiedereinführung der Benutzungspflicht in der Auguststraße absolut illegal. Warum? Weil diese Pflicht nur dort angeordnet werden darf, wo dies der Sicherheit der Fahrradfahrer dient.
    Tatsache ist aber, dass der frühere gemeinsame Fuß- und Radweg in der Auguststraße ein Sicherheitsrisiko dargestellt hat. Es gibt unzählige Ausfahrten, der Weg ist zu schmal für die gemeinsame Nutzung durch Fußgänger und Radfahrer und auch an den Kreuzungen und Einmündungen ist es gefährlich. Die Aufhebung der Benutzungspflicht ist also ein Fortschritt, was die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer angeht -übrigens und gerade auch der Fußgänger!
    Wie an hier von Ideologie statt Vernunft sprechen kann, ist mir ein Rätsel. Es ist wissenschaftlich längst belegt, dass Radfahrer in Fällen wie hier auf der Fahrbahn sicherer unterwegs sind. Es passieren dort weniger Unfälle. Es ist also genau umgekehrt: Die jetzige Regelung ist angesichts der beengten Platzverhältnisse (für einen separaten Radweg ist gar kein Platz!) die vernünftigste. Wer etwas anderes behauptet, ist ein Ideologe. Ein Autoideologe alter Bauart.

  10. Jelte
    10. Februar 2014 um 19.21 — Antworten

    Entschuldigen Sie, aber Ihr Artikel strotzt leider vor Unwissenheit und Auto-Liebe. Dass Radfahrende qua StVO gleichberechtigte Fahrzeugführer sind, die seit 15 Jahren in der Regel auf der Straße fahren sollen/dürfen (was gerade in punkto Sicherheit bewiesenermaßen von Vorteil ist), scheint leider immer noch nicht angekommen zu sein. In schon länger existierenden 30-Zonen ist das Fahrbahnfahren doch auch keine Frage mehr – wird von allen akzeptiert und praktiziert. Und: Radfahrende fühlen sich wohl dort. Auf der Auguststr. müssen sich die Kraft- und Radfahrenden erst noch dran gewöhnen, ganz normal. Aber zumindest das unberechtigte „Weghupen“ (Ordnungswidrigkeit) hat schon spürbar nachgelassen – nur „WST-…“ hat´s noch nicht mitbekommen… Enges und zu schnelles Überholen (mit Gefährdung: 30-250 Euro Bußgeld, bis zu 4 Punkte…) passiert laufend, aber das würde sich erheblich bessern, wenn (wie woanders auch) viele Radfahrende selbstbewusst die Fahrbahn nutzen und dies dann für alle zur unhinterfragten Normalität gehört. Leider wehrt sich scheinbar das mit dem Auto sozialisierte Establishment vehement gegen den Zeitgeist und die drängende Notwendigkeit, unseren Verkehr menschenfreundlicher, ökologischer und damit zukunftstauglicher zu organisieren. Oldenburg sollte als selbsternannte „Fahrradstadt“ hierbei Vorreiter sein – aber nö – es regiert kleingeistige Provinzialität… Leider auch in den lokalen Medien.

  11. Till
    10. Februar 2014 um 22.23 — Antworten

    Als Anwohner der Auguststraße kann ich die Situation von mehreren Seiten aus einschätzen.

