„Hilfe direkt Oldenburg-Sierra Leone“ sucht dringend Paten
Oldenburg (am) Der Verein „Hilfe direkt Oldenburg-Sierra Leone“ ist das Lebenswerk der Oldenburgerin Gisela Bednarek. Mit vielen anderen Bürger_innen aus dem Raum Oldenburg setzt sie sich seit Jahren für die Menschen in West-Afrika tatkräftig ein. Die jüngere Generation liegt ihr besonders am Herzen. Zurzeit sucht der Verein dringend Paten für drei Studentinnen und einen Studenten.
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Viele Kinder und Jugendliche in Sierra Leone sind Waisen, sie kämpfen tagtäglich ums Überleben. „Hilfe direkt“ hat bisher knapp 200 Patenschaften vermittelt. Jetzt brauchen unter anderem Sia Finnoh, Isatu Ndoinje, Kadijatu Jalloh und Ansumana Fillie finanzielle Unterstützung, damit sie weiter studieren können und so eine Chance für ihre Zukunft erhalten. Wir stellen die vier jungen Afrikaner vor.
Sia Finnoh
Die 20-jährige Sia Finnoh lebt seit ihrem neunten Lebensjahr in einer fremden Familie. Ihre Eltern wurden während des Bürgerkrieges von Rebellen umgebracht. Sie konnte mit Hilfe einer Patenschaft bis Oktober 2013 zur Schule gehen und hat einen guten Abschluss vorzuweisen. „Leider musste diese Patenschaft nun aus finanziellen Gründen eingestellt werden“, bedauert Gisela Bednarek. Dabei wurde Sia aufgrund ihrer guten Leistungen von der Universität in Sierra Leone / West-Afrika akzeptiert. Damit sie mit dem Studium „Economic-Business-Administration“ beginnen kann, benötigt sie 40 Euro monatlich für ihren Lebensunterhalt sowie zusätzlich 204 Euro Studiengebühren. Pro Jahr kostet das Studium zudem 750 Euro. Diese Kosten wurden für 2014 vom Verein „Hilfe direkt“ übernommen. Für die Jahre 2015 und 2016 werden zusätzlich zum Lebensunterhalt und Nebenkosten zirka 900 Euro pro Jahr fällig sowie am Ende des Studiums evtl. noch ein Betrag für Prüfungsgebühren. Es können sich mehrere Personen die Patenschaft teilen.
Isatu Ndoinje
Für Isatu Ndoinje wird eine Nachfolgepatenschaft für vier Jahre in Höhe von monatlich 30 Euro benötigt, damit sie Ihre Hochschule beenden kann. Sie ist mit ihrer Familie vor den Rebellen geflüchtet und lebt nun in den Slums am Stadtrand von Freetown ihr Leben. Der Vater ist aufgrund seines Alters und Gebrechlichkeiten nicht arbeitsfähig. Die Mutter verdient etwas Geld mit dem Zerkleinern von Steinen – sitzend auf der Erde werden Steine, die mit den Zehen festgehalten werden, mit einem Hammer von Hand zerkleinert. Dafür bekommt sie einen sehr geringen Lohn. Von dem eigenen Einkommen könnte Isata nicht weiter zur Schule gehen.
Kadijatu Jalloh
Um eine Nachfolgepatenschaft geht es auch bei Kadijatu Jalloh. Sie studiert zurzeit „Aviation und Tourismus“. Da die Patenschaft wegen Arbeitslosigkeit der Patin endete und die Mutter ihr ein Studium überhaupt nicht ermöglichen kann, bitten beide um Unterstützung.
Das Studium dauert drei Jahre und kostet pro Jahr 680 Euro zuzüglich der monatlichen Lebenshaltungskosten in Höhe von 40 Euro.
Ansumana Fillie
Der junge Mann studiert im ersten Semester in Kenema „Polytec Labor Technic“. Das Studium dauert drei Jahre. Sein Wunsch ist, später in einem Hospitallabor zu arbeiten. Ansumana und seine Geschwister kommen aus sehr ärmlichen Verhältnissen. Ansumana konnte die Schule nur besuchen, weil er eine Patenschaft dafür hatte. Die Mutter ist kurz nach seiner Geburt während des Krieges verstorben. Das genaue Geburtsdatum steht nicht fest, nur das ungefähre Geburtsjahr mit 1991 oder 1992. Er benötigt für sein Studium 360 Euro jährlich und 40 Euro monatlich Lebenshaltungskosten.
