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Tatort Hamburg: „Tschiller – Off Duty“

Til Schweiger als Tatort-Kommissar Nick Tschiller.

Til Schweiger als Tatort-Kommissar Nick Tschiller.
Foto: Nik Konietzny / Syrreal Entertainment

(Achim Neubauer) Der fünfte – an den Kino-Kassen spektakulär gefloppte – Tatort mit Til Schweiger wird am kommenden Sonntag, 8. Juli, um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt. Der Abschluss der Auseinandersetzung mit dem Clan-Chef Firat Astan führt Kommissar Nick Tschiller nach Istanbul und Moskau.

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Es ist so eine Sache mit den Tschiller-Tatorten von Til Schweiger. Entweder gnadenlos verrissen („totaler Schwachsinn“) oder aber in den höchsten Tönen gelobt („die Zukunft vom Tatort“); dazwischen gibt es kaum Stellungnahmen und Kritiken.

Aber von Anfang an: Am 10. März 2013 strahlt der NDR den ersten Tatort mit Til Schweiger aus. „Willkommen in Hamburg“; ein – vom NDR-Fernsehspielchef Christian Granderath so getaufter – „Popcorn-Tatort“. 12,57 Millionen Zuschauer erreichte das Debut von Kommissar Tschiller und objektiv betrachtet bereichert der nuschelnde Ermittler das Tatort-Universum durch seine Fokussierung auf Action-Elemente. Mit augenzwinkerndem Humor, allerdings ohne Tiefgang, Rätsel und eine spannende Geschichte ermittelt Tschiller gegen Firat Astan (Erdal Yildiz); Explosionen und Schießereien halten den Film unterhaltsam zusammen.

Fast auf den Tag genau ein Jahr später, am 9. März 2014 folgt „Kopfgeld“. Wieder geht es in einer grob gestrickten Story um „gut gegen böse“; Drehbuchautor Christoph Darnstädt und das ganze Team des ersten Films machen genau da weiter, wo sie 364 Tage vorher aufgehört hatten. Nicht besonders glaubwürdig, wieder mit viel Action; etwas ruppiger im Umgang mit den Clanmitgliedern, aber mit guter Einschaltquote (10,12 Millionen). In Erinnerung bleibt die – bis dahin höchste Anzahl an Leichen in einem Tatort (23!).

Am 1. und am 3. Januar 2016 werden dann „Der große Schmerz“ und „Fegefeuer“ ausgestrahlt; jetzt rächt sich die Eindimensionalität der Ermittlerfigur und auch der Geschichte. Es gibt keine Wendungen, alles wird noch lauter (Tschiller mit einer Panzerfaust), noch dramatischer (Tschillers Ehefrau wird gemeuchelt), noch unglaublicher („privat“-SEK im Hubschrauber). Trotzdem bleibt das Zuschauerinteresse bei der dritten Folge im Rahmen der Tatort-Einschaltquoten für einen Neujahrstag hoch (8,24 Millionen), auch dank des stark beworbenen Auftritts von Helene Fischer. Als die „Handlung“ dann drei Tage später genauso weiter geht (inklusive Geiselnahme im „Tagesschau“-Studio), sinkt das Interesse weiter und liegt noch bei 7,69 Millionen. Ausgerechnet jetzt kommt am 4. Februar 2016 der Kino-Tatort „Tschiller – Off Duty“ auf die Leinwand. Ein Flop mit Ansage; das Publikum ist übersättigt; nicht einmal 300.000 Zuschauer lösen eine Karte.

Das allerdings hat „Off-Duty“ nicht verdient. Drehbuch (wieder von Christoph Darnstädt) und Regisseur (wie bei allen anderen Tschiller-Tatorten) Christian Alvart befreien den Hauptdarsteller aus Emotionsextremen, die in den vier vorherigen Filmen ansatzlos zwischen unbändiger Wut und tiefer Verzweiflung wechselten. Nick Tschiller gerät, während er einerseits versucht, den Astan-Clan endgültig zu erledigen und andererseits bemüht ist, seine Tochter Leonora zu retten, an die Grenzen seiner Möglichkeiten. Dabei sind die Bilder definitiv größer geworden als die Schauspielkunst. Aber Actionszenen, in denen Til Schweiger über die Dächer von Istanbul hechtet, in Russland eine Verfolgungsjagd mit einem Mähdrescher übersteht, den er dann mitten auf dem Roten Platz parkt, sie sind mitreißend inszeniert und dynamisch geschnitten.

Wie bei allen Beiträgen aus der Til Schweiger-Tatortserie ist es auch in „Tschiller – Off-Duty“ wieder Fahri Yardim, der als cooler Kollege Yalcin Gümer den Film dann rettet, wenn der story-technisch in eine Sackgasse geraten ist. Als sidekick ist er Stichwortgeber und kommentiert mit süffisanten Bemerkungen das Geschehen.

Dass die Fernsehausstrahlung nun an einem Termin mitten in den Sommerferien stattfindet, kritisiert Til Schweiger in den Medien lautstark und sucht die Schuld für diesen absehbaren Fernsehquoten-Flop bei der ARD. Dass sie den Film, der nun im Sommerloch versendet wird, als „Tatort-Highlight im Sommerprogramm“ ankündigt, mag der Leser als gehässig oder bösartig empfinden; in jedem Fall ist das kein guter Stil dem Schauspieler und dem Film gegenüber; vielleicht aber auch nur die konsequente Reaktion auf Äußerungen von Schweiger, die oft polarisierten.

Wer sich am 8. Juli vor den Bildschirm setzt, wird jedenfalls einen kurzweiligen Film sehen, der sich nicht aufhält mit Fragen nach Handlung, Plausibilität und Glaubwürdigkeit, aber zum Popcorn recht originelle Actionszenen serviert.

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