Forschungsboot Zephyr getauft
Universitätspräsidentin Prof. Dr. Babette Simon taufte das ICBM-Forschungsboot auf den Namen „Zephyr“.
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Oldenburg/zb – „Das ist ein ganz besonderer Tag heute“, findet Prof. Dr. Oliver Zielinski, Hochschullehrer für Marine Sensorsysteme an der Universität. Zephyr ist genau das, was wir für unsere Meeresforschung brauchen.“
Zephyr ist ein neues Forschungsboot für die Meeresforscher der Universität und soll getauft werden. Eine Schiffstaufe im Oldenburger Hafen kommt selten vor. Zephyr, benannt nach einer griechischen Windgottheit, die den milden Westwind verkörpert, wartet mit zahlreichen Gästen auf seine Taufpatin, die Universitätspräsidentin Prof. Dr. Babette Simon.
Pünktlich ist sie da und voller Freude über die neue Errungenschaft. „Angesicht des Klimawandels ist dieses Forschungsboot von großer Bedeutung für unsere Meeresforscher“, sagt sie. Zielinski wiederum freut sich über die große Unterstützung der Präsidentin. „Sie weiß um die Situation des Klimawandels und unterstützt uns wo sie kann“, berichtet er.
Zephyr, das neue Forschungsboot des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg, ergänzt neben den Schiffen Otzum und Navicula die Forschungsflotte des ICBM. „Tatsächlich ist es ein Boot und kein Schiff“, stellt Zielinski klar. Ein Schiff ist mindestens zehn Meter. Zephyr bringt es auf siebeneinhalb Meter und zeichnet sich vor allem durch seinen geringen Tiefgang von nur 30 Zentimetern aus. „Dadurch ist es besonders für Einsätze im Niedrigwasser des Wattenmeers und in Küstennähe geeignet. Wir können fast auf dem Schlick fahren“, schwärmt Zielinski.
Die Feltz-Werft in Hamburg hat das Boot gebaut, das Platz für fünf Personen bietet und rund 100.000 Euro gekostet hat. Ein 150-PS-starker Außenbord-Motor treibt Zephyr mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 20 Knoten (37 km/h) an. Die Wissenschaftler haben eng mit der Werft zusammengearbeitet, denn nur sie kennen die Arbeitsabläufe auf dem Meer. Und schließlich ist das Boot fast jeden zweiten Tag im Jahr im Einsatz.
Zielinski weiß bereits, wie gut das Forschungsboot funktioniert. Er hat es vor der Taufe erprobt. „Zephyr ist außerordentlich wendig und schnell. Mit dem Boot können wir innerhalb kürzester Zeit an unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Tiden und bei unterschiedlichen Wettersituationen Messdaten erheben“, berichtet er.
Ausgestattet ist das Forschungsboot mit drei Messarbeitsplätzen sowie modernsten Forschungsinstrumenten wie einem Echolot, einer Wetterstation oder einer DGPS-Navigation. „Es ist unglaublich, was wir damit demnächst alles machen können“, schwärmt er. „So befindet sich am Heck der Zephyr ein Geräterahmen, der Messungen mit speziell entwickelten Sonden oder Sidescan-Sonar erlaubt. Mit einem Kranausleger können Wasserproben mit einem Kasten- oder Kranzwassergreifer in bis zu 50 Metern Wassertiefe entnommen werden. Und durch einen sogenannten ‚Moonpool‘, ein Schacht im Rumpf des Schiffes, lassen sich Messsonden während der Fahrt einsetzen.“
„Das ICBM liefert mit seiner international beachteten Umwelt- und Meeresforschung einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Küsten“, berichtet Simon. Zephyr biete eine wichtige Forschungsinfrastruktur, auf die das ICBM angewiesen sei, um anspruchsvolle Fragen beantworten und international anschlussfähige Forschung betreiben zu können. „Die Verfügbarkeit eines solchen Schiffes ist auch ein wichtiger und wertvoller Zugewinn für das besonders ausgewiesene forschungsorientierte Studium im Bereich der Umwelt- und Meeresforschung, zum Beispiel in den Studiengängen Marine Umweltwissenschaften oder Marine Sensorik an der Universität Oldenburg.
Zephyrs Einsatzgebiet reicht von der Ems bis zur Elbe, es ist hauptsächlich jedoch im Wattenmeer und im Jadebusen unterwegs. „Wir legen größten Wert darauf, dass unsere Studierenden alle mindestens einmal mit diesem Boot unterwegs waren“, sagt Zielinski. „Schließlich ist das später ihr Arbeitsfeld.“
Mit dem Boot können Messdaten erhoben werden, die Aufschluss über den Transport von Sedimenten und Nährstoffen in den Seegatten – die Strömungsrinnen zwischen Inseln – geben. So gehen die Wissenschaftler unter anderem der Frage nach, ob das Wattenmeer mehr Nährstoffe aus der Nordsee zieht oder verstärkt Nährstoffe an diese abgibt. „Die Interaktion des Wattenmeers zwischen Land und offener Nordsee ist wenig erforscht, berichtet Zielinski. „Wir erhoffen durch den Einsatz von Zephyr Messdaten zu erhalten, die es ermöglichen, den Massentransport zu bilanzieren, und so den Küstenschutz in Zeiten des Klimawandels vorantreiben.“
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