Oldenburg (vs) Bereits zweimal war Regisseur Tom Sommerlatte beim Internationalen Filmfest Oldenburg zu Gast. Im Jahr 2015 gewann er mit seiner bitter-süßen Komödie „Im Sommer wohnt er unten“ den German Independence Award und im Anschluss bundesweit zahlreiche weitere Preise. In diesem Jahr brachte der 34-jährige Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler seine Tragikomödie „Bruder Schwester Herz“ mit nach Oldenburg. Hier präsentierte er seinen Film gemeinsam mit seiner Schwester und Produzentin Iris Sommerlatte sowie Hauptdarsteller Sebastian Fräsdorf. Bundesweiter Kinostart ist am Donnerstag, 10. Oktober. In Oldenburg ist die erfrischende und zugleich einfühlsame Geschichte um Franz und seiner Schwester Lilly im Casablanca Programmkino zu sehen.
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Auch bei seinem zweiten Langfilm erzählt Tom Sommerlatte eine unterhaltsame Geschichte um Familie und Freundschaft. Mit schönen Bildern und Kameraeinstellungen (Willi Böhm) und mit hörenswerter Songauswahl unterlegt, beschreibt der Regisseur diese amüsante, aber auch nachdenkliche Familiengeschichte um unterdrückte Gefühle, verletzte Eitelkeiten, Freundschaft und Liebe. Gemeinsam aufgewachsen mit elf Geschwistern stand das Thema Familie für den jungen Regisseur deshalb auch wieder an erster Stelle. „Ich bin in einer Großfamilie mit elf Geschwistern aufgewachsen und da gibt es immer interessante Geschichten, zu dem Thema habe ich eine Menge zu sagen“, erzählt Tom Sommerlatte im Gespräch mit der Oldenburger Onlinezeitung. „Der Ansatz des Films ist autobiographisch, denn so ein enges Verhältnis zwischen Franz und Lily hatte ich auch als Kind mit meiner jüngeren Schwester. Wir waren als Kinder unzertrennlich, wie Cowboys.“
Bruder Schwester Herz: Zum Inhalt
Franz (Sebastian Fräsdorf) betreibt gemeinsam mit seiner Schwester Lilly (Karin Hanczewski) die von ihrem Vater Heinz (Wolfgang Packhäuser) geerbte Rinderzucht. Finanziell kommen die eng miteinander verbundenen Geschwister nicht besonders gut über die Runden, was Franz in seinem Cowboy-Dasein absolut nicht stört. Er genießt die kurzweiligen Sommertage, die er mit Lilly zu Pferd, auf der Ranch oder in der Kneipe mit Kumpels bei Billard, Bier und Whisky verbringt. Lilly träumt aber von mehr, sie will Erfolg und vor allem Veränderung. Auf dem traditionellen Sommerfest des Dorfes trifft sie auf Sänger Chris (Godehard Giese), der dort mit seiner Band auftritt, Es beginnt eine Romanze zwischen dem freien Chris und der unglücklichen Lily. Ihr Bruder Franz ist eifersüchtig obwohl auch er in Sachen Frauengeschichten kein Kind von Traurigkeit ist. Ihre unzertrennliche Geschwisterliebe steht vor dem Bruch als Lilly beschließt mit Chris zu gehen und Haus und Farm zu verlassen.
Geschwisterliebe auf dem Prüfstand
In den ersten Szenen des Films bleibt es offen, ob es sich bei dem gezeigten Paar um die Geschwister Franz und Lily handelt, denn die gezeigten Szenen mit ihrem leicht erotischen Inhalt könnten als inzestuös gesehen werden. „Diese Provokation war Absicht. Es sollte beim Zuschauer im Kopf bleiben, wie weit diese Beziehung geht“, so Tom Sommerlatte. Das wirkt intensiv beim Zuschauen, denn es bleibt unklar wie unschuldig dieses scheinbar inzestuöses Verhältnis ist. „Bei Kindern ist so ein Verhältnis süß, im Alter dann nicht mehr“, so der Regisseur. Dass dieses enge Band auf dem Prüfstand steht und zu zerreißen droht, spielen beide Protagonisten intensiv und nachvollziehbar. Beide sind in ihrem Verhalten zerrissen und können nicht aus ihrer Haut. Der Film lebt besonders von diesen beiden starken Hauptdarstellern während einige der Nebenfiguren überzeichnet und klischeehaft daherkommen.
Die Besetzung der Geschwister mit Sebastian Fräsdorf und Karin Hanczewski hatte Tom Sommerlatte früh im Kopf, da beide auch schon bei „Im Sommer wohnt er unten“ mitwirkten. Auch Godehard Giese war in seinem ersten Langfilm dabei. „Das erleichtert das Schreiben und Arbeiten. Ich konnte die Figuren konkreter beschreiben. Das hilft die Hauptfiguren bereits im Kopf spielen zu lassen.“ So überzeugt das Geschwisterpaar vor allem, wenn ihre innige Zuneigung und die damit verbundenen Probleme ins Spiel kommen.
Regisseur Tom Sommerlatte mit Hang zum Western-Style
Schon als Kind hatte Tom Sommerlatte gerne Cowboy gespielt und so kam es auch zu dem Western-Style des Films. Gedreht wurde in einem heruntergekommenen Haus auf dem Land in Prignitz in Brandenburg. „Dieses Western-Setting ist schön für die Zuschauer. Sie bewundern diese Menschen, die in den Tag leben ohne Berufsstress. Sehnsucht ist auch immer ein Thema für mich. Dieses Atmosphäre ist auch immer wichtig für mich“, erzählt der sympathische Regisseur, der sich beim Dreh gewünscht hatte, einmal auch in dem Film-Haus zu übernachten. Nach der Party zum traditionellen Bergfest erfüllte er sich diesen Wunsch.
Mehr zum Film unter www.bruderschwesterherz.de. Vorstellungszeiten im Casablanca unter www.casablanca-kino.de.