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Theaterkritik: „Carmen“ solide inszeniert

Carmen hat die Zuschauer des Oldenburgischen Staatstheaters begeistert.

„Carmen“ hat die Zuschauer im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters begeistert.
Foto: Stephan Walzl

Oldenburg (vs) Opernregisseure neigen leicht dazu, ihrem Tun einen besonderen oder zeitgemäßen Schliff zu geben. Was Robert Lehmeier in gut zweieinhalb Stunden auf die Bühne des Großen Hauses bringt, kann sich sehen und vor allem aber hören lassen. Überraschungen müssen die Besucher der „Carmen“-Inszenierung am Oldenburgischen Staatstheater nicht befürchten. Die solide Inszenierung, die Wert auf das Spiel und die Entwicklung der dramatischen Geschichte in einem sehenswerten Bühnenbild legt, dürfte dem Oldenburger Publikum gefallen.

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Der Zuschauer fragt sich zu Recht, warum dieses großartige Musikstück von Georges Bizet bei seiner Uraufführung im Jahr 1875 floppte. Der Grund dafür war die Tatsache, dass eine Frau in den Mittelpunkt der Geschichte gestellt wurde. Damals konnte sich das Publikum dafür nicht begeistern. Ganz anders ist es heutzutage: selbstbewusste Frauen sind Inhalt vieler Theaterstoffe, die Musik hat sich längst etabliert und mit seinen zahlreichen weltbekannten Melodien, neudeutsch Ohrwürmer, gehört „Carmen“ zu den beliebten Opern an den Theaterhäusern. Das Publikum der Premiere im ausverkauften Großen Haus bedankte sich für die Aufführung mit langanhaltendem Applaus und vereinzelten Bravo-Rufen für das Regieteam mit Robert Lehmeier und Stefan Rieckhoff (Bühne und Kostüme), alle Sängerinnen und Sänger, Oper- und Extrachor, KlangHelden Jugendchor sowie bei dem musikalischen Leiter Hendrik Vestmann und dem Oldenburgischen Staatsorchester.

Verzicht auf Folklore-Kitsch

Die tragisch endende Geschichte um die selbstbewusste und von allen Männern umworbene Carmen, die ihre persönliche Freiheit leben statt sich der Liebe unterordnen will und das am Ende mit ihrem Tod bezahlen muss, ist in Oldenburg ohne jede spanische Folklore-Couleur zu sehen. Die Inszenierung holt die Oper in ein Pariser Theater. Das Bühnenbild besteht aus einem manege-ähnlichen Rund, der Zuschauerraum des Großen Hauses wurde mit seinen Balkonen auf der Bühne fortgesetzt und um eine steile Tribüne mit einzelnen Theaterstühlen ergänzt. Die Manege kann auch als Stierkampfarena gedeutet werden, in dem die Protagonisten ihr Spiel um Liebe, Macht, Eifersucht austragen.

Gesang und Ausdruck begeistern

Gesanglich auf hohem Niveau agieren wie gewohnt die Mezzosopranistin Melanie Lang als starke Femme fatale Carmen, Evan LeRoy Johnson (erstmals in Deutschland bis zur Sommerpause) als untergebener Don José, Anna Avakian als seine Jugendfreundin Micaëla sowie Tomasz Wija als Stierkämpfer Escamillo. Auch die kleineren Partien sind überzeugend in Gesang und Ausdruck. Diese sind Tiao Schabel als Remendado, Paul Brady als Dancaïro, Ill-Hoon Choung als Zuniga, Aarne Pelkonen als Morales sowie Martyna Cymerman als Frasquita und Hagar Sharvit als Mercédès hörenswert ausgefüllt. Die Verzweiflung und das Leid des Don José mit seinem schwachen Selbstbewusstsein und seiner schmerzvollen Zerrissenheit zwischen der starken Carmen und der lieben Micaëla stehen im Mittelpunkt und sind Szenen, die besonders beeindrucken und zu den Höhepunkten gehören. Gesanglich haben diese Figuren die schönsten Arien, die entsprechend mit Zwischenapplaus bedacht werden.

Als der Vorhang nach dem letzten Schlussapplaus fällt, waren hinter ihm – von der Bühne – die Freudenrufe aller Beteiligten zu hören. Wohlverdient.

Die Oper wird in der nächsten Spielzeit wieder aufgenommen. Vorstellungstermine und Karten gibt es unter www.staatstheater.de.

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