    Aus Radfahrer-Sicht: Für mich ist es wesentlich komfortabler, und meinem persönlichen Sicherheitsgefühl zuträglich, dass ich auf der Straße fahren darf. Dadurch bin ich erstens einfach schneller unterwegs, und muss zweitens nicht an jeder Einmündung damit rechnen, von einem Auto übersehen zu werden.
    Als störend empfinde ich dabei eindeutig diejenigen Radfahrenden, die auf dem Fußgängerweg (der in diesem Artikel leider fälschlicher Weise als Radweg benannt wird) fahren. Diese sind nämlich auch für mich, wenn ich auf der Straße fahre und rechts abbiegen will, schwer wahrzunehmen. Deshalb hielte ich es für wesentlich sinnvoller, noch einen Schritt weiterzugehen, nämlich die Freigabe des Fußweges für Radfahrende aufzuheben.
    Dafür spricht auch meine Erfahrung als Fußgänger auf dem Fußweg. Als solcher empfinde zumindest ich mich stark von Radfahrenden auf dem Fußweg als Beeinträchtigung meiner Sicherheit.
    Hinzu kommt die schwierige Situation an der Fußgängerampel an der Kreuzung Auguststraße/Haareneschsstraße. Wer hier auf dem Fußgängerweg fährt, sieht die Ampel leicht als nur für Autofahrer gültig an – schließlich gibt es kein eigenes Lichtsignal für Fahrradfahrende. Wer hingegen auf der Straße fährt, hat eine deutlich klarere Situation vor sich, da er sich eindeutig auf der Fahrbahn, auf die Sich die Ampel bezieht, befindet.

    Ja, es ist bedauerlich, dass nach wie vor so wenige Radfahrende die Chance, die Fahrbahn zu nutzen, nicht wahrnehmen. Aber ihnen diese Chance deshalb zu nehmen, wäre definitiv ein Schritt in die falsche, unsichere Richtung.

  12. Netzer
    10. Februar 2014 um 23.27 — Antworten

    Schade. Frau ZB hat mich enttäuscht.

  13. Christian Wichmann
    11. Februar 2014 um 9.37 — Antworten

    Auch ich musste mich über diese einseitge Berichterstattung – oder besser: diesen einseitigen Kommentar – sehr wundern; das hätte ich in der OOZ so nicht erwartet. Jan (Kommentar 2) stellt berechtigterweise die Frage, ob denn überhaupt Radfahrer*innen befragt worden seien. Zum Glück eröffnet mir die Kommentarfunktion die Möglichkeit, hier auch „ungefragt“ meine Meinung zu äußern:

    Seit ich (übrigens durch das Aufkommen der Critical Mass in Oldenburg) für das Thema Radfahren auf der Fahrbahn sensibilisiert worden bin, nutze ich als Radfahrer die Straße, wo es nur geht: Uhlhornsweg, Tirpitz-/Hindenburg-/Roonstraße, Melkbrink, Jägerstraße – und natürlich auch die Auguststraße. Angehupt (freundliches Winken ist hier die beste Reaktion) und geschnitten werde ich dabei recht selten; das mag zum einen daran liegen, dass ich eher zügig fahre, zum anderen daran, dass ich mich nicht ängstlich an den rechten Fahrbahnrand dränge, sondern einen angemessenen Abstand halte, so dass ich ohnehin nur überholt werden kann, wenn die Gegenfahrbahn frei (oder die Straße breit genug) ist.

    Die Vorteile überwiegen für mich klar: Zu der objektiv höheren Sicherheit, die durch eine Vielzahl von Verkehrsstudien belegt ist, kommt auch eine subjektiv gefühlte höhere Sicherheit. Zudem bin ich auf der asphaltierten Straße schlicht schneller unterwegs als auf den oft in schlechtem Zustand befindlichen Radwegen. (Auf der Ofener Straße stadteinwärts? Aua!) Daher hoffe ich sehr, dass in Zukunft bei weiteren Straßen die Radwegbenutzungspflicht aufgehoben wird – gerne auch ohne das halbherzige Zeichen 1022-10 („Radfahrer frei“).

    Das größte Problem ist in meinen Augen die Uninformiertheit vieler Verkehrsteilnehmer*innen, sowohl autofahrender als auch radelnder. Das stelle ich in Gesprächen immer wieder fest, und es fällt schwer, dies übel zu nehmen – gilt es doch, hier über Jahrzehnte aufgebaute Gewohnheiten zu durchbrechen. „Die Straße gehört den Autos“, „Auf dem Radweg ist es sicher“ – wer mit diesen Ansichten aufgewachsen und „verkehrs-sozialisiert“ worden ist, dem darf das Umdenken gern schwer fallen. Um so wichtiger ist es, dass diejenigen, die diesen Umdenkprozess bereits abgeschlossen haben, mit gutem Beispiel vorangehen bzw. -fahren, sich sichtbar und selbstbewusst auf der Fahrbahn bewegen und ihr Umfeld ermuntern, es ihnen gleich zu tun. Gute Argumente dafür gibt es zu Genüge. Wenn dies gelingt, dann wird es hoffentlich irgendwann nicht mehr die kritisch und ungläubig beäugte Ausnahme, sondern Normalzustand sein, dass Auto und Rad sich die Fahrbahn gleichberechtigt teilen.

