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Altpapier-Kalkulation entpuppt sich als Rohrkrepierer

Foto: Christian Kruse

Oldenburg (zb) Was Kritiker prophezeit haben, ist inzwischen Realität geworden. Das städtische Geschäft mit Altpapier rechnet sich nicht, weil die Mehrheit der Oldenburger_innen der Stadtverwaltung ihre Gefolgschaft versagt hat. In diesem Jahr geht die Verwaltung von einem Minus in Höhe von 420.000 Euro aus. Die Summe dürfen alle Bürger der Stadt berappen.

Noch im April verkündete Arno Traut, Leiter des städtischen Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB), 50 Prozent der Altpapiermenge erreicht zu haben. Vollmundig wurde das bis in die Fachwelt verbreitet. Inzwischen rudert er gewaltig zurück, vor allem auch wegen der bereits laufenden gerichtlichen Auseinandersetzung. Die wäre fruchtlos für die Stadt, wenn sie keine Verluste machen würde. Nur wenn die Gebührenstabilität gefährdet ist, besteht überhaupt nur eine Chance, dass ein Gericht die private Sammlung möglicherweise verbietet.

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„Trotz der intensiven Öffentlichkeitsarbeit seit 2013 haben sich nur 71 Prozent aller Grundstückseigentümer für die kommunale Papiertonne entschieden“, beklagt Arno Traut. „Davon nutzen offensichtlich nur 62 Prozent die AWB-Tonne. Somit beteiligen sich hochgerechnet nur etwa 43 Prozent der Oldenburger Bürger an der kommunalen Sammlung. Das zusammen erklärt, warum wir Monat für Monat hinter den benötigten Mengen zurückbleiben, die zur Kostendeckung führen würden.“ Dafür preist er die Anschaffung der beiden Seitenlader an. Sie würden der Stadt Einsparungen in Höhe von 180.000 Euro bescheren.

Rat und Verwaltung waren davon ausgegangen, dass die Oldenburger automatisch auf die städtische Altpapiertonne umsteigen und die bisherige Tonne der Arbeitsgemeinschaft duales System Oldenburg (ARGE) stehen lassen würden. Doch so kam es nicht. Die Mehrheit der Bürger reagierte auf die Ansage der Stadt gereizt und ließ die Politik und Verwaltung im Regen stehen. Somit ging die Kalkulation komplett baden. Statt Gewinne zu machen, schreibt Oldenburg jetzt rote Zahlen.

Dass das Problem aufgrund der Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld der Umstellung hausgemacht ist, sieht Arno Traut nicht. „Wenn Rat und AWB den Schritt ins Altpapiergeschäft nicht gegangen wären, hätten wir unsere Treuepflicht gegenüber den Bürgern verletzt: Nämlich alles dafür zu tun, dass die Gebühren stabil bleiben oder bestenfalls sogar gesenkt werden können.“ Somit stapeln sich die ungenutzten städtischen Tonnen weiterhin auf dem Fliegerhorst und ein weiterer Teil steht in zahlreichen Oldenburger Gärten und ist längst einer anderen Nutzung zugeführt worden.

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