Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, hält flächendeckende 2G-Regelungen für vertretbar. „Es wäre schön gewesen, wenn wir mit 3G weitergekommen wären, aber es droht schon wieder eine Überlastung der Krankenhäuser“, sagte sie den Sendern RTL und n-tv.
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Die Wahl sei irgendwann, ob man Ungeimpfte und Geimpfte einschränke, oder nur Ungeimpfte, „und da gibt es dann den erheblichen Unterschied im Risiko“, so die Ethikratchefin. „Ungeimpfte tragen das Virus häufiger und länger weiter. Vor allem haben sie eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf – da muss man reagieren.“ Einen Lockdown für Ungeimpfte, wie in Österreich, hält Buyx in Deutschland aber für dennoch unwahrscheinlich: „Ich hoffe, wir werden über solche Maßnahmen nicht nachdenken. Wir haben im Vergleich zu anderen europäischen Ländern immer milde Maßnahmen gehabt.“
Als zusätzliche Corona-Maßnahme hatte der Ethikrat vor wenigen Tagen die Impflicht für bestimmte Berufsgruppen empfohlen. Buyx verteidigte diese Forderung: „In Berufen, in denen man mit sehr gefährdeten Menschen arbeitet, gibt es die Verantwortung, die Menschen nicht vermeidbaren Schäden auszusetzen – und die Alternative nur zu testen, scheint nicht funktioniert zu haben.“ Buyx sagte aber, dass die berufsbezogene Impfpflicht nur ein kleines Element in der Pandemiebekämpfung sei: „Die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen wird die vierte Welle nicht brechen.“
Buyx weist darauf hin, dass sich die Pflicht nur auf bestimmte Tätigkeiten beschränken würde. „Wir sprechen nicht von einer allgemeinen Impfpflicht“, so die Ethikratvorsitzende weiter. Auf die Frage, ob die Politik nicht an Glaubwürdigkeit verliere, wenn sie nach langem Verneinen jetzt eine Impfpflicht einführen würde, sagte Buyx: „Ich finde es ganz wichtig, dass Politik sich korrigiert – und wenn man feststellt, dass die Situation sehr viel schlechter ist als erhofft, dann sollte man sich korrigieren.“
Foto: 2G-Regel, über dts Nachrichtenagentur