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World Press Photo 2023 zeigt Horror des Krieges

Weltpressefoto des Jahres „Mariupol Maternity Hospital Airstrike“: Iryna Kalinina (32), eine verletzte schwangere Frau, wird aus einer Geburtsklinik in Mariupol getragen, die durch einen russischen Luftangriff zerstört wurde. Ihr Baby Miron (nach dem ukrainischen Wort für „Frieden“) wird tot geboren, wenig später stirbt auch Iryna.

Weltpressefoto des Jahres „Mariupol Maternity Hospital Airstrike“: Iryna Kalinina (32), eine verletzte schwangere Frau, wird aus einer Geburtsklinik in Mariupol getragen, die durch einen russischen Luftangriff zerstört wurde. Ihr Baby Miron (nach dem ukrainischen Wort für „Frieden“) wird tot geboren, wenig später stirbt auch Iryna.
Foto: Evgeniy Maloletka

Oldenburg (pm/cb) Auch im kommenden Jahr wird die World-Press-Photo-Ausstellung auf ihrer Reise um die Welt Station in Oldenburg machen. Sie soll vom 17. Februar bis zum 10. März im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen sein. Die Veranstalter informierten jetzt auf einer Pressekonferenz vom Stand der Vorbereitungen.

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Weltpressefoto des Jahres von Evgenily Malotetka

Es zeigt die 32-jährige hochschwangere Ukrainerin Iryna Kalinina, die verletzt auf einer Trage liegt, die Hand schützend auf ihren Bauch gelegt, der Blick leer. Männer tragen sie durch die Trümmer von Mariupol, weg von der bei einem russischen Luftangriff zerstörten Klinik. Ihr Sohn Miron, ukrainisch für „Frieden“, kommt tot zur Welt. Iryna selbst stirbt wenig später.

Der ukrainische Fotojournalist Evgeniy Maloletka hat die Szene im Bild festgehalten. Er war im März 2022 einer der wenigen Reporter/innen, die die Ereignisse in der ostukrainischen Hafenstadt dokumentierten. Nur ein paar Wochen waren seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs vergangen. Ein Jahr später wird Maloletka in Amsterdam mit dem World Press Photo Award für das Pressefoto des Jahres ausgezeichnet. Dabei sei das prämierte Bild das jenige, „das ich am meisten vergessen möchte“, sagt er. „Aber ich kann es nicht. Und ich darf es nicht.“ Zu wichtig sei das Schicksal der Menschen in der Ukraine, zu wichtig seine Arbeit als Fotojournalist.

World-Press-Photo-Ausstellung bereits zum neunten Mal in Oldenburg

Maloletkas Foto – eines von mehr als 60.000 eingereichten – zeigt die ganze Absurdität und den Horror des Krieges. Und es setzt damit eine Tradition der siegreichen Aufnahmen des nach wie vor weltweit wichtigsten Wettbewerbs im Bildjournalismus fort. „Man denke nur an die ikonischen Arbeiten aus dem Vietnam- oder dem Golfkrieg“, zog Claus Spitzer-Ewersmann historische Parallelen. Seine Agentur Mediavanti holt die World-Press-Photo-Ausstellung seit 2016 alljährlich ins Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg – 2024 zum neunten Mal. Dabei endet die Ausstellungstournee durch rund 100 Standorte in aller Welt erneut an der Hunte.

„Die World Press Photo hat sich in Oldenburg als fester Bestandteil im Ausstellungskalender etabliert und führt immer wieder eindrucksvoll vor Augen, wie wichtig das Museum als Ort von Begegnung und Austausch über gesellschaftlich relevante Themen heute ist“, betonte Prof. Dr. Rainer Stamm, Direktor des Landesmuseums, und fügte hinzu: „Ich bin begeistert, wie viele unterschiedliche Menschen Jahr für Jahr bei uns über die ausgestellten Fotografien ins Gespräch kommen.“

Erstmals drei Motive auf den Oldenburger Plakaten

Anders als in den Vorjahren ziert diesmal nicht das siegreiche Foto die Plakate zur Oldenburger Ausstellung. „Die World Press Photo Foundation in Amsterdam hat gebeten, Evgeniy Maloletkas Bild aus Respekt vor den Toten und ihren Angehörigen nicht in der Werbung einzusetzen“, erklärte Claus Spitzer-Ewersmann. „Dieser Bitte kommen wir natürlich nach.“ Stattdessen gibt es in diesem Jahr erstmals drei Motive auf den Oldenburger Plakaten. Sie stammen vom Italiener Simone Tramonte, von Ahmad Halabisaz aus dem Iran sowie der Südafrikanerin Lee-Ann Olwage.