Sierra Leone in Westafrika zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Nach einem zehnjährigen Rebellenkrieg mit mehr als 100.000 Toten, 1,6 Millionen Flüchtlingen und zahllosen verstümmelten Menschen ist die Republik seit 2002 mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lag 2006 die Lebenserwartung bei 42,6 Jahren. Sierra Leone zählt damit weltweit zu den fünf Ländern mit den niedrigsten Lebenserwartungen. Die Hauptstadt Freetown ist seit dem Krieg überfüllt. Während hier normalerweise rund 470.000 Menschen leben, wurden 2004 zirka 951.000 Einwohner gezählt. Auch zehn Jahre nach Kriegsende bestehen immer noch Flüchtlingslager, viele Menschen betteln, nicht alle bekommen eine Mahlzeit am Tag. Es gibt weder Sozialhilfe noch Krankenversicherungen. Wer nicht zahlen kann, wird in den Krankenhäusern nicht behandelt. „Es geht zirka 80 Prozent der Menschen in Sierra Leone schlecht“, so Gisela Bednarek. „In Freetown haben sich Slums aufgrund der vielen Flüchtlinge gebildet, die aus dem Hinterland vor den Rebellen nach Freetown geflüchtet sind, nachdem ihre Dörfer überfallen und viele Menschen getötet bzw. amputiert wurden. Die Slums bestehen leider immer noch, weil die Regierung es versäumt hat und immer noch versäumt, den früheren Farmern und Dorfbewohnern Möglichkeiten an die Hand zu geben, ihre Farmen wieder zu säubern zu bestellen. Im Gegenteil: Die Regierung fördert das Land-Grabbing (Aneignung großer Agrarflächen in Entwicklungsländern für die Nahrungsmittel- oder Energiepflanzenproduktion).“
Mehr zu Sierra Leone gibt es unter www.hilfe-direkt.info/sierra-leone.cfm.
Vereinsgeschichte „Hilfe direkt Oldenburg-Sierra Leone“
Der Verein „Hilfe direkt Oldenburg-Sierra Leone/West-Afrika Verein zur Förderung interkultureller Begegnung“ entwickelte sich im Jahre 2005 aus dem 1991 gegründeten „Verein zur Förderung interkultureller Begegnung e.V.“ und der 1988 von Gisela Bednarek als Privatinitiative ins Leben gerufenen „Hilfe direkt“. Neben dem Briefkontakt und persönlichen Begegnungen unterstützt der Verein die Menschen in Sierra Leone mit Medizin und Hilfsmitteln für Krankenhäuser, ruft Patenschaften ins Leben und sammelt Spenden für unterschiedliche Projekte. Im Land steht der Koordinator Musa Bainda dem Verein zur Seite. 2009 wurde Gisela Bednarek für ihren vorbildlichen Einsatz von Bundespräsident Horst Köhler mit dem Verdienstorden ausgezeichnet.
Projekte
Der Verein hat unter anderem 1994 das Projekt „Grassfield-Schule“ in Freetown ins Leben gerufen. Hier werden rund 150 Kinder kostenlos unterrichtet. Seit 2005 bekommen die Kindergarten- und Schulkinder eine Schulspeisung, die überwiegend durch die St. Christophorus-Kirchengemeinde in Oldenburg finanziert wird. Mit Unterstützung der fünf Oldenburger Kliniken, von Ärzten aus der Region und vielen Spenderinnen und Spendern konnte 2011 das Gila-Hospital in Bo mit 50 Betten für Kinder und Erwachsene eröffnet werden. Außerdem konnte der Verein Kleinkredite zur Verfügung stellen. Damit konnten sich mehr als 500 Frauen eine Lebensbasis schaffen. Die Dorfgemeinschaft in Telu erhielt einen Backofen, auch dafür sorgte eine Oldenburgerin. Weitere Projekte sind unter anderem eine Entbindungsstation in Kenema, das Mandu Schulprojekt und die Patenschaften.
Aktuelles
Zurzeit möchte der Verein ein Haus für rund 130 Menschen mit Behinderungen bauen. Momentan wohnen sie noch im sogenannten „Handicap-Haus“. „Dort ‚leben‘ poliogeschädigte sowie amputierte Frauen und Männer mit ihren Kindern in total schrecklichen, fürchterlichen und unbeschreiblichen Verhältnissen“, weiß Gisela Bednarek, denn sie hat sich die Lebensumstände vor Ort angesehen. Hier müsse unbedingt etwas geschehen.
Termine
Der Verein „Hilfe direkt Oldenburg-Sierra Leone“ steht am 10. Mai mit einem Informationsstand vor der Hirschapotheke in der Oldenburger Innenstadt.
Die Internationale Party „Weltmusiknacht 2014“ findet am Mittwoch, 30. April, als „Welt-Tanz-in-den-Mai“-Party in der Kulturetage, Bahnhofstraße 11, statt. Die Einnahmen kommen den Projekte des Vereins zugute.
Wer helfen möchte
Hilfe direkt Oldenburg – Sierra Leone / West-Afrika
Verein zur Förderung interkultureller Begegnung e.V.
Bankverbindung: Landessparkasse zu Oldenburg
Kontoinhaber: Hilfe direkt ViB e. V.
Kontonummer: 009 115 114, BLZ: 280 501 00
IBAN: DE 77 280 501 00 0009 115 114
SWIFT-BIG: BRLADE21LZO
Weitere Informationen unter www.hilfe-direkt.info
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