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Filmfest 2017: Filme, Filme, Filme

Das Besondere des Filmfestes Oldenburg ist die Beteiligung von Regisseuren, Produzenten und Schauspielern – wie hier bei Morgen – , die die Filme dem Publikum vorstellen.

Das Besondere des Filmfestes Oldenburg ist die Beteiligung von Regisseuren, Produzenten und Schauspielern – wie hier bei „Morgen“ – , die die Filme dem Publikum vorstellen.
Foto: Christian Kruse

Oldenburg (am/ce/vs) Rund 45 Lang- und diverse Kurzfilme werden während des 24. Internationalen Filmfestes Oldenburg gezeigt. Deutschland-, Europa- und Weltpremieren stehen auch in diesem Jahr auf dem Programm. Die OOZ-Redaktion wird zeitnah kurze Inhaltsangaben und Filmkritiken veröffentlichen. Wer den Empfehlungen folgen möchte, kann die meisten Filme dann noch beim zweiten Screening sehen. Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

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Weltpremiere: Eröffnungsfilm „Familye“

(2. Screening: Freitag, 16.30 Uhr, Exerzierhalle)

Die Story
Gerade aus dem Knast gekommen, hat Danyal einen Sack voller Probleme, die kaum in den Griff zu bekommen sind. Sein kleiner Bruder Miko ist ein Zocker geworden und wird wegen seiner Schulden bedroht. Die Fürsorge droht damit, den gemeinsamen Bruder Muhammed mit Down-Syndrom wegen Verwahrlosung in ein Heim zu stecken. Muhammed hat zu allem Überfluss an Schwierigkeiten eine junge Frau in die Wohnung aufgenommen, die gerade aus der Psychiatrie ausgebrochen ist.

Der Film ist eine Milieu-Studie mit beeindruckenden Schwarz-Weiß-Aufnahmen und beruht auf wahren Begebenheiten. Er spielt rund um die Lynarstraße in Berlin Spandau-Vorstadt – im Kiez von Kubilay Sarikayas und Sedat Kirtan. Die Protagonisten bewegen sich zwischen brutaler Gewalt und familiärer Liebe. Aus dem Bauch heraus erzählen die großartigen Schauspieler die Geschichte – allen voran: Muhammed Kirtan und die weibliche Hauptdarstellerin Violetta Schurawlow. Wenige Ungereimtheiten, die erklärungsbedürftig sind, stören den Zuschauer. Unterm Strich: ein beachtenswertes Stück Filmgeschichte. Mehr dazu gibt es hier. (am)

Weltpremiere: Tatort „Der Fall Holdt“

(2. Screening: Samstag, 16. September, 16.30 Uhr, JVA)

Die Story
In der Nähe von Walsrode wurde die Bankiersfrau Julia Holdt entführt. In heller Panik bittet Frank Holdt, ihr Ehemann und Leiter einer örtlichen Bank, seine wohlhabenden Schwiegereltern Christian und Gudrun Rebenow um Hilfe bei dem geforderten Lösegeld. Er kann die Summe bis zum gesetzten Termin nicht allein aufbringen. Gegen den ausdrücklichen Willen von Holdt informiert Christian Rebenow die Polizei; daraufhin überbringt Holdt das Geld im Alleingang. Fieberhaft laufen unterdessen die Ermittlungen an. Nach kurzer Zeit gerät Holdt selbst ins Visier der Ermittlungen. Charlotte Lindholm findet zusammen mit ihrer Kollegin Frauke Schäfer heraus, dass er hoch verschuldet ist, seine Ehe am Ende und Julia Holdt einen Liebhaber hatte. Als Beweise für häusliche Gewalt hinzukommen, verstrickt sich Holdt immer mehr in widersprüchliche Aussagen. Scheinbar hat er zudem einen Tag vor der Entführung mit den Tätern telefoniert …

„Ein ambivalentes Psychoduell entspinnt sich, aus dem einer der klügsten und intensivsten deutschen Kriminalfilme seit langer Zeit entsteht.“ So urteilten die Oldenburger Festivalmacher, als sie diesen Film mit Maria Furtwängler als Charlotte Lindholm einluden. Entscheidenden Anteil daran haben, außer dem klugen Buch von Jan Braren, zum einen die Inszenierung durch Anne Zohra Berrached, zum anderen allerdings vor allem Aljoscha Stadelmann, der überzeugend Frank Holdt, den Ehemann der Entführten, darstellt, der zu allem Überfluss auch noch selbst unter Verdacht gerät. Mutig, aber durchaus erfolgreich also die Entscheidung des NDR, der 35-jährigen Regisseurin Berrached für ihren erst dritten Langfilm einen Beitrag des Formats Tatort anzuvertrauen. Mehr dazu gibt es hier. (Achim Neubauer)

