Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Eine Studie des Berliner China-Thinktanks Merics kommt zu dem Schluss, dass die Proteste in Hongkong keine spürbaren Auswirkungen auf den Finanzplatz haben. „Die Proteste haben Hongkongs Wirtschaft getroffen, aber die Finanzmärkte bleiben vorerst unberührt“, heißt es in der Analyse, die am Mittwoch veröffentlicht wird und über die das „Handelsblatt“ (Mittwochsausgabe) berichtet. Weder sei die Funktion der Stadt als Offshore-Finanzzentrum in Mitleidenschaft gezogen, noch habe es einen massiven Kapitalabfluss gegeben.
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Auch die Börse von Hongkong ziehe weiterhin bedeutende IPOs an. Dennoch warnen die Autoren der Merics-Studie eindringlich: „Hongkongs Status als Finanztor ist gefährdet“, die Stadt habe möglicherweise ihren Höhepunkt als Offshore-Finanzzentrum erreicht. Das größte Risiko gehe dabei jedoch nicht von den Protesten selbst, sondern von der chinesischen Regierung aus, heißt es in der Studie weiter. „Das größte Risiko ist im Rechtssystem“, sagte Max Zenglein, Leiter des Programms Wirtschaft bei Merics und einer der Autoren der Studie. Das Rechtssystem funktioniere noch, aber es gebe „erste Anzeichen, dass es nicht mehr unabhängig ist“. Es werde sich in den nächsten Jahren zeigen, wie unabhängig das Rechtssystem sei, wenn Urteile gefällt werden, die China nicht passen, so der Studienautor weiter. Eine Alternative zu Hongkong gibt es in China derzeit nicht. Zwar versucht die Zentralregierung bereits seit mehreren Jahren, Shenzhen und Shanghai als neue Finanzzentren aufzubauen, jedoch mit wenig Erfolg. China sei damit „spektakulär gescheitert“, sagte Zenglein dem „Handelsblatt“. Die chinesische Wirtschaft sei „immer noch auf den Finanzplatz Hongkong angewiesen“.
Foto: Blick über Hongkong, über dts Nachrichtenagentur