Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Tourismuswirtschaft befürchtet eine Pleitewelle, wenn die Kunden bei annullierten Reisen auf die Rückerstattung ihrer Zahlungen pochen. Diese EU-rechtliche Vorgabe hänge den Unternehmen „wie ein Mühlstein um den Hals“, heißt es in einem Brief der drei großen deutschen Reiseverbände an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, über den die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben) berichten. Darin dringen sie darauf, den geltenden Verbraucherschutz wegen der Corona-Krise auszusetzen.
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Die Unternehmen wollen die Zahlungen den Kunden lediglich gutschreiben. Eine Option für die Kunden, zwischen Rückzahlung oder Gutschein zu wählen, „löst das Problem nicht“. Zudem sollen die EU-Staaten die Gutschriften absichern, „um ihre Werthaltigkeit zu garantieren und das Vertrauen der Kunden damit zu gewährleisten“. Im Normalbetrieb sei die Rückzahlungspflicht stets eingehalten worden. Aber in der Corona-Krise führe sie, „zu einem massiven Liquiditätsabfluss und bedroht unsere Unternehmen mit der Zahlungsunfähigkeit“, heißt es in dem Brief, der vom „Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft“, vom „Bundesverband der deutschen Tourismuswirtschaft“ und von der „Reisewirtschaft“ unterzeichnet ist. In einem weiteren Schreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), über den die Funke-Zeitungen berichten, mahnt die Branche an, dass insbesondere der touristische Mittelstand mit zwischen elf und 249 Mitarbeitern von keiner der Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung ausgenommen werden dürfe. Denn gerade diese Unternehmen würden im Nachgang der Krise gebraucht und maßgeblich helfen, schnellstmöglich wieder zum Normalzustand zurückzukehren. Diese „Regelungslücke“ im Nothilfepaket für Unternehmen mit elf bis 249 Arbeitnehmern müsse dringend geschlossen werden.
Foto: Urlaubsangebote im Reisebüro, über dts Nachrichtenagentur