Oldenburg

Niels H.: Stellungnahme des Klinikums

Das Klinikum Oldenburg veröffentlichte nach der gemeinsamen Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft zum Fall Niels H. eine Stellungnahme.

Das Klinikum Oldenburg veröffentlichte nach der gemeinsamen Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft eine Stellungnahme.
Foto: Klinikum Oldenburg

Oldenburg (am/pm) Im Nachgang zur gestrigen Pressekonferenz der Polizeidirektion Oldenburg und der Staatsanwaltschaft Oldenburg hat das Oldenburger Klinikum eine Stellungnahme veröffentlicht. Johann Kühme, Präsident der Polizeidirektion Oldenburg, hatte gestern dem Krankenhaus vorgeworfen, von Auffälligkeiten gewusst zu haben, ohne die Ermittlungsbehörden einzuschalten.

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Die Stellungnahme des Klinikum-Geschäftsführers Dr. Dirk Tenzer

„Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat heute umfassend über den Ermittlungsstand zu den Patientenmorden des Krankenpflegers Niels Högel unterrichtet. Die vorgestellten Ergebnisse bestätigen die bereits seit nahezu zwei Jahren laufenden internen Ermittlungen des Klinikums Oldenburg. Das Klinikum Oldenburg begrüßt es dabei ausdrücklich, dass es der Staatsanwaltschaft gelungen ist, Herrn Högel mit den dargelegten Indizien zu überzeugen, auch die Verantwortung für die Taten im Klinikum Oldenburg zu übernehmen. Die offenen Fragen und die Verunsicherung der betroffenen Angehörigen und unserer Mitarbeiter, denen wir in den letzten Jahren begegnet sind, haben nun eine traurige Gewissheit gefunden. Unser aller Mitgefühl gilt hier den Angehörigen der Verstorbenen.

Bereits im Jahr 2014 hat das Klinikum Oldenburg eine interne Untersuchung veranlasst und einen externen medizinischen Gutachter beauftragt, Sterbefälle im Klinikum Oldenburg während der Beschäftigungszeit von Niels Högel zu untersuchen. Nach kurzer Zeit hat der von uns beauftragte Gutachter bei 16 Patienten erhebliche Anhaltspunkte für eine Kaliumvergiftung und damit einen unnatürlichen Tod festgestellt. Diese Ergebnisse und weitere Unterlagen sind der Staatsanwaltschaft Oldenburg und der SoKo umgehend überreicht worden. Das Klinikum Oldenburg hat von Anfang an die Bemühungen der Staatsanwaltschaft bei der schwierigen Suche nach der Wahrheit aktiv unterstützt. Den Ermittlungsbehörden ist es in einem ersten Schritt gelungen, den Nachweis über sechs im Klinikum Oldenburg durch Fremdeinwirkung verursachte Todesfälle zu erbringen.

Im April 2016 hat das Klinikum Oldenburg den Ermittlungsbehörden eine Liste aus der fraglichen Zeit überreicht, die eine unvollständige und unsystematische Aufarbeitung von Todesfällen und wahrscheinlich Reanimationen zeigt. Aus der Liste ergab sich eine erhöhte Anwesenheit von Herrn Högel. Ebenfalls aus diesen Unterlagen geht hervor, dass man seinerzeit die Beweiskraft dieser Auswertung nicht für ausreichend erachtete, um die Ermittlungsbehörden einzuschalten. Wie die seinerzeit Tätigen zu dieser Einschätzung kommen konnten, können wir heute nicht nachvollziehen. Im Gegensatz zum Klinikum Delmenhorst zeigten im Klinikum Oldenburg die Sterberate und die Verbrauchsdaten der betreffenden Station keine Auffälligkeiten. Auch können wir – mit Ausnahme eines Falles – keine Häufung von Todesfällen in einer einzelnen Dienstschicht von Herrn Högel feststellen.

Auch wenn, wie die SoKo heute selbst mitgeteilt hat, wir nie ein vollständiges Bild über die grausamen Taten von Herrn Högel erhalten werden, werden wir auch jetzt unsere interne Aufarbeitung weiterführen und die Arbeit der Ermittlungsbehörden unterstützen. Selbstverständlich wird das Klinikum Oldenburg auch weiterhin auf die Angehörigen evtl. von uns noch nicht identifizierter betroffener Patienten aktiv zugehen.

Wir haben bereits den im Jahr 2014 dargestellten Maßnahmenkatalog zur Stärkung der Patientensicherheit weitestgehend umgesetzt und um weitere Maßnahmen ergänzt. Diese haben wir auch im entsprechenden Sonderausschuss des Niedersächsischen Landtags vorgestellt und sind in dem vom Ausschuss vorgeschlagenen Maßnahmenpaket wiederzufinden.

Das Klinikum Oldenburg verfolgt hierbei weiter die in 2014 gesetzten Ziele: Zum einen lückenlos aufzuklären und zum anderen alles dafür zu tun, solche Taten zu verhindern.“

Im November 2014 unterrichtete das Klinikum Oldenburg die Öffentlichkeit.

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