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Ex-Senator fordert Entnazifizierung des Berliner Olympiageländes

Glockenturm beim Olympiastadion Berlin, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der ehemalige Berliner Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) fordert eine Entnazifizierung des Berliner Olympiageländes. „Die Skulpturen, Wandgemälde, Reliefs müssen weg“, schreibt Strieder in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Die gesamte Anlage – „alle Bauten, alle Benennungen, alle Skulpturen“ – seien der Ideologie der Nazis entsprungen.

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„Und wir sollten begreifen, dass dies die ideologische Symbolik ist, auf die sich heutige Akteure wie Höcke, Gauland und Kalbitz berufen“, so Strieder. Mit Unterstützung des Denkmalschutzes werde hier „die Propaganda der Nazis fortgesetzt, und keiner der Nutzer des Geländes erhebt sich dagegen“. Der Berliner Ex-Senator forderte vom rot-rot-grünen Senat eine umfassende Neugestaltung des Areals. „Das Maifeld samt Führertribüne sollte abgeräumt und nutzbar gemacht werden für neue Sportfelder, Trainingsplätze, Spielwiesen. Alle Namen der Gebäude und Straßen und Trainingsplätze aus der Zeit der Nazis gehören revidiert, künftig sollten sie beispielsweise nach Opfern der jüngsten rechtsterroristischen Gewalttaten benannt werden.“ Es gebe „keinerlei gesellschaftliche Rechtfertigung für den Erhalt des Status quo“. Zugleich räumte Strieder eigene Versäumnisse ein: Beim Umbau des Olympiastadions für die Fußballweltmeisterschaft 2006 habe er nicht berücksichtigt, „dass das Stadion Teil des Olympiageländes ist und mit dem Olympiagelände auch das faschistische Erbe unter Denkmalschutz gestellt wurde“. So habe er übersehen, „dass nicht einmal Umbenennungen stattgefunden haben, weder von Gebäuden noch von Straßen“. Aber auch die bloße Kommentierung von Ästhetik und Geschichte mit Schautafeln sei aus heutiger Sicht unzureichend. „Derartige Hinweise auf die Stadtgeschichte mögen stadtteilbezogen wichtig und lehrreich sein“, so Strieder. Im Umfeld eines Stadions, in das die Fans in freudiger Erwartung eines Fußballspiels strömten, blieben sie unbeachtet und stellten allenfalls ein „halbherziges Alibi“ dar.

Foto: Glockenturm beim Olympiastadion Berlin, über dts Nachrichtenagentur

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4 Kommentare

  1. Dr. Manfred Uhlitz
    13. Mai 2020 um 18.38 — Antworten

    Warum muss sich denn dieser Politrentner noch melden, der für 32 Millionen Euro das Tempodrom bauen ließ, das dann für 3 Millionen Euro an einen Konzertveranstalter verkauft wurde?

  2. 14. Mai 2020 um 13.03 — Antworten

    Zum Thema: Noch immer ist der Nationalsozialismus mit unserem Leben verkettet, so dass es Anstrengungen bedarf, sich aus dieser Verstrickung zu lösen. Eine nun leider abgebaute hervorragende Ausstellung des Deutschen Historischen Museums in der Maifeldtribüne zu Füßen des Glockenturms mit seinem beeindruckenden Überblick nicht nur über die Gesamtanlage, sondern auch auf Berlins City, Wälder und Seen, zeigte die Verflechtung von Sport, Politik und Krieg, die durch die Langemarckhalle auf dem Sportgelände noch immer räumlich erfahrbar ist. Mit der nun eingelagerten Ausstellung war das seit 1966 unter Denkmalschutz stehende Reichssportfeld in den historischen Zusammenhang eingeordnet. Vergleichbare Ausstellungen gibt es in Nürnberg und Berchtesgaden. Der Abbau der Berliner Ausstellung ist fatal.

    Hitler, der dem Gelände die entscheidenden baulichen Akzente gab war nur der Profiteur einer historischen Konstellation, die sich aus der Blüte des Sports in der Weimarer Republik und der geglückten Olympiabewerbung von 1931 entwickelte. Die Demokratie erhielt den Zuschlag für die Sommerspiele, die Diktatur durfte sie in Berlin veranstalten. Das „Deutsche Sportforum“ am Nordostrand des Geländes wurde bereits 1925 geplant und in Teilen gebaut, und seinen Höhepunkt erlebte das Langemarck-Gedenken nicht im Dritten Reich, sondern in der Weimarer Republik. Die Anlagen sind gleichwohl ein originäres Werk des ‚Dritten Reichs‘, orientiert an einer bereits in den 1920er Jahren vorbereiteten traditionalistischen Baukultur. In der Zeit der Konsolidierung der Nazi-Herrschaft war man noch auf der Suche nach einem Baustil. Insbesondere die vorhergehenden Spiele 1932 in Los Angeles standen den Organisatoren als bauliches Beispiel vor Augen.

    Zweifellos stellt das ehemalige Reichssportfeld in der Gesamtheit seiner baulichen Anlagen als erstes Großprojekt nach 1933 ein herausragendes Geschichtsdokument dar. Seine historische Bedeutung resultiert nicht zuletzt aus dem zwischen 1933 und 1936 verwirklichten politisch-ideologisch bestimmten Bauprogramm. Exemplarisch zeigt das Gelände den Herrschafts- und Machtanspruch seiner nationalsozialistischen Bauherrn. Die Veränderungen nach 1945 sind gleichzeitig ein Dokument des ahistorischen Umgangs mit dem baulichen Erbe der Nazizeit und seiner unreflektierten Aneignung. Auf dem ehemaligen Reichssportfeld besteht auch für jede nachfolgende Generation die Chance und Herausforderung, die historische Aufarbeitung zu leisten. Es ist ein Dokument gegen die Verharmlosung des Nationalsozialismus. Jede Veränderung würde das Geschichtsdokument verfälschen und die Intention der Bauherrn verschleiern und letztendlich entlasten. Die inhaltliche Vermittlung der Geschichte des Olympiageländes vor und nach 1945 darf nicht den in der Sache überforderten Sportverbänden, hemdsärmeligen Funktionären und ihren politischen Kombattanten überlassen werden.
    Dr. Manfred Uhlitz
    Vorsitzender des Vereins für die Geschichte Berlins e.V., gegr. 1865

  3. Manfred Murdfield
    14. Mai 2020 um 18.19 — Antworten

    Was geschieht, wenn der Denkmalschutz einer Ideologie unterliegt, haben wir im Irak gesehen. Die AfD ist es nicht wert, jetzt nach Steinzeugen zu suchen, um diese wegen angeblicher geistiger Nähe endgültig zu zerstören. Ich habe fast 20 Jahre in Berlin gelebt, da gäbe es viel abzureissen um die Architektur der Nazis verschwinden zu lassen. Und anderswo gibt es auch denkmalgeschützte Nazibauten, z.B. die erste Autobahnraststätte, die noch heute von der Strassenmeisterei genutzt wird. Sind das deshalb Nazis?

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