Straßenverkehr: Von Rot- und Grünphasen
Einige fühlen sich im Straßenverkehr stets benachteiligt, weil die anderen angeblich längere Grünphasen haben als sie selbst.
Foto: Anja Michaeli
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Ob Fußgänger, Rad- oder Autofahrer – sie alle wollen möglichst lange grüne Ampeln haben und fühlen sich stets benachteiligt, weil die anderen Gruppen angeblich längere Grünphasen haben als sie selbst. Das ist mitunter der Fall und macht Sinn, wenn zum Beispiel rund 400 Radfahrer in einem Zeitfenster von 30 Minuten die Cäcilienbrücke am Damm überqueren wollen und zum gleichen Zeitpunkt erheblich weniger Autos anzutreffen sind. Die Stadtverwaltung setzt Ampelschaltungen ein, die auch die Sicherheit einzelner Gruppen in den Blick nimmt. Da muss der Rest eben warten. Aber genau das fällt vielen schwer und beschwört den Zorn herauf.
Säßen die jetzt auf dem Fahrrad, würden sie die längere Grünphase begrüßen und für richtig halten. Es kommt eben oft auch auf die Perspektive an. Nur leider erinnert sich der Autofahrer nicht daran, wie es bei seiner letzten Fahrradfahrt war und umgekehrt. Und manch ein Fußgänger schlendert demonstrativ langsam über den Zebrastreifen, um Autofahrer zu provozieren und zu erziehen. Säße der jetzt am Steuer, wäre das Verständnis für den Fußgänger vermutlich gleich null.
Noch schlimmer ist es, wenn Verkehrsteilnehmer auf ihrem Recht beharren und belehrend unterwegs sind. Natürlich regelt die Straßenverkehrsordnung den Verkehr. Doch mitunter gibt es Situationen, da sollten Verkehrsteilnehmer ihren Menschenverstand aktivieren und erkennen, dass Rechthaberei verdammt gefährlich sein kann. Denn was nützt es jenem, der zwar im Recht ist, am Ende aber im Krankenhaus oder gar auf dem Friedhof liegt.
Die Realität geht anders. Da treffen fast alle Generationen aufeinander; erfahrene und unerfahrene Menschen, reaktionsschnelle und eben auch weniger reaktionsschnelle. Die einen fahren zügig, die anderen verhalten, einige sind unsicher, manch einer fährt aggressiv. Der eine hat 300 PS unter dem Hintern, der andere ein PS. Sie alle begegnen sich täglich auf unseren Straßen und fühlen sich oft von den anderen Verkehrsteilnehmern gestört, weil die ihnen im Weg sind.
Da werden Stinkefinger gezeigt, da wird gehupt und geschimpft. Jeder hält sich für den Größten. Wer ins Auto oder aufs Fahrrad steigt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass Straßenverkehr eine Gemeinschaftsveranstaltung ist, die nur mit Gelassenheit, Geduld, Toleranz und Souveränität gut bewerkstelligt werden kann. Das heißt, Wut oder gar Hass auf andere Verkehrsteilnehmer zu entwickeln und durch entsprechende Fahrweise auszuleben, ist fahrlässig und gefährlich.
Nur gegenseitige Akzeptanz und Rücksichtnahme bringt uns alle sicher ans Ziel, zumal jeder von uns auch mal eine Fehlleistung hinlegt. Nutzen wir also die Rotphasen zur Besinnung und betrachten sie nicht als Gemeinheit. Wir sind eben nicht allein auf der Straße. Auch die anderen möchten vorankommen.
Ein Kommentar von Katrin Zempel-Bley.
2 Kommentare
Also gut, dann nehme ich die blödsinnige Ampelschaltung am Staukreisel, wo ohne erkennbaren Sinn zuerst die Radfahrer Rot bekommen, dann nach einer Weile der parallele Fußgängerüberweg und ganz am Schluss die Autofahrer, als Chance, medidativ auf meinem Fahrradsattel zu sitzen und zu grübeln, ob mich diese Ampelschaltung vielleicht einfach intellektuell überfordert. Sie hat nichts zu bedeuten, außer vielleicht, dass sie als Symbol für die verfehlte Verkehrspolitik in der „Fahrradstadt“ Oldenburg und für die Alibifunktion einer hilflosen Radfahrerbeauftragten steht.
Es ist ganz klar, daß die seit bereits einigen Jahren zunehmende Anzahl von Lastenfahrrädern und Rädern mit Anhänger, in dem auch noch meist Kinder sitzen, von der Verkehrssteuerung vor allem auch an den Ampeln nicht im Geringsten berücksichtigt wird. Seit ich vor einigen Tagen in einer Fernsehsendung erführ, daß ein Radweg erst ein Radweg ist, wenn er in jeder Fahrtrichtung mindestens einen Meter beit ist, sehe auch auch in diesem Punkt erheblichen und flächendeckenden Nachbesserungsbedarf, sowohl in Oldenburg als auch im Umland. Vielleicht sollte man die Verkehrsplaner ganz einfach mal mit verschiedenen Fahrzeugen auf die Piste schicken, damit sie erkennen wo Handlungsbedarf besteht?