Steiger-Rad: Bald geht es rund
Theo Rosenzweig freut sich über die Zeit für Wartungsarbeiten.
Foto: Anja Michaeli
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Oldenburg (am) – Das Riesenrad ist, laut Wikipedia, „ein radförmiges Fahrgeschäft auf Volksfesten, das Mitfahrende an seinem Umfang auf eine Position mit guter Aussicht hebt“. Und diese gute Aussicht können auch die Oldenburger_innen und ihre Gäste vom 26. September bis zum 5. Oktober wieder erleben. Das größte transportable Riesenrad Europas – das Steiger-Rad – wird bereits ab dem 15. September auf dem Gelände neben den Weser-Ems Hallen aufgebaut. Warum das Fahrgeschäft jetzt schon in Oldenburg steht und welches Riesenrad das größte ist, erklärte heute Betreiber Theo Rosenzweig.
Stationäre Riesenräder
Bereits im 17. Jahrhunderten drehten sich die ersten Riesenräder zum Vergnügen der Kinder. Es begann mit kleinen handbetriebenen Fahrgeschäften, von riesig konnte damals noch keine Rede sein. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Räder immer höher bis sie Anfang des vergangenen Jahrhunderts ihren Reiz verloren. Eines der bekanntes stationären Fahrgeschäfte ist das Riesenrad im Wiener Prater mit einer Höhe von rund 65 Metern. Es stammt aus dem Jahr 1897. Neue Höhen und große Popularität erlangten das „London Eye“ (1999) mit einer Höhe von 135 Metern, der „Singepore Flyer“ (2008) mit 165 Metern Höhe und als welthöchstes Riesenrad der „High Roller“ (2014) in Las Vegas mit 167 Metern. Eine Fahrt mit dem Roller dauert für die maximal 2000 Fahrgäste rund 30 Minuten. In Planung sind Riesenräder in New York und Dubai mit Höhen von 192 und 210 Metern. Mehr dazu unter www.wikipedia.org/wiki/Riesenrad und www.zeit.de/2014/07/las-vegas-groesstes-riesenrad-der-welt.
Das mobile „Steiger-Rad“
Das Riesenrad hat seinen Platz auf dem Kramermarktsgelände schon bezogen.
Foto: Christian Kruse
Für nicht stationäre Riesenräder gelten jedoch andere Maßstäbe. Auch mit ihnen möchten die Passagiere hoch hinaus, trotzdem muss das Fahrgeschäft transportable bleiben. Das „Steiger-Rad“, das wieder auf dem Oldenburger Kramermarkt stehen wird, verfügt über 42 Gondeln und bietet 420 Sitzplätze. Eine Rollstuhl gerechte Gondel ist zudem über einen Rollstuhllift leicht zu erreichen. Das „Steiger-Rad“ hat einen Durchmesser von 60 Metern und wiegt 450 Tonnen. Das bringt besondere Herausforderungen mit sich. „Unser Riesenrad wird mit 30 Lastwagen transportiert, 24 Containerpaletten bilden die Grundfläche“, erklärt Rosenzweig, der gerade vom Hamburger Dom kommt. Früher sei das Fahrgeschäft mit der Bahn transportiert worden, aber heute fehlten die Waggons und die passenden Ladestraßen. Außerdem würde der Sondertarif für Schausteller und Zirkusleute nicht mehr geboten. „Mittlerweile sind die Preise der Bahn deutlich über denen der Spediteure“, so Rosenzweig.
Durch die frühzeitige Anreise aus Hamburg hat das sieben Mann starke Team in den kommenden Tagen Zeit für Wartung und Verschönerung. Ab dem 15. September beginnt der eigentliche Aufbau. „Dafür benötigen wir in der Regel fünf Tage, mit Nachtschichten schaffen wir es auch in zweieinhalb Tagen“, sagt der Steiger-Rad-Chef. Der Sproß einer alter Schaustellerfamilie weiß, worauf es ankommt: „An oberster Stelle stehen möglichst viele Spieltage“. In diesem Jahr stand er mit seinem Riesenrad an sechs Stellen – davon längere Zeit in der „Hafencity“ als Blickfang mit Aussicht auf den Hamburger Hafen.
Die Fakten
Das vier Millionen Mark teuere „Steiger-Rad“ wurde von der Bremer Maschinenfabrik Kocks gebaut und 1980 vom Schaustellerunternehmen Steiger in Betrieb genommen. Seine Premiere feierte es auf dem Schützenfest in Hannover. Damals kostete eine Fahrt fünf Deutsche Mark, heute fünf Euro. 2010 kam es nach dem Oldenburger Kramermarkt zu einem Unfall beim Abbau. Seit Mitte 2010 hat es besondere Leuchtkraft: eine computergesteuerte Lichtanlage mit 250.000 LED’s strahlt weit über die Jahrmärkte hinaus. Ein 20 Quadratmeter großer LED-Bildschirm für Videos in 15 Metern Höhe folgte 2011. Im Zusammenspiel mit zwölf Elektroantrieben mit Rekuperation hat die Entscheidung für den Einsatz modernster LED-Technik einen weiteren Vorteil: Der Energiebedarf konnte um nahezu 90 Prozent reduziert werden. Seit 2011 wurde das Riesenrad mit dem „Green Globe“ zertifiziert.
Der Titel
Bis 2012 galt das 60 Meter hohe „Steiger-Rad“ als das größte transportable Riesenrad der Welt. 2013 wurde von der Münchner Firma Maurer Söhne ein 77 Meter hohes mobiles Riesenrad „R80 XL“ (1500 Tonnen, 54 Gondeln, 432 Sitzplätze) gebaut und luchste damit dem „Steiger-Rad“ den Titel ab. Allerdings wurde dieses Riesenrad nach Mexiko geliefert, um dort an einem festen Standort seine Runden zu drehen.
Die Geschichte
Theo Rosenzweig und seine Eltern Peter und Marlies Rosenzweig (Foto), geb. Steiger, führen den Betrieb.
Foto: Katrin Zempel-Bley
Die Geschichte der Schaustellerfamilie Steiger geht zurück bis ins 19. Jahrhundert. „Es begann mit Schiffsschaukeln und Schießbuden“, weiß Theo Rosenzweig. Sein Großvater entwickelte und baute 1945 sein erstes Riesenrad, das eine Höhe von 13 Metern hatte. Bereits 1976 machten sich Adolf Steiger und sein Sohn Hansi erste Gedanken zu dem „Steiger-Rad“.
Mehr Informationen unter www.riesenrad.de.
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