Oldenburg (zb) Noch finden die Unternehmen im Gebiet der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK) geeignete Auszubildende. Allerdings wird sich die Lage ändern, weshalb erste Betriebe bereits Ausbildungsmöglichkeiten mit Zusatzqualifizierung anbieten.
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In 2011 gab es im IHK-Bereich 4818 Neueintragungen bei den Ausbildungsverträgen. 2012 wurde mit 4429 Neueintragungen ein Rückgang von acht Prozent registriert. „Für dieses Jahr erwarten wir eine ähnliche Bilanz wie im Vorjahr“, berichtete Dr. Thomas Hildebrandt, IHK-Geschäftsführer für den Bereich Aus- und Weiterbildung, anlässlich eines Pressegesprächs in Oldenburg. „Wir beobachten jedoch, dass zahlreiche Betriebe sich sehr früh um geeignete Azubis gekümmert haben. Ende April lagen bereits 1799 Neueintragungen vor, das sind 1,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.“
Von einer Krise in der Ausbildung könne nicht die Rede sein, so Hildebrandt, der darauf hinweist, dass der Eintragungsstand 2012 der zweithöchste seit den 1980er Jahren war. Dennoch gibt es bereits erste deutliche Rückgänge im Handel mit 11,7 Prozent sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe mit sogar 20,3 Prozent. „Grund sind die Rahmenbedingungen“, stellt Hildebrandt klar. „Die Betriebe müssen gegensteuern, ansonsten bleibt der Nachwuchs weg.“
Auch der Bankbereich verzeichnet einen Rückgang von 11,3 Prozent. „Hier handelt es sich jedoch um 20 junge Leute, die eine duale Ausbildung bei Banken bevorzugen, also Ausbildung und Studium absolvieren“, berichtet Hildebrandt, der vom „academic drift“, der Akademisierung der Berufsbildung spricht. „Der Trend zum Studium ist weiterhin ungebrochen“, stellt er fest und ruft die Betriebe dazu auf, attraktiver für motivierte und leistungsbereite Azubis zu werden, die aus der Sekundarstufe I kommen.
So startete im Landkreis Cloppenburg das mit von der IHK entwickelte Qualifizierungsangebot „Ausbildung.Plus“ für Industriekaufleute bzw. Kaufleute für Groß- und Einzelhandel, die sich nach einer zweieinhalbjährigen Ausbildung sofort zum staatlich geprüften Wirtschaftsfachwirt weiterbilden. Das gesamte Qualifizierungsangebot findet tagsüber, berufbegleitend und in der Berufsschule statt. Inbegriffen ist ein dreiwöchiges Auslandspraktikum in einem Unternehmen. „Durch die Beteiligung unseres Unternehmens an dem Pilotprojekt sind wir als Arbeitgeber attraktiver geworden, bekommen die besseren Azubis und können sie später stärker an uns binden“, sagt Klaus Mecking, Vorstand der Friedrich Graepel AG in Löningen.
„Wir hoffen, dass weitere Modelle konzipiert werden, um den beruflichen Nachwuchs zu motivieren“, sagt Hildebrandt. Denn wenn der demographische Wandel spürbar werde, also leistungsbereite junge Leute weniger würden, werde sich der Wettbewerb um die besten Köpfe erheblich verschärfen, ist er überzeugt.