Internationale Premiere: „Never Here“

(2. Screening: Freitag, 15. September, 16.30 Uhr im Cine k / Muvi)

Die Story
Das Hauptaugenmerk der Künstlerin Miranda Fall liegt darin, das Leben fremder Menschen in ihre Kunst einzubinden. Als ihr heimlicher Liebhaber aus ihrer Wohnung heraus ein Verbrechen beobachtet, übernimmt sie die Rolle der Zeugin, um ihn zu schützen, und findet in dem Hauptverdächtigen ihr nächstes Kunstprojektopfer. Während sie immer mehr im Leben dieses Mannes versinkt, verschwimmen nicht nur die Grenzen zwischen Kunst und Realität, sondern auch zwischen den beiden Persönlichkeiten.

Wer hier einen Krimi nach dem klassischen „Whodunit“-Muster erwartet, wird enttäuscht. Dass sich das Regiedebüt von Camille Thoman in kein Genre einordnen lässt, ist aber auch gut so. Wer braucht schon Schubladen? Eine ist aber dann doch nicht übersehbar: Man fühl sich stark an David Lynchs „Lost Highway“ erinnert – visuell, akustisch und atmosphärisch. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man jede Sekunde den Mann mit dem weißen Gesicht und einen Bowie-Song erwartet. Diese Parallelen waren mir stellenweise etwas zu viel. Ansonsten überzeugt der Film vor allem durch tolle Bilder und einen großartigen Sam Shepard in seiner letzten Rolle. (ce)

Weltpremiere „A Violent Man“

(2. Screening: Samstag, 16. September, 16.30 Uhr im Cine k / Muvi)

Die Story
Ty „Tiger“ Matthews ist ein eher unbekannter, aber talentierter „Mixed Martial Arts“-Kämpfer, als er bei seinem Training plötzlich mit dem ungeschlagenen MMA-Star Marco Reign im Ring steht – und ihn besiegt. Dank eines dabei zufällig entstandenen Videos erhofft sich Ty nun den großen Durchbruch. Als eine Journalistin, die über ihn berichten soll, tot aufgefunden wird, gerät er unter Mordverdacht und seine Welt aus den Fugen. Da das Video mittlerweile viral ging, steht er nun nicht nur im Fokus der Ermittler, sondern auch in dem der breiten Öffentlichkeit. Tys Suche nach den American Dream gerät zu einem brutalen Trip, in dem er sich zu behaupten versucht und für seine Zukunft kämpft.

Regisseur Matthew Berkowitz ist hier ein gelungener Einblick in die MMA-Szene geglückt, die mithilfe des großartigen Casts und roher Bildgewalt zu einem Filmfest-Must-see wird. (ce)

Weltpremiere: „Morgen“

Die Story
Ein ganzes Dorf muss dem Braunkohleabbau weichen. Die letzten Bewohner nehmen Abschied – jeder auf seine Art. Leere Straßen, verlassene Häuser, traurige Momente.

Ein Kollektiv von fünf Filmemachern hat auf Basis der Grundgeschichte fünf Handlungsstränge und Porträts getrennt entwickelt und versucht, sie zu einem Film zu verweben. Der grundlegende Stoff eines sterbenden Dorfes ist eine beachtenswerte Idee der jungen Regisseure und hat den Filmemachern melancholisch schöne Bilder gebracht. Jeder Handlungsstrang für sich wäre wohl erzählenswert gewesen, wenn sich die Probleme oder das Miteinander der Protagonisten mehr voneinander unterscheiden und sich die Dramen nicht gegenseitig übertreffen würden. Dem Film hätte mehr Absprache statt Grundsatzdiskussionen gut getan, um dem Publikum einen größeres Spektrum an Charakteren bzw. Geschichten zu bieten. Nichtsdestotrotz waren hier fünf Talente am Werk, von denen man noch hören bzw. etwas sehen wird. Das gilt insbesondere für die beiden Kameramänner, die mit schönen Bildern und den passenden temporeichen oder langsamen Schnitten für einen guten Film gesorgt haben. (am)

Weltpremiere: „The Prophet of Creative Destruction“

Die Story
Mit nur 28 Jahren erklärt der österreichische Ökonom Joseph Alois Schumpeter in seinem Buch „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ die Entstehung des Kapitalismus auf der Grundlage von Innovation: Ohne Inovation gibt es keinen Wachstum. Im Jahr 1912 ist er damit seiner Zeit weit voraus. Im Zeitalter von Smartphones und Elektroautos ist dieser Ansatz für uns inzwischen zur Normalität geworden, was das inzwischen über hundert Jahre alte Werk zu neuem Ruhm im wirtschaftswissenschaftler Bereich verhalf.

