Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Digitalverbände Bitkom und BVDW haben mit scharfer Kritik auf den Expertenstreit um die geplante Handy-App zur Infektionsüberwachung in der Coronavirus-Pandemie reagiert. Es sei wichtig, die Entwicklung der Anwendung „nicht durch langwierige akademische Debatten noch weiter hinauszuzögern“, sagte der Präsident des IT-Verbands Bitkom, Achim Berg, dem „Handelsblatt“ (Dienstagsausgabe). „Wir brauchen diese App jetzt und dürfen keine weitere Zeit verlieren“, so der Bitkom-Präsident weiter.
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Politik, Wirtschaft und Wissenschaft seien gefordert, „Vertrauen und Transparenz zu schaffen, damit sie so viele Menschen wie möglich nutzen werden“. Der Geschäftsführer des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW), Marco Junk, warnte vor einem Scheitern des App-Projekts. „Angesichts dessen, dass wir uns derzeit der größten Krise seit 1945 stellen müssen, ist es vollkommen unverhältnismäßig, den Erfolg eines der wenigen zur Verfügung stehenden Lösungsweges so zu gefährden“, sagte Junk der Zeitung. Hier appelliere er „dringend an alle Beteiligten, Augenmaß zu bewahren und sich das Problem, das mit dieser Anwendung angegangen werden soll, ständig vor Augen zu führen“, so der BVDW-Geschäftsführer weiter. Der Streit war in einer Gruppe von Entwicklern und Wissenschaftlern entbrannt, die gemeinsam eine paneuropäische Plattform programmieren wollte, an die nationale Anwendungen andocken sollen. Die Kritiker befürchten, dass die Daten von Corona-Tracking-Apps ausgespäht und ausgenutzt werden könnten, sollten sie zentral gespeichert werden. Sie befürworten deshalb, die Daten nicht auf einem zentralen Server, sondern dezentral auf den Smartphones abzulegen. Bitkom unterstützt die Entwicklung einer App auf Basis des PEPP-PT-Standards. „Es ist dabei nicht entscheidend, ob die App auf einer zentralen oder dezentralen Architektur aufbaut beides lässt sich datenschutzkonform umsetzen“, sagte Berg. Wesentlich sei, „dass die verschiedenen nationalen Apps gut zusammenspielen und in der Bevölkerung hohes Vertrauen genießen.“ Dazu brauche es Transparenz. „Diese kann zum Beispiel durch eine Veröffentlichung des Quellcodes, einen Open-Source-Ansatz oder die umfassende Einbeziehung der zuständigen Datenschutzbeauftragten hergestellt werden“, so der Bitkom-Präsident weiter. Ähnlich sieht es der BVDW-Geschäftsführer: „Eine datenschutzkonforme und sichere Gestaltung ist eine Selbstverständlichkeit“, sagte Junk dem „Handelsblatt“.
Foto: Junge Frau mit Handy, über dts Nachrichtenagentur