Leitlinien dürften geschenkten Gaul zu Fall bringen
Das bronzene Reiterstandbild des Grafen Anton Günther auf seinem Lieblingspferd Kranich probeweise auf dem Schlossplatz rief Befürworter und Gegner hervor.
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Oldenburg/zb – Eigentlich war der geschenkte Gaul schon vergessen. Bis die Arbeitsgemeinschaft der Stadtoldenburger Bürgervereine (ASTOB) jetzt einen erneuten Versuch unternahm, sich für das Reiterstandbild des Grafen Anton Günther auf dem Oldenburger Schlossplatz, vor seinem einstigen Domizil, einzusetzen. Die SPD-Stadtratsfraktion griff den Ball auf und formulierte für die Ratssitzung am kommenden Montag prompt einen Dringlichkeitsantrag mit dem Inhalt, das Reiterstandbild endlich in der Stadt des Grafen aufzustellen.
Bislang war das Vorhaben an der CDU/FDP-Landesregierung und ihrer damaligen Kulturministerin Dr. Johanna Wanka gescheitert. Sie musste darüber entscheiden, weil ein schmaler Streifen rund ums Schloss dem Land und nicht der Stadt gehört. Die Stadtverwaltung, allen voran in der Person des Oberbürgermeisters Dr. Gerd Schwandner, war erleichtert über die Ablehnung des Landes. Denn auch sie fand kein Gefallen an dem geschenkten dreidimensionalen Gaul. Da half auch die prominente Unterstützung durch den einstigen Landtagspräsidenten Horst Milde (SPD) nichts, der ein eiserner Verfechter des bronzenen Reiterstandbildes ist. Sogar seine eingereichte Petition scheiterte.
Auch der Schachzug, Pferd und Reiter für einen Vormittag an den gewünschten Platz zu stellen, änderte nichts an den harten Fronten. Es versammelten sich zahlreiche Bürger, die von dem Anblick begeistert waren und mit jenen stritten, die die realistische Nachbildung des Grafen völlig unmöglich finden. So wurde das Standbild auf einem Hänger wieder in einen Vorgarten im Landkreis Oldenburg kutschiert.
Dabei hatte es der inzwischen längst verstorbene Oldenburger Geschäftsmann Klaus Dirks nur gut gemeint, als er die Oldenburger auf dem Reitturnier in Rastede mit dem Reiterstandbild überraschte. Doch seine Idee fiel – zumindest bei den Entscheidungsträgern – glatt durch. Jetzt liegt dem Rat ein SPD-Dringlichkeitsantrag vor, wonach die Aufstellung des Denkmals beschlossen werden soll, weil „es in der Bevölkerung eine überaus große Mehrheit gibt, die sich aus historischen Gründen für eine Aufstellung beim landeseigenen Oldenburger Schloss ausgesprochen hat“.
Woher die SPD-Fraktion das weiß, ist derweil noch unklar. Denn bislang ist nicht über das Reiterdenkmal abgestimmt worden. Um nicht erneut mit den Interessen des Landes zu kollidieren, soll das Pferd etwas weiter entfernt vom Schloss aufgestellt werden, eben auf städtischem Grund. Doch die SPD hat offenbar nicht daran gedacht, dass der Rat während der Denkmalsdebatte vorsorglich Leitlinien für Kunst im öffentlichen Raum verabschiedet hat. Somit kann der Rat nicht einfach über die Aufstellung eines Denkmals abstimmen. Vielmehr muss zuvor das in den Leitlinien eingesetzte Gremium befragt werden, das sich aus Vertretern der Universität Oldenburg und verschiedenen Kultureinrichtungen zusammensetzt. Somit dürfte es düster aussehen für einen Platz des Grafen auf dem Schlossplatz auf seinem Lieblingspferd Kranich.
3 Kommentare
Moin.
Ich versteh nicht so ganz die Diskussion, wenn ich mir allein nur das Foto ansehe (ich habe es dort schon live stehen sehen), steht das Denkmal da doch ganz gut. Würde man mir die Entscheidung überlassen, ich würde es dort hinstellen und es dort stehen lassen. Passt doch.
Ich wüsste gern, wie die SPD-Ratsfraktion darauf kommt, dass „es in der Bevölkerung eine überaus große Mehrheit gibt“ für das Reiterstandbild. Hat es eine Volksbefragung gegeben? An mir, meinen Freunden, meinen Verwandten, meinen Nachbarn, meinen Kollegen ist das dann wohl vorbeigegangen. Wir wurden jedenfalls nicht befragt. Und wenn, dann hätten wir gesagt, dass wir das Pferd mit dem Grafen nicht haben wollen, weil es hässlich und nicht zeitgemäß ist.
Moin Bernd,
Frag die SPD doch einfach …
MfG K. Martin B.