London (dts Nachrichtenagentur) – Peter Neumann, Professor für Sicherheitsstudien am King`s College London, fordert ein strategisches Umdenken des Westens bei der Frage, wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine enden kann. „Die deutsche Debatte über den Ukrainekrieg ist undifferenziert und unstrategisch. Das muss sich ändern“, schreibt Neumann in einem Gastbeitrag für den „Spiegel“.
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Weder sei die Forderung, die Ukraine nicht weiter umfassend zu unterstützen, zielführend, noch der Ansatz, die Maximalforderungen der Ukraine zu hundert Prozent zu erfüllen. „In Wirklichkeit haben wir es – wie oftmals in Strategie und Diplomatie – mit einem Zielkonflikt zu tun, der einer Abwägung bedarf“, schreibt Neumann im „Spiegel“. Einerseits gehe es darum, „so viel wie möglich an ukrainischer Souveränität wiederherzustellen – der Ukrainer wegen, aber auch, damit Putin (und potenziell China) verstehen, dass sich territoriale Aggression nicht lohnt“, andererseits gelte es, eine Situation zu vermeiden, „in der Putin glaubt, es gebe keine andere Möglichkeit als eine Totaleskalation durch Einsatz einer Atomwaffe“.
Neumann schlägt deshalb eine dreistufige Strategie vor: Zuerst müsse der Westen „noch klarer als bisher“ dem russischen Präsidenten die Konsequenzen eines Einsatzes von Atomwaffen vor Augen führen, schreibt Neumann. „Sie müssen noch eindeutiger und lauter sagen, dass dies zu einem sofortigen Kriegseintritt des Westens und unakzeptablem Schaden für Russland führen würde.“ In einem zweiten Schritt müsse der Ukraine unmissverständlich klar gemacht werden, „dass der Westen die Wiederherstellung des territorialen Status vor Beginn der russischen Invasion am 24. Februar dieses Jahres unterstützt – aber nicht darüber hinaus“, schreibt Neumann. Am Ende müsse eine internationale Lösung für die Krim gesucht werden.
Priorität müsse jetzt sein, den Ukrainern bei der Wiederherstellung ihrer nationalen Souveränität zu helfen, ohne gleichzeitig eine unkontrollierte Eskalation auszulösen, fasst der Sicherheitsexperte seinen Vorschlag zusammen.
Foto: Russisches Kriegsschiff, über dts Nachrichtenagentur