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Windlab: Windfelder wie in der Natur simulieren

Der Rohbau des neuen Forschungslabors für Turbulenz und Windenergiesysteme (Windlab) in Oldenburg ist fertig. Herzstück des Neubaus ist ein Windkanal.

Die Uni Oldenburg erhält einen neuen Windkanal.
Foto: Uni Oldenburg

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Oldenburg (zb) – Der Rohbau des neuen Forschungslabors für Turbulenz und Windenergiesysteme (Windlab) ist fertig. Herzstück des 2300 Quadratmeter großen Neubaus ist ein turbulenter Windkanal, der es den Wissenschaftlern ermöglicht, das Zusammenspiel von turbulenten atmosphärischen Strömungen mit Windenergiesystemen – also Windparks, Windenergieanlagen und ihren Komponenten – zu erforschen.

Künftig können in dem Windkanal also exakte Daten über das Betriebsverhalten von Windenergieanlagen und großer Offshore-Windparks gewonnen werden. Rund 20 Millionen Euro kostet der Neubau, den Bund und Land jeweils zur Hälfte finanzieren. Im kommenden Jahr soll er bezugsfertig sein.

Der Ausbau der Offshore-Windenergie zählt zu den zentralen Zielen im Programm der Bundesregierung zur Energiewende. Das er bislang eher schleppend voran ging, ist auch auf Wissensdefizite über das Betriebsverhalten großer Offshore-Windparks zurückzuführen. „Die Erforschung des Kraftstoffes Wind und die Nutzung und Weiterentwicklung der vorhandenen Infrastruktur eröffnen Chancen für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Niedersachen und für die Entwicklung der gesamten Küstenregion“, erklärte Niedersachsens Finanzminister Peter-Jürgen Schneider anlässlich des Richtfests.

Das vierstöckige Gebäude in Wechloy am Küpkersweg bietet Platz für über 130 Wissenschaftler aus den Bereichen Physik, Meteorologie, Ozeanographie und Ingenieurswissenschaften. Nutzen werden den neuartigen Windkanal Forscher der Universitäten Oldenburg und Hannover, der Jade Hochschule, des Fraunhofer Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (Bremerhaven) sowie des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation (Göttingen). „Mit dem Windlabor bauen wir unsere Forschung im Bereich erneuerbare Energien zukunftsorientiert und auf höchstem technischen Niveau aus“, sagt Prof. Dr. Katharina Al-Shamery, kommissarische Präsidentin der Universität Oldenburg.

Feierten Richtfest (von links): Energiemeteorologe Dr. Detlev Heinemann, Turbulenzforscher Prof. Dr. Joachim Peinke, Leitender Baudirektor Wilhelm Wickbold, die kommissarische Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Al-Shamery, Finanzminister Peter-Jürgen Schneider, ForWind-Geschäftsführer Dr. Stephan Barth, Architekt Veit Schäfer.
Foto: Uni Oldenburg

Im Vergleich zu Windkanälen, wie sie beispielsweise in der Luftfahrt genutzt werden, lassen sich in dem turbulenten Windkanal der Universität Windfelder simulieren, wie sie in der Natur vorkommen. „Versuche im Windkanal wurden bisher immer unter besonders turbulenzarmen Bedingungen durchgeführt“, erklärte der Physiker und Turbulenzexperte Prof. Dr. Joachim Peinke. Das entspreche aber gerade im Bereich der Windenergie nicht der Realität. Windenergieanlagen seien bei einer Betriebszeit von 20 Jahren bis zu 100 Millionen Windstößen ausgesetzt, was extreme Herausforderungen an Material und Technik stelle.

„Mit dem neuen Windkanal sind wir nun in der Lage, exakte Versuche zu Turbulenzentwicklungen auf Rotorblättern, einzelnen Modellwindenergieanlagen oder Anlagen in Windparkanordnungen durchzuführen.“ Die Untersuchungen sollen dazu beitragen, die Effizienz von Windparks zu steigern und technische wie finanzielle Risiken zu vermeiden.

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