Oldenburg (zb) Eine erfreuliche Bilanz zog Dr. Rainer Stamm, Direktor des Oldenburger Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte. Das Ausstellungsprogramm wurde gut angenommen, so dass die Besucherzahlen erneut gestiegen sind.
Anzeige
Im vergangenen Jahr kamen 57.782 Besucher (2012: 57.011) vor allem aus Oldenburg, der Region, Bremen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen ins Landesmuseum. 2010 waren es 41.572. Seither geht die Kurve kontinuierlich nach oben, freut sich Stamm, der von einer guten Resonanz spricht. „Wir müssen uns im Bundesvergleich nicht verstecken.“ Das Ergebnis kann sich auch deshalb sehen lassen, weil das Augusteum bereits seit Monaten wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist.
„Themen, die eine starke regionale Bindung haben, sind besonders gefragt“, berichtet Stamm. Die Sonderausstellung „Mini, Mofa, Mao-Bibel“, die sich mit den 1960er Jahren befasste, zählte zu den Besuchermagneten. Und seit Stamm mit seinem jungen Team die Dauerausstellungen kontinuierlich verändert, weil interessante Exponate im Depot entdeckt werden, ist das Interesse an ihnen spürbar gewachsen. „Wir haben ein sehr großes Depot, allerdings sind die vielen Stücke in der Vergangenheit längst nicht alle inventarisiert worden“, berichtet er. „Wir versuchen uns einen Überblick zu verschaffen und dabei entdecken wir vergessene Ausstellungsstücke, die perfekt in die Dauerausstellungen passen.“
Stamm ist es in seiner bisherigen Amtszeit exzellent gelungen, Kontakte zu anderen Museen aufzubauen. Das zahlt sich in jeder Beziehung aus. „Wir bekommen von anderen Häusern sehr gute Leihgaben, konzipieren mitunter Ausstellungen mit anderen Museen zusammen und unsere Ausstellungen sind andernorts gefragt“, sagt er nicht ohne Stolz. Dazu gehört auch die noch laufende Ausstellung „Neue Baukunst“, die demnächst nach Berlin und Breslau geht. Die für Oktober geplante Ausstellung „Meisterblätter der Grafischen Sammlung“ wird vorab in Würzburg im Kulturspeicher zu sehen sein.
Dabei handelt es sich um Arbeiten auf Papier, die einen Blick auf die unbekannten Schätze der umfangreichen Grafischen Sammlung des Landesmuseums werfen. Selten und teilweise noch nie gezeigte Werke korrespondieren mit bekannten Arbeiten prominenter Künstler. So trifft der Oldenburger Hofmaler und Goethe-Freund Johann Heinrich Wilhelm Tischbein u.a. auf Adolph von Menzel, Ernst Wilhelm Nay, Heinrich Vogeler oder Edvard Munch.
Spannend verspricht die Ausstellung „Der andere Müller vom Siel“ zu werden, die ab Mai gezeigt wird. Der Künstler ist den meisten als Landschaftsmaler bekannt, der insbesondere von Dötlingen inspiriert war. Doch das Landesmuseum verfügt auch über einen größeren Teil seines Spätwerks, das in der Nervenheilanstalt in Wehnen bei Oldenburg entstand, wo er 1939 starb. Es verdeutlicht die Wandlung eines Künstlers, der ungewohnte, provozierende und rätselhafte Bildinhalte von hoher Qualität zeichnet. Seine Werke werden erstmals präsentiert und in den aktuellen Kontext der Outsider Art eingeordnet. Zum Vergleich werden Werke herangezogen, die zeitgleich in anderen Anstalten entstanden. Die Zeichnungen aus der Heidelberger Sammlung Prinzhorn verblüffen durch ein ähnliches Bildvokabular. Die Ausstellung wird auch in Heidelberg und im österreichischen Gugging zu sehen sein.