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Gute Entwicklung auf dem regionalen Ausbildungsmarkt

Dr. Thomas Hildebrandt informiert über den regionalen Ausbildungsmarkt im Bezirk der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer.

Dr. Thomas Hildebrandt informiert über den regionalen Ausbildungsmarkt im IHK-Bezirk.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (zb) Als sehr erfreulich bezeichnet Dr. Thomas Hildebrandt, Geschäftsführer für den Bereich Aus- und Weiterbildung bei der Oldenburgischen Industrie-und Handelskammer (IHK), den regionalen Ausbildungsmarkt. Kurz vor dem Ausbildungsstart am 1. August sind bereits 3052 Lehrstellenverträge im Bereiche der IHK Oldenburg abgeschlossen worden. Das entspricht einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr von 11,1 Prozent.

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„Viele Betriebe sind äußerst engagiert, die Jugendlichen ausbildungswillig und die Konjunktur läuft rund“, erklärt Hildebrandt die gute Entwicklung. „Jugendliche, die sich für eine Lehrstelle interessieren, favorisieren ein Praktikum, informieren sich bei der Agentur für Arbeit und auf Berufsmessen. Je klarer die Berufsvorstellungen sind, umso intensiver gucken sie ins Netz und informieren sich ganz konkret auf den Homepages von Unternehmen. Das hat eine Umfrage ergeben“, berichtet er.

Solche Informationen sind für alle Beteiligten wertvoll. Denn zahlreiche Unternehmen im Oldenburger Land haben längst auf das Verhalten von Jugendlichen reagiert. „Sie haben ihre Seiten, die für diese Gruppe interessant sind, entsprechend gestaltet. Sprachlich und optisch sind sie sehr ansprechend. Wenn zudem die Inhalte stimmen und die Erwartungen der angehenden Azubis erfüllt werden, ist der Draht zwischen beiden Seiten hergestellt“, weiß Hildebrandt.

Jugendliche nehmen nicht alles, was angeboten wird

„Betriebe müssen sich darüber im Klaren sein, dass Jugendliche nicht alles nehmen, was angeboten wird. Sie sind wählerischer geworden und können sich dieses Verhalten angesichts der demografischen Entwicklung leisten.“ Tatsächlich sind alle Branchen mit der gegenwärtigen Entwicklung zufrieden. Ob Banken, Handel, Nahrung und Genussmittel oder Hotel und Gastronomie, viele Lehrstellen konnten besetzt werden. „Die meisten Lehrstellen wurden im Handel angeboten, was der aktuellen Lage entspricht“, sagt Hildebrandt. „Der Handel floriert, also werden vermehrt Nachwuchskräfte gesucht.“

Doch in welchen Gebietskörperschaften gibt es die meisten Ausbildungsstellen? „Die gibt es im Oberzentrum Oldenburg“, verrät er. In der Huntestadt wurden 725 Ausbildungsstellen angeboten, das ist ein Plus von 8,9 Prozent gefolgt von den Landkreisen Vechta mit 610 Lehrstellen (plus 8,9 Prozent) und Cloppenburg mit 430 Lehrstellen (plus 15,5 Prozent). Es folgen das Ammerland mit 282 Lehrstellen (plus 5,6 Prozent), die Stadt Wilhelmshaven mit 261 Lehrstellen (plus 31,8 Prozent), die Wesermarsch mit 233 Lehrstellen (plus 5,9 Prozent), Friesland mit 187 Lehrstellen (plus 2,2 Prozent) und Delmenhorst mit 113 Lehrstellen (plus 15,3 Prozent).

„Die Wesermarsch präsentiert sich stabil, profitiert vom leichten Aufwärtstrend“, kommentiert Hildebrandt die aktuelle Lage. „Die Industriebetriebe sind gut aufgestellt.“ Die Stadt Wilhelmshaven könne in diesem Jahr den Einbruch aus 2015 wettmachen und profitiere vom gut laufenden Handel, erläutert der Geschäftsführer die auffällige Entwicklung.

Ausbildungsmarkt: Zahl der besetzten Lehrstellen steigt

Dass die Zahl der besetzten Lehrstellen steige, sei äußerst erfreulich, findet Hildebrandt. Diese Entwicklung zeige, „dass tendenziell auch Jugendliche eine Chance haben, die möglicherweise nicht die besten Zeugnisse haben. Andererseits wissen wir, dass mitunter soziale Fähigkeiten, sogenannte Soft Skills, eine immer wichtigere Rolle spielen“, berichtet er. Manch ein Betrieb ließe sich nicht nur von guten Noten beeindrucken sondern auch von einem guten Verhalten. Lerndefizite ließen sich durchaus ausgleichen, fehlende Sozialkompetenzen nicht unbedingt, so die Erfahrung.

Schließlich gibt es trotz der erfreulichen Entwicklung einen Wermutstropfen. Das sind die Berufsschulen, die sich füllen werden, jedoch nicht zu hundert Prozent Unterricht erteilen können, weil die erforderlichen Lehrkräfte fehlen. „Das ist nachteilig für die Azubis, denn am Ende der Lehrzeit werden Prüfungen gemacht und da muss das erforderliche Wissen vorhanden sein. Bei der Lehrerbesetzung gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Berufsschulen und der Sekundarstufe II“, merkt Hildebrandt kritisch an. Wer die berufliche Bildung propagiert, der müsse auch für genügend Lehrkräfte in den Berufsschulen sorgen, meint er.

Flüchtlinge spielen noch keine besondere Rolle

Abschließend berichtete der Geschäftsführer, dass junge Flüchtlinge noch keine besondere Rolle bei der Lehrstellenbesetzung spielten. „2014 hatten wir 265 Azubis, die keine deutsche Staatsangehörigkeit hatten, letztes Jahr waren es 318 und Stand Ende Juni sind es 229. Erst 2017 werden sie stärker ins Gewicht fallen“, ist sich Hildebrandt sicher. „Bis dahin haben einige von ihnen die Sprache gelernt und sich fachlich unter anderem mit Hilfe der Agentur für Arbeit qualifiziert, um für eine Lehrstelle geeignet zu sein.“

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