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Debatte um neues Fußballstadion bekommt Schärfe

Derzeit eher Vision: Das Modell eines neuen Fußballstadions für Oldenburg.

Derzeit eher Vision: Das Modell einer neuen Fußballarena für Oldenburg. Grafik: Initiative NordWestStadion

Oldenburg (Michael Exner) In die Diskussion um ein neues Fußballstadion in Oldenburg kommt Schärfe, obwohl die Politik aus (allerdings unausgesprochener) Rücksicht auf die bevorstehenden Wahlen das Thema derzeit eher behutsam behandelt. Der Anstoß kommt aktuell vom Sport. Der Stadtsportbund will dem Projekt die öffentlichen Mittel streichen. Der Antrag wurde im Sportausschuss zwar unter Hinweis auf nicht abgeschlossene Beratungen der Parteien vertagt – doch die Debatte dürfte sich kaum länger unter der Decke halten lassen.

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Hintergrund des Streits ist eine vom Rat in Auftrag gegebene und vor drei Monaten von Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) vorgestellte Machbarkeitsstudie. Die Untersuchung des Büros Albert Speer und Partner hält den Neubau einer reinen Fußballarena auf dem Gelände an der städtischen Weser-Ems Halle als Alternative zum maroden Marschweg-Standort für möglich. Die Kosten beziffert das Papier unterm Strich auf netto mehr als 30 Millionen Euro für eine Anlage mit 10.000 Plätzen (Auflage 3. Liga). Davon entfallen etwa 8,2 Millionen auf den nach gesetzlichen Auflagen offenbar erforderlichen Bau eines Parkhauses für 880 Fahrzeuge.

Die Betriebskosten beziffert die Studie auf 1,4 bis 2 Millionen Euro jährlich. Der Hauptnutznießer der Arena, der nach einer mäßigen vergangenen und einem Fehlstart in die neue Saison in den unteren Regionen der 4. Liga krauchende VfB Oldenburg, soll nach diesem Modell mit jährlich 130- bis 150.000 Euro in der 4. und 300- bis 400.000 in der 3. Liga zur Kasse gebeten werden. Diese Zahlen hatten schnell für erhebliche Skepsis gesorgt – auch angesichts der Tatsache, dass der VfB im Sommer 2500 Euro an Mitgliedsbeiträgen für den Stadtsportbund nicht fristgerecht zahlen konnte und aktuell (wie der Stadtsprecher auf Anfrage bestätigte) bei der Stadt mit etwa der gleichen Summe an Miete für Marschwegstadion und andere Sportstätten im Rückstand ist. Allerdings hat der Verein nach Angaben der Stadt am Donnerstag angekündigt, die Forderungen zu begleichen.

Der durchaus fußballaffine Oberbürgermeister Krogmann hatte sich bei der Vorstellung der Studie hinsichtlich der Realisierungsaussichten zurückgehalten und den Ball ins Feld der Politik gespielt. Dort hat er bislang eher geruht. Lediglich die Grünen hatten schon viel früher vor einem Ratsbeschluss eine Bürgerbefragung verlangt. Nicht zuletzt an dieser Forderung war zu Beginn der Ratsperiode ein Bündnis mit der SPD gescheitert. Bei der SPD gibt es intern sehr unterschiedliche Meinungen. Der Fraktionsvorsitzende Bernd Bischoff sagte, bei einer Klausurtagung habe er unter allgemeiner Zustimmung dafür plädiert, dass man sich mit der Entscheidung Zeit lassen solle. Auf Nachfrage fügte Bischoff hinzu: „Das gilt auch für den Oberbürgermeister.“

Die Initiative des Stadtsportbundes drückt jetzt aufs Tempo. Der Antrag verlangt ein „Ende des Einsatzes öffentlicher Mittel für einen Stadionneubau“ – inklusive der Mittel für Gutachten und Planung, die ein Stadtsprecher auf bislang 120- bis 150.000 Euro bezifferte. Mit Blick auf ein vom Oberbürgermeister angedachtes Modell wird die Forderung gleich noch auf eine Abwicklung des Projektes über die Weser-Ems Hallen GmbH erweitert, weil „deren Betriebsergebnis über die öffentliche Hand konsolidiert wird“. Vor Wahlen nicht ganz ungeschickt, verweist Vorstandsmitglied Ulrich Pohland darauf, dass dieser Antrag auf einer Konferenz von Vertretern aus 33 Vereinen, „die zusammen 72 Prozent von 42.000 Mitgliedern repräsentieren“, einstimmig beschlossen worden sei.

Pohland begründete den Antrag im Sportausschuss mit einem erheblichen Neubedarf bei Nutzungszeiten von und einem Sanierungsrückstau an Sportstätten sowie zu erwartenden Einschränkungen der Sportstättenausbauförderung durch das Land. Ein Stadionneubau dürfe nicht zu Lasten der Infrastruktur der Schulen und des gemeinnützigen Sports in den 112 Sportvereinen umgesetzt werden. Ein Bau durch private Investoren sei dagegen ausdrücklich zu begrüßen. Als „No Go“ für die Vereine bezeichnete Pohland einen Verkauf von Teilflächen beziehungsweise Nebenanlagen des Marschwegstadions. Der könnte auf Basis der Studie neun Millionen Euro als Grundstock für einen Neubau bringen. Das Marschweg-Stadion selbst soll weiterhin für Schulsport und Leichtathletik zur Verfügung stehen.

Der Antrag erwischte die Politik sichtlich auf dem falschen Fuß. Immerhin aber gab es von Verwaltung und SPD die Versicherung, dass niemand an Schulen oder Vereinssport rangehen wolle und für einen Neubau keine Mittel aus der Sportförderung verwendet werden sollen. Hilfreich bei der argumentativen Unterfütterung der Vertagung war eine Erklärung der Verwaltung, deren Inhalt zuvor schon der Stadtsprecher angekündigt hatte: dass man bei einer derzeit laufenden Prüfung des Komplexes auch neuere Entwicklungen berücksichtigen werde – „wie etwa ein möglicher Verzicht auf den Bau des Parkhauses.“

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