Kuratorin Alexandra Otten mit dem Erinnerungsbuch von Carl von Ossietzky.
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Oldenburg/zb – Carl von Ossietzkys Name steht unübersehbar an der Universität Oldenburg. Dennoch wissen viele Studierende mit dem Namen nichts anzufangen, wie eine jüngst unternommene Umfrage ergab. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Universität erinnert sie mit der Ausstellung „Ich füge mich nicht, ich demonstriere“ an den 1889 geborenen Namensgeber.
1991 wurde die Hochschule nach einem 17 Jahre dauernden Streit nach dem Journalisten, Schriftsteller, Pazifisten und Friedensnobelpreisträger benannt, der seiner inneren Haltung stets treu blieb, sich keiner politischen Herrschaft beugte und seine Überzeugung letztlich mit dem Tod bezahlte. Wofür von Ossietzky stand, in welchen Verhältnissen er lebte, wer seine Gegner, Mitstreiter und Freunde waren und wie er am Ende politisch unschädlich gemacht wurde, darüber informiert die Ausstellung, die von Alexandra Otten kuratiert wurde, im Vorraum der Bibliothek am Uhlhornsweg.
Stellwände mit kurzen prägnanten Texten, eindrucksvollen Fotos sowie Vitrinen mit von Hand geschrieben Briefen von und an Ossietzky, mit Aufsätzen und seinem „Erinnerungsbuch“ und der Nobelpreisurkunde sowie der Nobelpreismedaille sind dort zu sehen. Es gibt kurze Filmsequenzen und eine Installation, die von Ossietzky u.a. als Journalist zeigen. Zu sehen ist auch sein Füllfederhalter und ein paar andere persönliche Gegenstände von ihm sowie Manuskripte, Zeugnisse und Urkunden.
All das ist nur möglich, weil die Universität Oldenburg in den 1980er Jahren den Nachlass des Friedensnobelpreisträgers von dessen Frau Maud erhalten hat. Im Jahr 2000 erhielt die Hochschule weitere Unterlagen von Ossietzkys Tochter Rosalinda. Ein besonderer Fundus, mit dem die Kuratorin arbeiten konnte. Ihr gelingt eine äußerst interessante, informative und objektive aber auch ästhetisch sehr ansprechende Ausstellung. Der Besucher kann sich am Ende selbst ein Bild von diesem Mann machen, der an den Folgen seiner KZ-Haft am 4. Mai 1938 in Berlin starb.
Als junger Mann ging er mit seinem Stiefvater auf SPD- Parteiversammlungen und erlebte den Vorsitzenden August Bebel, der ihn offenbar beeindruckte, obwohl die SPD nicht seine Partei war. Ossietzky gründet seine eigene Partei, die Republikanische Partei (RPD), und scheiterte damit kläglich. Seiner Idee vom demokratischen Staatssozialismus blieb er dennoch treu.
Für den späteren Herausgeber der Weltbühne war es wichtig, frei zu bleiben, das zu kritisieren, was ihm negativ auffiel und sich nicht einer Richtung zu verschreiben. Doch damit eckte er sowohl während der Weimarer Republik als auch bei den Nationalsozialisten an. Wiederholt wurde er angeklagt und bestraft. So auch als Kurt Tucholsky 1932 in der Weltbühne den Satz „Soldaten sind Mörder“ artikulierte. Ossietzky wurde wegen Beleidigung der Reichswehr angezeigt.
Schon vorher ist er mehrmals wegen seiner Artikel verurteilt worden. Nach einem Bericht über die geheime Rüstung der Reichswehr musste er für 18 Monate ins Gefängnis. Nach seiner Freilassung übernehmen die Nazis die Herrschaft in Deutschland. Im Februar 1933 wird er in der Nacht des Reichstagsbrandes verhaftet, die Weltbühne wird verboten, seine Bücher öffentlich verbrannt. Er kommt ins KZ bei Küstrin, wo er misshandelt wird. 1934 wird er ins KZ Esterwegen im Emsland verlegt, wo er unter schlimmsten Bedingungen lebt.
In ganz Europa setzen sich seine Freunde – unter ihnen der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt – dafür ein, dass er den Friedensnobelpreis bekommt. Zwar wurde die Öffentlichkeit auf den Häftling Ossietzky aufmerksam, doch die Nazis blieben unberührt. Er bekam 1936 den Preis zugesprochen, den er jedoch nicht persönlich entgegen nehmen konnte, wurde 1936 schwer krank aus der KZ-Haft entlassen, stand unter ständiger Bewachung der Gestapo und starb schließlich 1938. Das Grab der Eheleute Carl und Maud von Ossietzky befindet sich in Berlin-Niederschönhausen.