Das Theater Orlando im herzoglichen Palais in Rastede bietet Platz für 30 Gäste.
Foto: Orlando / Bernhard Weber
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Rastede (zb) – Das Theater Orlando in Rastede gehört vermutlich zu den kleinsten Theatern deutschlandweit. 30 Plätze bietet das freie und professionell geführte Zimmertheater im herzoglichen Palais an der Feldbreite im 26. Jahr seines Bestehens. Die Theaterpädagogin und Schauspielerin Sylvia Meining hat es ins Leben gerufen und gemeinsam mit ihrem Team kontinuierlich weiterentwickelt.
Es ist ein Kleinod mit speziellem Ambiente. Bevor der Besucher in den ersten Stock des Palais geht und sich wie zu Hause fühlt, wird er im Eingangsbereich vom Inspizienten empfangen und begrüßt. Nichts deutet auf ein Theater hin. Feine, kleine Räume, einladend und liebevoll gestaltet und dazu gedacht, die Wartezeit bis zum Beginn der Vorstellung in angenehmer Atmosphäre bei Salzstangen und einem Getränk zu verbringen.
Im November, wenn im Theater Orlando die Spielzeit beginnt, denkt das Team bereits über eine neue Produktion im nächsten Jahr nach. Zurzeit spielt Sylvia Meining zusammen mit Ulf Goerges das Kammerschauspiel von Eric-Emmanuel Schmitt „Kleine Eheverbrechen“ unter der Regie von Björn Kruse. Das Stück an sich geht unter die Haut, im Zimmertheater wird seine Wirkung noch verstärkt. Da wird der Zuschauer zum Voyeur. Es ist so, als würde er unbeobachtet zum Zuhörer eines privaten und zeitweise sehr intimen Gespräches zwischen Eheleuten.
Die kleine Bühne, der halbe Meter Abstand zum Publikum lässt ungewöhnliche Dichte entstehen. „Das ist im Gegensatz zu größeren Bühnen sehr reizvoll“, findet Ulf Goerges, der wie Sylvia Meining aber durchaus auch auf großen Bühnen spielt. „Jede Unehrlichkeit wird hier sofort entlarvt“, sagt er weiter. Umgekehrt spüren die Schauspieler die Stimmung des Publikums intensiv. Hier entgeht ihnen nichts. Und Sylvia Meining meint, „dass muss der Zuschauer aushalten können.“
Mit viel Leidenschaft und großem Engagement gestaltet sie als Leiterin den Kurs dieses Zimmertheaters, wobei sie stets die Teamarbeit betont. Die Inszenierungen werden gemeinsam erarbeitet und nach jeder Aufführung kritisch unter die Lupe genommen. „Wir wollen unser Publikum berühren“, sagt Sylvia Meining. „Egal, ob die Stücke politisch, komödiantisch oder sozialkritisch sind. Wir möchten dem Zuschauer etwas mit nach Hause geben, was in ihm nachwirkt, ihn zum Nachdenken, zu Diskussionen oder zu einem herzhaften Lachen anregt.“
Der besondere Charme dieser Spielstätte hat sich längst in der gesamten Weser-Ems Region herumgesprochen. Wer hier dabei sein will, muss schnell sein. Im Theater Orlando erleben die Besucher einen ganz besonderen und fast intimen Theaterabend, deren Stimmungen und Atmosphären sie sich kaum entziehen können. Während das Bühnenbild auf engstem Raum mit dem Nötigsten auskommt, ist die Intensität der Schauspieler umso größer. Ein Erlebnis der speziellen Art, das haften bleibt.