    PS: Ich lade die Autorin gerne zu einer kleinen Radtour durch Oldenburg ein, um sich ein Bild „von der anderen Seite“ zu machen. Vielleicht erlebt sie ja eine Überraschung.

  14. maunsen
    11. Februar 2014 um 10.32 — Antworten

    Was für ein schwacher Artikel.
    Einfach mal eine Pressemitteilung der CDU abgedruckt?
    Extrem schlecht!

  15. Tunichtgut
    11. Februar 2014 um 23.59 — Antworten

    Radwege töten!

    Auf dem Radweg ist jede Einfahrt und jede Querstraße ein Glücksspiel.
    Auf der Straße wird man zwar durch die Unwissenheit der entsprechenden Autofahrer angehupt, doch dies übersteht man meist unverletzt.
    Und um nicht zu eng überholt zu werden, empfiehlt es sich mind. 1m vom rechten Rand abstand zu halten oder sogar mittig in der Spur unterwegs zu sein.

    Auf radverkehrspolitik.de findet man einige Tipps zum korrektem Verhalten im Straßenverkehr.

  16. Manuel
    12. Februar 2014 um 1.21 — Antworten

    Also ich fahre dort ja auf der Straße, eben weil ich mich dort sicherer fühle. Autofahrer sind in ihrem (teilweise unangebrachten) Verhalten immerhin etwas berechenbarer als Fußgänger.

    Und eine Verkehrszählung von sage und schriebe DREI Stunden alleine als Argument zu zitieren ist wohl eher als schlechter Witz zu beurteilen.

  17. Daniel
    12. Februar 2014 um 18.29 — Antworten

    Warum wird hier eigentlich so getan, als wäre es ein Skandal, wenn sich Autofahrer mit Radfahrern die Fahrbahn teilen sollen, während es fast selbstverständlich scheint, dass sich Radfahrer den Rad- und Gehweg mit Fußgängern teilen?

    Es ist eher ein Skandal, dass Radfahrer hier jahrelang auf einen Weg gezwungen wurden, der nicht nur von Fußgängern genutzt wird, sondern offensichtlich auch noch durch mehrere Wartezonen von Bushaltestellen führt.

    Nein liebe CDU, so darf ein Radweg heute nicht mehr aussehen. Daher ist die Fahrbahn hier umso mehr der richtige Weg für Radfahrer!

  18. Daniel
    19. Februar 2014 um 12.34 — Antworten

    Die von der CDU gezählten 91 Prozent der Radfahrer, die weiterhin den für Radverkehr freigegebenen Gehweg nutzen, sind im Übrigen kein Grund, die Benutzungspflicht wieder anzuordnen. Denn im Durchschnitt sind es überall 90 Prozent, die den freigegebenen Gehweg oder nicht mehr benutzungspflichtigen Radweg weiter benutzen.

    Der Leidfaden Radverkehr des Landes Niedersachsen belegt das (90 Prozent) und gibt folgende Gründe:

    “Bauliche Radwege ohne Benutzungspflicht und Gehwege mit zugelassenem Radverkehr werden den Erfahrungen nach aus Gründen der subjektiven Sicherheit, oft aber auch aus Unkenntnis über die Wahlmöglichkeit, von Radfahrerinnen und Radfahrern weiterhin in hohem Maße genutzt.”

    Es ist also Aufklärungsarbeit angesagt und keine erneute Benutzungspflicht.

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