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Debatte um Oldenburger Straßennamen dauert an

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Die Hedwig-Heyl-Straße brachte den Stein über Straßennamen in Oldenburg erneut ins Rollen.

Die Hedwig-Heyl-Straße brachte den Stein über Straßennamen in Oldenburg erneut ins Rollen.
Foto: Katrin Zempel-Bley

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Oldenburg (zb) – Die Diskussion um umstrittenen Straßennamen in Oldenburg ist immer noch nicht beendet. Vermutlich Ende Juni wird der Stadtrat eine Entscheidung treffen. Zuvor muss der Verkehrsausschuss noch einbezogen werden.

Seit 2012 wird über fragwürdige Straßennamen in Oldenburg debattiert. Alles nahm 2008 seinen Anfang, als die Linksfraktion auf die Namensgeberin Hedwig Heyl aufmerksam machte. Die Bremer Frauenrechtlerin und Vorsitzende des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft empfand unter anderem Bewunderung für Hitler und lehnte „Mischehen“ ab.

Es geht also seit über drei Jahren in den Gremien darum, dass in Oldenburg möglicherweise noch Personen durch Straßennamen geehrt werden, die eine nicht zu übersehende Nähe zur NSDAP hatten, Parteimitglied oder sogar Funktionsträger im Nazireich waren. Dass die heutige Heiligengeiststraße 1942 nach Karl Röver benannt und nach dem Zweiten Weltkrieg sofort wieder ihren Ursprungsnamen erhielt, lag angesichts der eindeutigen nationalsozialistischen Vergangenheit des Mannes auf der Hand.

Dass die Dr.-Eden-Straße, an der das Klinikum Oldenburg steht, erst 2009 in Rahel-Straus-Straße umbenannt wurde, stieß in dem Moment auf Zustimmung, als klar war, dass es sich bei dem Herrn um einen Mediziner handelte, der zur NS-Zeit an Zwangssterilisationen im Oldenburger Peter-Friedrich-Ludwig-Hospital beteiligt gewesen war.

Die Debatte über die Frage, ob Personen der Geschichte oder Zeitgeschichte aus heutiger Sicht ehrwürdig sind und Namenspatron oder -patronin einer Straße in Oldenburg sein beziehungsweise bleiben sollen oder nicht, hat viele Gemüter bewegt. Inzwischen sind drei Namen übrig geblieben, über die noch Uneinigkeit herrscht. Dabei handelt es sich um den Oldenburger Heimatdichter August Hinrichs, der im NS-Regime Landesleiter der Reichsschrifttumskammer war, die nicht linientreuen Schriftstellern Publikationsverbote erteilt hat, die bereits erwähnte Ärztin Hedwig Heyl und Paul von Hindenburg, der Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt hat.

Eigentlich sollte im jüngsten Kulturausschuss entschieden werden, ob diese drei Straßennamen unbenannt werden sollen oder nicht. Doch dazu kam es nicht, weil die Verwaltung eine Beschlussvorlage vorgelegt hatte, die keine Umbenennung vorsieht, wohl aber zusätzliche Informationen zu den fragwürdigen Namensgebern. Mittels QR-Codes soll allen Interessierten umfangreiche Informationen über die zweifelhaften Personen zugänglich gemacht werden. Doch das stieß gleich auf Kritik, weil das Medium und seine Beständigkeit in Frage gestellt wurden.

Grüne, Linke und Piraten sind für die Umbenennung der drei Straßennamen, weil diese Personen als Namensgeber für Straßen nicht mehr tragbar seien. CDU und FDP sind generell gegen eine Umbenennung, während die SPD noch nachdenken muss. In der Fraktion herrscht kein einhelliges Meinungsbild. Es wurde deshalb vorgeschlagen, die Entscheidung in der nächsten Ratssitzung am 1. Juni zu treffen. Das wiederum scheitert jetzt, weil der Verkehrsausschuss bei der Entscheidung ein Wort mitreden muss.

Unabhängig davon, ob es zu Umbenennungen kommt oder nicht – eines hat die Debatte auf jeden Fall bewirkt: Wenn der Rat der Stadt Oldenburg heute neue Straßen benennt, dann wird sehr kritisch hingesehen und die Frage gestellt, welche historischen Personen tatsächlich auf einem Straßenschild gewürdigt werden können und welche besser nicht.

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