Bertelsmann-Stiftung verteidigt umstrittene Klinik-Studie
Gütersloh (dts Nachrichtenagentur) – Trotz des grassierenden Coronavirus hat die Bertelsmann-Stiftung ihre Studie zu einer weitgehenden Verringerung der Anzahl deutscher Krankenhäuser verteidigt. Gerade in Zeiten von Corona sollten die Krankenhäuser „von ambulant erbringbaren Leistungen entlastet werden“, sagte ein Sprecher der Bertelsmann-Stiftung der „Neuen Westfälischen“. Die bloße Zahl an Betten und Beatmungsgeräten sei „nicht entscheidend“.
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Die Gütersloher Denkfabrik hatte im vergangenen Juli die Empfehlung zu einer Halbierung der Klinikanzahl herausgegeben. Eine Reduzierung „von aktuell knapp 1.400 auf deutlich unter 600 Häuser, würde die Qualität der Versorgung für Patienten verbessern“. Der „Neuen Westfälischen“ sagte der Sprecher, dass die Studie sich mit der „langfristigen Strukturplanung der deutschen Krankenhauslandschaft“ befasst habe. Dabei seien „durchaus Kapazitätsreserven für außergewöhnliche Ereignisse berücksichtigt worden“. Die Versorgung in „besonderen Lagen“ müsse „gesondert geplant und bevorratet werden“. Das sei „bei der großen Mehrzahl der deutschen Krankenhäuser auch der Fall“. Die SPD-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag kritisierte die Denkfabrik. „Wäre NRW dem Vorschlag der Bertelsmann-Stiftung gefolgt, wären die Kliniken jetzt überrannt worden“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD im Landtag, Josef Neumann. Der Bertelsmann-Stiftung gehe es „in erster Linie um Effizienzsteigerung und eine Ökonomisierung des Gesundheitswesens“. Große Versorgungszentren führen laut Neumann aber zu großer Arbeitsverdichtung. „Natürlich leidet darunter am Ende die Qualität.“
Foto: Rollstühle im Krankenhaus, über dts Nachrichtenagentur
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Nach dem Virus sollten mal die alten Kapazitäten im Bevölkerungsschutz wieder aufgenommen werden:
– Reservekrankenhäuser (aber nicht privat!)
– Ersatzdienst mit Krankenpflegeausbildung zur Ablösung von Profis
– Intensiv-Medizin-Ausbildung für alle Profis in dem Bereich
– angemessene Bestände für medizinische Geräte, Medikamente und Schutzkleidung
– Rückverlagerung der Produktion dieser Dinge nach Deutschland oder mindestens Europa.
All das gab es schon mal, wurde nach dem „Kalten Krieg“ verschrottet und in der Globalisierung vernichtet.
Zur Zeit des Kalten Krieges gab es nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz allein in der alten Bundesrepublik für den Kriegs- und Katastrophenfall eine Reserve von 221 sogenannten Hilfskrankenhäusern mit einer Gesamtkapazität von 80 000 Betten. Auch in der DDR gab es ähnliche Vorkehrungen.