CSD Nordwest: Coming Out ist ein Menschenrecht
Oldenburg (am/pm) Die Demonstration und Kundgebung zum 28. Christopher Street Day (CSD) Nordwest wird am kommenden Samstag, 18. Juni, in Oldenburg wieder auf die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, intersexuellen und queeren Menschen (kurz: LSBTIQ*) aufmerksam machen. Pandemiebedingt waren in den vergangenen Jahren nur eine Mahnwache und eine kleinere Veranstaltung möglich. In diesem Jahr starten die Aktionen bereits einen Tag zuvor, am 17. Juni, mit einem „CSD Warm up“ auf dem Schlosshof.
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„Wir erleben jetzt eine Situation, die von den Auswirkungen einer Pandemie und einem Krieg in Europa geprägt ist. Gerade deshalb wollen wir uns in diesem Jahr mit einem bunten und lautstarken CSD in Oldenburg wieder für unsere Ziele und politischen Forderungen einsetzen. Dazu gehört insbesondere die Ergänzung des Artikel 3 im Grundgesetz um das Merkmal der sexuellen und geschlechtlichen Identität. Wir demonstrieren gemeinsam für gesellschaftlichen Respekt und die Akzeptanz von Vielfalt“, so Andreas Gerbrand, Vorsitzender des CSD Nordwest.
„An vielen Stellen setzen wir uns in Oldenburg für Diversität, Toleranz und eine offene Gesellschaft ein. Der CSD Nordwest ist seit fast drei Jahrzehnten eines der sichtbarsten und buntesten Zeichen dafür und hat unsere vollste Unterstützung. Nach zwei Corona-Jahren ist es jetzt wieder möglich, uneingeschränkt für diese Ziele gemeinsam auf die Straße zu gehen“, sagt Oberbürgermeister Jürgen Krogmann.
Menschen statt Wagen: Nur noch Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen
„Wir haben uns gemeinsam mit einigen teilnehmenden Initiativen dazu entschieden, das zulässige Gesamtgewicht von Fahrzeugen in der Demo auf 3,5 Tonnen zu begrenzen und nur noch die Person, die eine Musikanlage bedient, auf der Ladefläche zuzulassen. Dies hat mehrere Gründe: Klimaschutz, die Betonung des politischen Charakters unserer Demonstration und nicht zuletzt auch die Sicherheit bei einer steigenden Anzahl von Teilnehmenden“, so Andreas Gerbrand.
Motto: Coming Out ist ein Menschenrecht
Der Verein CSD Nordwest stellt dem diesjährigen CSD das Motto „Coming Out ist …“ voran. Da das Coming Out für jeden LSBTIQ*-Menschen in seiner jeweiligen Lebenssituation sehr persönlich und individuell ist, zeigt der Verein anhand von mehreren Statements einige Ausprägungen des Coming Out auf:
- Coming Out ist ein Menschenrecht! Weil kein Mensch aufgrund der sexuellen und geschlechtlichen Identität in den eigenen Grundrechten eingeschränkt werden sollte. Diese Aussage steht als Hauptaussage zum Motto in diesem Jahr an erster Stelle.
- Coming Out ist lebensgefährlich? Weil leider nach wie vor in vielen Ländern LSBTIQ*-Menschen die Todesstrafe droht, wenn sie ein freies Leben führen wollen und sie deshalb fliehen müssen.
- Coming Out ist befreiend!? Weil LSBTIQ*-Menschen sich nicht mehr verstecken und selbstbewusst zu sich selbst und ihrer sexuellen Orientierung stehen können sollen. Allerdings steht hier auch ein Fragezeichen, weil wir uns eine freie Gesellschaft wünschen, die kein „Coming Out“ mehr benötigt.
- Coming Out ist überflüssig? Weil wir uns ein gesellschaftliches Miteinander wünschen, das durch Akzeptanz für Vielfalt geprägt ist und ein Coming Out eigentlich überflüssig sein sollte. Das Fragezeichen signalisiert hier, dass die Sichtbarkeit von LSBTIQ*-Menschen absolut nicht überflüssig ist.
- Coming Out ist das Karriere-Ende? Weil es leider immer noch in vielen Berufen, wie zum Beispiel im Profisport oder in der katholischen Kirche nur sehr wenig Akzeptanz für Vielfalt gibt.
- Coming Out ist politisch. Weil wir alle mit unserer Sichtbarkeit für die Rechte von LSBTIQ*-Menschen kämpfen.
„Der CSD ist geprägt von Menschen, die auf die Straße gehen und mit Flaggen und Transparenten ihren Standpunkt zum Ausdruck bringen. Wir wünschen uns viele persönliche Statements auch mit Bezug zum Coming Out und unterstützen dies auch durch bereitgestellte Plakate, auf denen die Aussage ‚Mein Coming Out ist …‘ durch eine individuelle Aussage ergänzt werden kann“, sagt Gerbrand. Die Plakate können am Infostand des CSD Nordwest vor der Demo abgeholt und selbst beschriftet werden.
„Warm up“ statt Nacht der kleinen Künste am 17. Juni
Die „Nacht der kleinen Künste“ am Vorabend des CSD kann leider nicht stattfinden, da Anfang des Jahres keine verlässliche Planung möglich war. Stattdessen gibt es am Freitag, 17. Juni, ab zirka 19 Uhr auf dem Schlossplatz mit dem „CSD Warm Up“ ein neues Format, das direkt nach dem Bühnenaufbau und Soundcheck mit ersten Redebeiträgen und Live Acts, wie zum Beispiel der Autorin, Slam-Poetin und Kabarettistin Annika Blanke aufwartet.
Programm und Demo-Route am 18. Juni
Am Samstag, 18. Juni, beginnt um 11 Uhr das Programm auf dem Schlossplatz mit Redebeiträgen, Musik von DJ Olafson und Infoständen auf der „Pride Mile“. Die Demonstration startet um 13 Uhr. Die Route führt vom Schlossplatz über Huntestraße, Staugraben, Am Stadtmuseum, Pferdemarkt, Am Stadtmuseum, Staulinie, Heiligengeistwall, Theaterwall, Kasinoplatz zurück zum Schlossplatz. Dort starten um 15 Uhr die Abschlusskundgebung und das Kulturfest. Als besondere Highlights in diesem Jahr sind live auf der Bühne der Singer-Songwriter Maksim Reimer, Esther Filly und der Musikkabarettist und Komponist Holger Edmaier vom Projekt „100% MENSCH“, sowie Lili Sommerfeld zu sehen. Am Abend starten die offizielle CSD-Abschlussparty „Night of The Pride“ in der umBAUbar um 22 Uhr und die vom Na Und – Queeres Leben in Oldenburg e.V. veranstaltete Männerfabrik im Kulturzentrum Alhambra ab 21 Uhr.