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Schlossgarten: Arbeitsplatz ist wie ein Sechser im Lotto

Für Trixi Stalling ist ihr Arbeitsplatz im Oldenburger Schlossgarten wie ein Sechser im Lotto.

Für Trixi Stalling ist ihr Arbeitsplatz wie ein Sechser im Lotto.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (zb) Für Trixi Stalling ist ihr Arbeitsplatz so etwas wie ein Sechser im Lotto. Allerdings musste sie allerhand dafür tun. Seit 2006 ist sie mit Leib und Seele Leiterin des Oldenburger Schlossgartens.

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Die gebürtige Ammerländerin spazierte schon mit ihrer Oma durch den Oldenburger Schlossgarten und denkt bis heute gern daran zurück. Wegen ihrer großen Naturverbundenheit stand für sie schnell fest, einen Beruf zu ergreifen, in dem die Natur eine große Rolle spielt. Sie entschied sich, Forstwirtin zu werden. Doch das reichte ihr nicht. 1994 bewarb sie sich im Schlossgarten, der dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur untersteht, und absolvierte eine Gärtnerinnenlehre. Danach studierte sie Landschaftsarchitektur in Osnabrück, schrieb ihre Arbeit über den Schlossgarten und kehrte schließlich an ihren Lieblingsort zurück. Seit 2006 leitet sie den Schlossgarten. Damit ging ein Traum für sie in Erfüllung.

„Der Schlossgarten ist außergewöhnlich.“

„Der Schlossgarten ist außergewöhnlich“, findet sie. Nächstes Jahr wird er 200 Jahre alt und er hat sich fast nicht verändert, was ungewöhnlich ist für derartige Gärten. „Er ist eine Oase mitten in der Stadt“, sagt sie. „Ein Ort der Ruhe und Entspannung, ein Erkundungsort, ein Ort des Wissen und der Geschichte, ein Lernort und ein Ort, wo erste Küsse ausgetauscht werden.“ Dabei wurde er lange Zeit nicht besonders beachtet. Im Gegenteil: Es gab sogar mal Bestrebungen, eine Straße durch ihn hindurch zu legen, was Trixi Stalling kaum glauben kann.

Sie schwärmt geradezu von den über 200 Jahre alten Bäumen, wirklich wunderbar gewachsene Prachtexemplare mit faszinierenden Baumkronen, die von ihr und ihren zwölf Mitarbeitern gehegt und gepflegt werden. „Diese Bäume sind wahre Schätze“, findet sie und versteht nicht, dass es Menschen gibt, die nachts in den Schlossgarten eindringen und Bäume, Bänke und Mülleimer anzünden. Tatsächlich ist Vandalismus weit verbreitet. Jährlich entstehen hier Schäden bis zu 10.000 Euro.

Der Oldenburger Schlossgarten ist ein offenes Denkmal

Beim Schlossgarten handelt es sich um ein offenes Denkmal. Allerdings ist das längst nicht allen bewusst. So sollten in dem Garten anlässlich des Kultursommers große Kulturevents stattfinden, was zum Glück verhindert werden konnte. Menschen jeden Alters fahren mit dem Fahrrad durch den Garten, was strikt verboten ist. „Sprechen wir sie an, reagieren sie häufig sehr gereizt“, berichtet Trixi Stalling. Ganze Abiturklassen sind hier schon eingefallen und haben Mülllandschaften sowie zertretene Beete zurückgelassen. „Das vereiteln wir seit einigen Jahren in Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Ordnungsamt“, erzählt die Leiterin. „Im Museum reißen die Besucher auch nicht alles von den Wänden und aus den Vitrinen. Der Schlossgarten ist nichts anderes als ein Museum“, macht sie klar.

Damit sich das stärker im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert, setzt Trixi Stalling auf eine intensive Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen. „Kinder sollen Natur schätzen lernen, ansonsten können sie sie später nicht schützen“, sagt sie. So stellen sie Vogelfutter selbst her, betätigen sich als Wasserdetektive, pflücken und verarbeiten Äpfel zu Saft, pflanzen Kartoffeln und verarbeiten sie und mahlen Getreide, um damit Brot zu backen.

Für Erwachsene finden Rosen-, Hortensien- und Kamelientage statt, und demnächst wird es einen Zwiebeltag geben. „Da dreht sich alles um Tulpenzwiebeln, Zwiebelsuppe, Zwiebelbrot und so weiter“, kündigt die Schlossgartenleiterin an. Es gibt Gartenflohmärkte, einen Kürbistag und Kurse zum Obstbaumschnitt. Außerdem können die Besucher Obst und Gemüse erwerben, was viele gern tun, weil es toll schmeckt. „Im Küchengarten ernten wir reichlich Obst und Gemüse, womit sich der Hof einst ernährt hat“, erzählt Trixi Stalling.

Zum 200. Geburtstag wünscht sich der Garten ein saniertes Wegenetz. „Es ist im Winter mitunter derart durchfeuchtet, dass wir den Garten sperren müssen“, berichtet die 37-Jährige, die signalisiert bekommen hat, dass die Sanierung stattfinden wird. „Mein Traum wäre eine Brücke vom Schloss hinüber zum Schlossgarten“, verrät sie. Doch der Traum ist zu teuer. „Eine solche Brücke würde daran erinnern, dass vor 200 Jahren Schloss und Schlossgarten nicht durch die Straße getrennt waren. Und was wünscht sie sich sonst noch? „Angeleinte Hunde“, sagt sie spontan und versteht nicht, warum Hundebesitzer ihr Vierbeiner frei herumlaufen lassen, obwohl das verboten ist. „Unsere Enten bringen deshalb ihre Brut nicht durch“, erzählt sie und hofft endlich auf Einsicht.

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