Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibnitz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie hat den Wegfall der Isolationspflicht ab dem 1. Mai scharf kritisiert. „Wenn eine Person Symptome aufweist, dann sollte sie zuhause die Corona-Infektion aussitzen, anstatt noch mehr Menschen anzustecken“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
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„Gerade bei der Omikron-Variante besteht die Gefahr, dass Infizierte das Virus sehr schnell weitergeben.“ Daher sprach sich der Experte für die Fortsetzung der Fünf-Tage-Regelung aus. „Die Isolationspflicht von fünf Tagen sollten wir unbedingt beibehalten.“ Dagegen halte er eine Quarantäne für Kontaktpersonen nicht mehr für notwendig.
„Mit dem Wegfall der Isolations- und Quarantänepflicht wird das Coronavirus jetzt wie eine Erkältungskrankheit behandelt“, ordnete Zeeb die Lockerung Lauterbachs ein und kritisierte: „Wir haben bei Corona aber eine besondere Situation mit schweren Verläufen und hohen Todesfallzahlen.“ Er warnte daher vor dieser weitreichenden Lockerung: „Wir müssen davon ausgehen, dass sich das zirkulierende Virus durch den Wegfall der Isolationspflicht weiter ausbreiten wird. Im Herbst und im Winter erhöht sich jetzt die Gefahr, dass das Coronavirus mutiert.“ Covid-19 bleibe eine Erkrankung, die man nicht unterschätzen dürfe.
Dass die Politik nun bei der Pandemiebekämpfung auf Freiwilligkeit setze, hält Zeeb nicht für erfolgversprechend. „Ich rechne nicht damit, dass sich viele Menschen in Isolation und Quarantäne begeben. Freiwilligkeit funktioniert bei den Corona-Maßnahmen nur eingeschränkt, das haben wir in der Pandemie schon häufig feststellen müssen.“ Hinzukomme laut dem Epidemiologen: „Viele rechtliche Frage sind offen, zum Beispiel ob infizierte Arbeitnehmer zur Arbeit erscheinen müssen oder nicht.“
Foto: Corona-Warn-App mit ´rotem´ Hinweis, über dts Nachrichtenagentur