Bonn (dts Nachrichtenagentur) – Die neue Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Katja Becker, beklagt, dass schon junge Wissenschaftler häufig "zu wenig Zeit zum Nachdenken" haben. Die deutsche Wissenschaft sei in den vergangenen Jahren sehr leistungsorientiert geworden, sagte die Medizinerin und Biochemikerin der Wochenzeitung "Die Zeit". Aber wenn man vor lauter Exzellenz nicht mehr zum Nachdenken komme und vor lauter Konkurrenz nicht mehr zur Kooperation, dann mache man etwas falsch.
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"Forscher müssen auch mal einen halben Tag durch den Park gehen und einfach nur nachdenken können." Stattdessen müssten Forscher permanent Anträge stellen, Forschungsaufsätze schreiben oder sich Begutachtungen stellen. Nach Ansicht Beckers gibt es "eine Überhitzung und Überlastung des Wissenschaftssystems". Man müsse "Druck aus dem System nehmen, um kreative Forschung zu ermöglichen". So könnten Laufzeiten befristeter Projekte verlängert werden und bei Sitzungen stärker über Inhalte als über Leistungsindikatoren diskutiert werden. Becker forderte weiter, dass die Wissenschaft in einen stärkeren Dialog mit der Gesellschaft treten und ihre Kommunikation verbessern müsse: "Wir müssen die Menschen von unseren Erkenntnissen überzeugen, und wir müssen das, was wir transportieren wollen, noch weiter herunterbrechen: auf Botschaften, die jeder gut verstehen kann." Becker ist die erste Frau an der Spitze der DFG. Sie hat ihr Amt am 01. Januar angetreten. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat im Jahr 2018 mit 3,4 Milliarden Euro über 33.000 Projekte gefördert.
Foto: Bücher in einer Bibliothek, über dts Nachrichtenagentur