Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Linken-Sozialpolitikerin Sabine Zimmermann hat die am Montag beginnende schrittweise Auszahlung des Kinderbonus in der Corona-Pandemie als unzureichend kritisiert. „Ein einmaliger Kinderbonus von 300 Euro kann die Lasten der Pandemie für Familien nicht annähernd ausgleichen“, sagte die Vorsitzende des Familienausschusses im Bundestag der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Und weiter: „Reich an Kindern, arm an Geld, das geht zu oft Hand in Hand. Die Pandemie hat die Lage kinderreicher Familien mit geringem Einkommen gegenüber dem Jahr 2019 nochmals verschärft.“
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Die Linken-Politikerin hatte Daten des Statistischen Bundesamtes ausgewertet, über welche die NOZ berichtet. Demnach waren 2011 noch 22,4 Prozent aller Familien mit drei oder mehr Kindern armutsgefährdet, 2019 waren es 30,9 Prozent der kinderreichen Familien. Den Daten zufolge nahm die Zahl der von Armut betroffenen Familien mit vielen Kindern seit 2011 bis 2019 kontinuierlich um etwa einen Prozentpunkt im Jahr zu. Der Zuwachs ist damit der deutlichste und kontinuierlichste unter allen Haushaltstypen. Allein gegenüber dem Jahr 2018 stieg die Armutsgefährdung kinderreicher Familien um 0,9 Prozentpunkte von 30 auf 30,9 Prozent an. Nur Haushalte von Alleinerziehenden waren 2019 mit 42,7 Prozent noch stärker von Armut betroffen. Die Probleme seien „älter als die Pandemie“ und müssten strukturell angegangen werden, so Zimmermann. Armut von Familien entstehe durch „Benachteiligungen von kinderreichen Eltern auf dem Arbeitsmarkt und fehlende Betreuungsangebote“. Die wichtigsten Ursachen seien aber niedrige Löhne und unzureichende Sozialleistungen für Kinder und Familien, sagte Zimmermann. Die Linke fordert eine Kindergrundsicherung für jedes Kind und einen höheren Mindestlohn von zwölf Euro. Ab Montag beginnen die Familienkassen mit der schrittweisen Auszahlung des Kinderbonus. Familien mit Kindern erhalten in diesem Monat 200 Euro je Kind, im Oktober noch einmal 100 Euro.
Foto: Mutter mit zwei Kindern, über dts Nachrichtenagentur