OB Jürgen Krogmann, Samanta Jane Büchner und Roncalli-Chef Bernhard Paul (von links) im Rathaus zur Vorstellung des Programms „Time is honey“ für das Gastpiel in Oldenburg.
Foto: Volker Schulze
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Oldenburg (vs) – Nach fünf Jahren Pause ist Oldenburg wieder einmal Spielort für den Circus Roncalli. Vom 12. März bis 6. April 2015 kommt der traditionsreiche Circus mit seinem Programm „Time is honey“ in die Stadt und startet damit auf der Freifläche an der Weser-Ems Halle zugleich in seine Saison 2015. „Wir kommen schon ein paar Tage früher und proben hier für das Programm, das dann aus seinem Winterschlaf erwacht“, so der Roncalli-Direktor. Aus diesem Anlass ließ es sich Oberbürgermeister Jürgen Krogmann auch nicht nehmen, Roncalli-Gründer Bernhard Paul persönlich im Rathaus zur Vorstellung des Programms zu empfangen und zugleich die Schirmherrschaft für das Gastspiel in Oldenburg zu übernehmen. „Roncalli ist ein Teil der Kulturgeschichte in Deutschland und eine tolle Sache für den Standort Oldenburg“, so der OB.
Zur gemeinsamen Freude mit Bernhard Paul kann der Oberbürgermeister auf die noch vorhandene Rampe am Bahnhof verweisen, denn Roncalli ist der einzige Circus, der noch mit der Bahn anreist und darunter leidet, dass die Bahn immer mehr Verladerampen abmontiert. Gute 750 Meter Länge hat der Sonderzug, den der Circus für eine ganze Saison reserviert, um damit die 80, zum Teil über 100 Jahre alten, Circuswagen und Traktoren zu transportieren. „Die Bahn macht es uns aber nicht immer leicht, wir sind darauf angewiesen, dass die Lokführer fahren wollen“, schmunzelt Bernhard Paul.
Frisch lackiert, renoviert und vergoldet kommen die historischen Wagen für Material, Artisten und Zuschauer aus dem Winterlager in Köln direkt nach Oldenburg. 50 Mitarbeiter sind zwei Tage damit beschäftigt die historische Circusstadt aufzubauen. Der Circus leistet sich dabei den Luxus auch schon mal echtes Blattgold für seine Verzierungen zu verwenden. „Wir könnten das auch einfach mit Goldfarbe anmalen, aber dann wird es zu schnell wieder schwarz“, so das Argument des 67-jährigen Circus-Direktors, der auch sonst bei der Ausstattung die Liebe zum Detail pflegt. So hat der Österreicher eine Lagerhalle in Köln, die bis unter die Decke voll ist mit Glühlampen. „Ich hasse diese LED-Stümpfe“ schimpft Bernhard Paul, der dabei die Gelegenheit nutzt, seine Wut über sinnlose EU-Bestimmungen, wie zum Beispiel das Glühlampenverbot loszuwerden. Rund 10.000 Glühlampen sind bei Roncalli im Einsatz, um die Circusstadt in warmes Licht zu tauchen. „Wir mussten zum Beispiel Geländer an die zwei Stufen aller Wohnwagen der Artisten montieren. Die mussten hergestellt, lackiert, montiert, transportiert und gelagert werden. Dafür mussten zwei Leute eingestellt werden. Das sind Artisten, die machen einen Salto Mortale und haben jetzt ein Geländer. Ein Artist hat sich die Hand gebrochen, weil er mit dem Kostüm am Geländer hängengeblieben ist“, erzählt Bernhard Paul. Solche und andere Geschichten kann der Circus-Chef viel erzählen.
Angesprochen auf das Programm wird auf das Programmheft seines „letzten Feinkostladens in Sachen Artistik“ verwiesen. Internationale Artisten und Clowns, die Akrobatik, Artistik, Zauberei, Clownerie und Träumereien unter Begleitung des Roncalli Royal Orchestra am Boden der Manege und hoch unter der Zirkuskuppel zeigen, sind zu erleben. Die Poesie der Darbietungen und der gesamten Inszenierung vom Einlass bis zum Finale ist das Markenzeichen von Roncalli, das dafür sorgt, dass das Publikum aller Generationen für zweieinhalb Stunden die Sorgen des Alltags vergisst.