Politik

Ex-Landrat trifft auf Ex-Gewerkschaftschef

Ein erfolgreich gescheiterter Oberbürgermeisterkandidat, ein Ex-Landrat und ein früherer DGB-Chef treten zur Kommunalwahl in Oldenburg an.

Zur Kommunalwahl werben Oldenburgs Parteien mit neuen Namen – und mit ein paar alten.
Foto: Anja Michaeli

Oldenburg (Michael Exner) Ein erfolgreich gescheiterter Oberbürgermeisterkandidat, ein ehemaliger Landrat, ein früherer DGB-Chef: Zur Kommunalwahl am 11. September haben die Parteien in der Stadt Oldenburg die eigenen Reihen mit neuen Namen aufgerüstet – und ein paar alte reaktiviert.

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Besonders rührig ist die CDU – vor allem in Person von Christoph Baak (50). Der Werbekaufmann hatte vor zwei Jahren als Parteiloser für die Union bei der Oberbürgermeisterwahl nach einem frisch-fröhlichen Wahlkampf mit 25 Prozent im ersten Wahlgang und 30 Prozent bei der Stichwahl jeweils bessere Ergebnisse erzielt als die CDU bei der Ratswahl von 2011 und dabei vor allem bei jungen Leuten gepunktet. Inzwischen ist er bei den Christdemokraten Stadtbezirksverbandsvorsitzender, Partei-Vize, Spitzenkandidat im Wahlbezirk II (Mitte-Süd) und wirbt mit dem Slogan „Baak is back“ vor allem für sich. Karriereende derzeit noch nicht absehbar.

Doch die Union hat noch andere im Angebot. So ist es Fraktionschef Olaf Klaukien (42) gelungen, in seinem Bezirk I (Mitte-Nord) den Präsidenten des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves), Eberhard Haunhorst (55) für eine Kandidatur zu begeistern. Der Newcomer steht hinter Klaukien auf Platz 2. Baak wiederum holte in seinem Bezirk den ehemaligen Stadtsprecher Andreas van Hooven (45) auf Platz 7. Das hat eine eigene Note: van Hoovens Vor-Vorgänger an der Spitze des Presseamtes war Jürgen Krogmann (SPD) – und der ist heute Oberbürgermeister.

Dafür hat sich die SPD die Unterstützung eines ehemaligen Landrates gesichert. Michael Höbrink (60) stand von 2005 bis 2013 an der Spitze des Landkreises Wesermarsch. Nach öffentlichen Querelen mit dem bekannt streitfreudigen damaligen Innenminister Uwe Schünemann (CDU) verzichtete er auf eine erneute Kandidatur, ließ sich in Oldenburg als Rechtsanwalt nieder und steht nun im Wahlbereich VI (Südwest) auf Platz 3.

Der größte Coup indes ist zweifelsfrei den Linken gelungen. Sie verstärken sich mit Manfred Klöpper, der bis vor fünf Jahren den DGB-Bezirk Oldenburg-Wilhelmshaven geführt hatte. Das just 70 gewordene politische Schwergewicht war einst bei den Grünen („hat nicht wirklich gepasst“), dann bei einer längst vergessenen Truppe „Grün-Links“ und will nun nach fünf Jahren Abstand zum DGB-Job „mal sehen, was sich machen lässt“. Auf Platz 1 im Bezirk IV (Nordost) vermutlich einiges.

Rückkehrer gibt es auch. Etwa Susanne Menge (56). Die war 2011 (nicht zum ersten Mal) für die Grünen in den Rat gezogen und bei Rot/Grün Bürgermeisterin geworden, hatte aber 2013 – wie zuvor angekündigt – nach ihrer Wahl in den Landtag Amt und Mandat niedergelegt. Dass sie nun doch wieder auf Platz 2 im Bezirk V (Süd) für den Rat kandidiert, geschieht wohl auf Wunsch der Partei. Die Grünen haben nicht so viele profilierte Politikerinnen. Zurück zieht es auch den SPD-Vorsitzenden Ulf Prange (41). Der hatte wie Menge den Rat nach seiner Wahl in den Landtag 2013 verlassen, steht aber nun auf Platz 2 im Bezirk II (Mitte-Süd) vor einem Comeback. Prange hat in den ersten Landtagsjahren durchaus registriert, dass die Einbindung in kommunale Fragen mit Ratsmandat schlicht besser funktioniert.

Und dann gibt es noch einen, von dem immer der Rede ist, obwohl er gar nicht kandidiert: Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (52). Der im Herbst 2014 bis 2021 ins Amt gewählte Sozialdemokrat hatte 2011 noch als Landtagsabgeordneter und SPD-Chef bei seiner ersten Ratskandidatur das beste Ergebnis sämtlicher 330 Bewerber quer durch Stadt und Gruppierungen erzielt und wird seit seinem Wechsel ins Rathaus in der SPD als Wahlkämpfer schmerzlich vermisst. Wie sehr, zeigte sich erst in dieser Woche bei der Ratssitzung, als Krogmann unter interessierter Teilnahme einer eher müden SPD-Fraktion quasi im Alleingang den Gegner annahm – in diesem Fall die Grünen aus dem formell noch bestehenden rot-grünen Ratsbündnis. So ganz mag man in der SPD auf diese Hilfe auch jetzt nicht verzichten, und sei es auf Umwegen. Da sagte die SPD-Vertreterin auf einem Wahl-Podium der Bürgervereine im Grundsatzstatement, man wolle, „die Politik, die unser Oberbürgermeister vor zwei Jahren angefangen hat, fortsetzen.“

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1 Kommentar

  1. Werner Lorenzen-Pranger
    4. September 2016 um 11.51 — Antworten

    Ich nehme diesen Text einmal zum Anlass darauf hinzuweisen, daß sich bei einer großen Zeitung dieser Region Dinge taten und tun, die vor allem Geringverdiener massiv negativ betreffen. Da sollten die Gewerkschaften vielleicht doch mal genauer hinsehen? Vor allem „Schwergewichte“, ob noch im Amt oder nicht, mit großer Erfahrung?
    Offenbar schreibt man bei dieser Zeitung nicht nur gelegentlich stark rechtsextrem gerpägte Kommentare…

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