Gesundheit

Glück nach Herzstillstand

Als Helge Hanschke nach einem Herzstillstand sein Bewusstsein verlor, hatte er gleich mehrere Schutzengel.

Als Helge Hanschke sein Bewusstsein verlor, hatte er gleich mehrere Schutzengel.
Foto: Katrin Zempel-Bley

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Oldenburg (zb) – Helge Hanschke ist einem jungen Mann, der bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist, ewig dankbar. Er hat ihm vor drei Jahren auf dem Deich in Oldenburg sein Leben gerettet.

Der 55-Jährige ist wie jeden Morgen mit seinem Fahrrad zur Arbeit ins Klinikum Oldenburg gefahren. „Plötzlich“, so erinnert er sich, „bin ich mit meinem Rad getorkelt, danach weiß ich nichts mehr.“ Aufgewacht ist er zehn Tage später auf der Intensivstation des Klinikums und war verwundert über seinen Aufenthaltsort. Denn normalerweise kümmert sich der Krankenpfleger um die Belange der Patienten. Jetzt kümmerten sich seine Kollegen um ihn.

Was war passiert? Helge Hanschke stürzte im Februar 2011 in der Dunkelheit vom Rad, rollte den Deich herunter und all das beobachtete ein 28-jähriger Mann, der hinter ihm fuhr. Der sprang vom Rad, stellte schnell die Bewusstlosigkeit des 55-Jährigen fest, der zudem nicht mehr atmete, alarmierte die Rettung und fing sofort mit der lebensrettenden Herzmassage an bis die Rettungssanitäter und der Notarzt vor Ort eintrafen und den Patienten übernahmen.

„Ohne diesen Mann wäre ich heute tot“, sagt Helge Hanschke. „Er hat mir das Leben gerettet und ist mein zweiter Bruder geworden. Er hat einfach alles richtig gemacht, nicht gezögert und mich beherzt wiederbelebt. Ich bin ihm einfach nur dankbar.“ Der 55-Jährige hatte alles Glück der Welt. Denn wäre der junge Mann nicht hinter ihm gefahren, hätte ihn vermutlich niemand in der Dunkelheit entdeckt. „Bei ihm kam es tatsächlich auf jede Sekunde an“, stellt Prof. Dr. Andreas Weyland, Klinikdirektor für Notfallmedizin im Klinikum Oldenburg, klar. Dass der Lebensretter als Feuerwehrmann retten gewöhnt ist, war ein zusätzliches Glück.

Doch Weyland stellt klar, dass jeder Laie, egal ob er einen Erste-Hilfe-Kurs belegt hat oder nicht, in der Lage gewesen wäre, Helge Hanschke zu retten. „Man muss wirklich nur wollen“, sagt der Mediziner. „Niemand kann in der Situation etwas falsch machen und muss auch nicht damit rechnen, dass er hinterher irgendwie belangt wird“, stellt er klar. „Das Brustbein suchen und im schnellen Takt mit der Herzmassage beginnen. Das ist oft lebensrettend“, weiß er von vielen Fällen und hofft, dass jeder es beherzigt.

Helge Hanschke, der in seiner Freizeit als Fußballtrainer tätig und sowieso sehr sportlich ist, keine bekannten Risikofaktoren für eine Herzerkrankung hat und deshalb kalt erwischt wurde, weiß seither, wie schnell es jeden von uns treffen kann. „Im Krankenhaus wurde ihm ein Katheter geschoben, doch seine Gefäße waren alle frei. „Vielleicht war es ein Thrombus“, sagt er. „Aber wissen tut es niemand.“

Er appelliert an alle, sich nicht zu scheuen, wenn es darum geht, einen Menschen zu reanimieren. „Einfach loslegen, es ist nie verkehrt. Sollte der Mensch noch selbstständig atmen, wird er sich ganz sicher melden“, sagt Helge Hanschke und ist allen seinen Schutzengeln dankbar, dass er sein Leben wieder genießen kann.

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