Südafrikanerin Lee-Ann Olwage als Ehrengast

Die Fotografin, deren Aufnahme The Big Forget den Regionalentscheid für Afrika gewann, wird als Ehrengast der Ausstellungseröffnung in Oldenburg beiwohnen und von ihrer Arbeit berichten. Mit ihrem Projekt lenkt Olwage Aufmerksamkeit auf oft übersehene Geschichten über Demenz auf dem afrikanischen Kontinent. Ihre siegreiche Arbeit zeigt die Gemeindevorsteherin Sugri Zenabu in einem von mehreren umstrittenen „Hexencamps“ in Ghana, wohin an Demenz erkrankte Frauen gebracht werden. Einerseits bieten diese Lager Zuflucht und Schutz vor Gewalt, andererseits werden die Bewohnerinnen stigmatisiert und sind anfällig für die Ausbeutung durch lokale Häuptlinge, die an den mit Hexerei verbundenen Prozessen und Ritualen verdienen.

„The Big Forget“: Sugri Zenabu sitzt umringt von Bewohnerinnen in einem Hexenlager in Gambaga, Ghana. Sie zeigt einige Anzeichen von Verwirrung und Gedächtnisverlust verknüpft mit Demenz. Mit steigender Lebenserwartung wird Demenz in Afrika zunehmend zu einem Problem der öffentlichen Gesundheit und der soziokulturellen Entwicklung.
Foto: Lee-Ann Olwage

Dass mit Lee-Ann Olwage erstmals eine afrikanische Fotografin zur Eröffnung kommt, erfreut Lisa Knoll besonders. Die Organisationsleiterin der Oldenburger Ausstellung zeichnet seit fünf Jahren für die Sonderschau verantwortlich. „Wir ha¬ben damals begonnen, mit dem Projekt Everyday Africa zusammenzuarbeiten. Daraus hat sich eine kraftvolle Kooperation mit der global agierenden Initiative The Everyday Projects entwickelt.“ Exklusiv für Oldenburg werden auch im Jubiläumsjahr rund 50 Aufnahmen ausgewählt, die in der Sonderschau zu sehen sind – als längst unverzichtbare Ergänzung der World-Press-Photo-Ausstellung. Thema diesmal: kleine Projekte aus aller Welt, die dem Klimawandel entgegenwirken.

Rahmenprogramm

Knoll machte zudem deutlich, dass sich die Neuerungen des Vorjahres bewährt haben. So wird es wieder die Winners Wall mit allen Siegerfotos seit 1955 geben. „Gut angekommen ist auch der Audioguide, für den unser Team Erläuterungen zu den Bildern eingesprochen hat.“ Zudem wird bei zwei Ausstellungsführungen erneut eine Gebärdensprachdolmetscherin dabei sein, die die Informationen auch an Gehörlose weitergeben kann. Erstmals ist in Kooperation mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen eine Führung für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen geplant. Etabliert haben sich inzwischen die Führungen im Rahmen der Aktion „schule@museum“, auf die sich Schüler/innen der IGS Kreyenbrück und der IGS Flötenteich seit Wochen vorbereiten.

Das Rahmenprogramm setzt weitere Akzente. Die Planungen seien fast abgeschlossen, erläuterte Claus Spitzer-Ewersmann und nannte als Beispiel die Sonntagsmatineen. „Diese Reihe liegt uns sehr am Herzen, weil hier Fototalente zeigen, womit sie sich beschäftigen.“ Alle vier Projekte des letzten Jahres wurden im Übrigen nach der Präsentation in Oldenburg bei überregionalen Wettbewerben mit Preisen bedacht. „Das macht uns schon stolz“, unterstrich der Ausstellungsinitiator. Herausragend war dabei der Fotostudent Jonas Kakó aus Hannover, der kurz nach seiner Matinee erfuhr, dass er das Pressefoto des Jahres im World-Press-Photo-Regionalentscheid für Nord- und Mittelamerika geschossen hatte. „Wir haben ihn daraufhin in diesem Jahr noch einmal eingeladen, sein wunderbares Projekt The Dying River im Schlosssaal vorzustellen“, sagt Spitzer-Ewersmann.

Informationen

World Press Photo – Exhibition 2023
17. Februar bis 10. März 2024
Öffnungszeiten: Dienstag/Mittwoch und Samstag/Sonntag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag/Freitag 10 bis 20 Uhr
Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg (Schloss)
www.worldpressphotoausstellung-oldenburg.de

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