Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die deutschen Exporteure profitieren vom Aufschwung der chinesischen Wirtschaft. „Der Handel mit China verhindert, dass die deutsche Wirtschaft noch tiefer in ein Exporttal abrutscht. Man kann das als Highlight am deutschen Exporthimmel bezeichnen, in einem ansonsten eher trüben wirtschaftlichen Umfeld“, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Volker Treier, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben).
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China ist für Deutschland der wichtigste Handelspartner: 2019 wurden Güter und Dienstleistungen im Wert von 96 Milliarden Euro aus- und von 110 Milliarden Euro eingeführt. Vor allem die deutschen Autobauer können aufatmen. „Der Export im Automobilbereich, insbesondere bei den Nutzfahrzeugen, läuft wieder gut“, so Treier. Der chinesische Markt ist für viele der deutschen Premiumhersteller der wichtigste weltweit. VW setzt in China 40 Prozent, Daimler 26 Prozent und BMW 24 Prozent seiner Fahrzeuge ab, berichten die Funke-Zeitungen. In der chemischen Industrie und im Pharmabereich seien die Ausfuhren ebenfalls wieder „zufriedenstellend“, so Treier. Mit der Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen entwickelten sich im August gleich zwei wichtige Konjunkturindikatoren in China besser als erwartet. Die Produktion in der Industrie sei im August im Vergleich zum Vorjahr um 5,6 Prozent gestiegen, teilte das Statistikamt am Dienstag in Peking mit. Der Einzelhandelsumsatz legte im August um 0,5 Prozent zu, nachdem er im Juli noch um 1,1 Prozent gefallen war. Für das Jahr 2020 rechnet der DIHK mit einem Rückgang der China-Exporte um zwei bis drei Prozent: „Dann wären wir mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte Treier. Das wäre eine wesentlich weniger dramatische Bilanz als bei den Ausfuhren weltweit, bei denen der DIHK ein Minus von zwölf bis 13 Prozent erwartet. Auch die Betriebe vor Ort wittern Morgenluft. „Die Stimmung der deutschen Unternehmen in China ist verhalten optimistisch“, sagte Jens Hildebrandt, Geschäftsführer der Deutschen Handelskammer in Peking, den Funke-Zeitungen. „Viele Firmen sprechen in den letzten Monaten von einer bombastischen Entwicklung, die zum Teil noch besser als vor einem Jahr ist.“ Allerdings wachsen die Bäume nicht in den Himmel. „Sorgen gibt es bei den Maschinen- und Anlagenherstellern“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Treier. Diese litten besonders unter den weltweiten Reise-Restriktionen wegen Corona. Bei deutschen Firmen in China grassiert noch eine andere Befürchtung. „Wegen des Handelskonflikts mit den USA versucht China, sich unabhängiger von Zulieferungen aus dem Ausland – auch Deutschland – zu machen“, warnt Treier. Deshalb bemühten sich deutsche Unternehmen, in China Lieferanten zu finden. Der Grund dafür, dass die Konjunktur in China wieder Tritt fasst, liegt in einem harten Lockdown. Im Frühjahr saßen etliche Millionen der 1,4 Milliarden Chinesen über Wochen in ihren Apartments fest. In den meisten Gegenden Chinas sind seit Monaten keine Infektionen mehr aufgetreten. Sobald sich vereinzelte Infektions-Cluster bilden wie zuletzt in der westlichen Provinz Xinjiang, reagieren die Behörden mit scharfen Maßnahmen. Selbst nach wenigen Dutzend Infizierten wurden ganze Stadtbezirke dicht gemacht, Leute wieder in ihre Wohnsiedlungen gesperrt.
Foto: Markt in Peking, über dts Nachrichtenagentur