In der Dokumentation unter der Regie von Detlef Siebert geht es unter anderem um die Frage: Wie geht Innovation und erkennt man diese auch? Dank kleiner Cut-out-Animationen und vieler Interviewsequenzen wird ein auch für jeden Nicht-Ökonum verständlicher Einblick in die volkswirtschaftliche Theorie gewährt. Außerdem erfährt man viel über das Leben Schumpeters, der sowohl als Politiker als auch als Bankier scheiterte und aus diesem Scheitern – wie man es auch aus der heutigen sehr schnelllebigen und innovativen Gründerszene kennt – jeweils gestärkt und mit neuen Denkansätzen hervorkommt. (ce)

Vorgestellt wurde der Film in Oldenburg von dem Produzenten und Volkswirt Philipp Hoepp, der die Entstehungsgeschichte dieses Films auf sehr unterhaltsame Weise im Rahmen der Kreativmesse „Creative Oldenburg“ zum Besten gab.

Weltpremiere: „Crowhurst“

(2. Screening: Samstag, 16. September, 16.30 Uhr im Cine k / Studio)

Regisseur Simon Rumley (rechts) beim Q&A im Cine k.
Foto: Christian Kruse

Die Story
Eine wahre Geschichte von 1968: Der naive und unerfahrene Segler Donald Crowhurst nimmt mit einem kaum erprobten und wenig seetüchtigen Trimaran an der Regatta um den Golden Globe teil. Mit dem Preisgeld in Höhe von 5000 Pfund für eine Nonstop-Weltumseglung könnte der Engländer seine Schulden tilgen. Sollte er unterwegs aufgeben, würde es allerdings für ihn sehr teuer werden. Ein langsames Schiff, ein gefälschtes Logbuch und die Angst vor der Entlarvung: Es wird ein Kampf um seine Ehre und um sein Leben.

Dem Regisseur Simon Rumley ist es gelungen, das einsamen Leiden eines geselligen Mannes ausdrucksstark auf die Leinwand zu bringen. Irrfahrt, Umwege, Langweile, Witz: Der Film über den Segler Donald Crowhurst nimmt die Zuschauer auf eine Reise der extremen Gefühle mit. Der hervorragende Hauptdarsteller Justin Salinger, ein britischer Theaterschauspieler, spielt den naiv-mutigen Crowhurst mitreißend und intensiv – ein Charakter zum Gernhaben. Selbst die langen Strecken des Films mit nur einer Figur auf dem Schiff werden bei seinem Spiel zum Kinovergnügen. Und bei allem Wahn- und Irrsinn im starken Farbenspiel und mit sterbenden Fischen können die Engländer eines immer: Humor.(am)

Weltpremiere: „Bernard and Huey“

(2. Screening: Samstag, 16. September, 14.30 Uhr im Cine k / Studio)

Produzent Bernie Stern und Regisseur Dan Mirvish beim Q&A im theater hof19.Foto: Claudia Ellebrecht

Die Story
Bernard und Huey sind Jugendfreunde, die sich seit 25 Jahren nicht gesehen haben, als Huey plötzlich betrunken in Bernards Appartement und somit auch wieder in sein Leben stolpert. Das alte Rollenverhalten (Huey, der Aufreißer und Bernard, der Loser) scheint sich inzwischen vertauscht zu haben. Während Bernard ein erfülltes Sexleben hat, ärgert sich Huey, inzwischen mit sehr schütterem Haar, Bierbauch und Alkoholproblem, mit seiner Ex-Frau und seiner Tochter herum, um die er sich 15 Jahre lang nicht gekümmert hat. Es kommt, wie es kommen muss: Nachdem man sich zunächst tierisch auf die Nerven geht, werden die alten Strukturen mehr und mehr reaktiviert und man muss sich schließlich entscheiden, ob man nun vielleicht doch endlich erwachsen werden will.

Regisseur Dan Mirvish ist mit der Verfilmung von Jules Feiffers über 50 Jahre alten Comic-Helden eine warmherzige Komödie gelungen, die verdeutlicht, wie zeitlos Feiffers skurrile und liebenswerte Charaktere sind. Großartig besetzt mit Jim Rash („Community“) und David Koechner („Saturday Night Live“, „Anchorman“) wird der Film kurzweilig und ohne zu viel Tiefgang zur perfekten Sonntagnachmittagsunterhaltung. (ce)

„Blind und hässlich“

(Kinostart: 21 September)

Die Story

Ferdi fühlt sich hässlich, ist von Selbstzweifeln zerfressen und sucht eine Freundin. Jona, Abi geschmissen und grad von zu Hause abgehauen, läuft ihm da gerade recht über den Weg. Sie gibt vor blind zu sein, um eine Wohnung bei ihrer blinden Cousine in einem Blindenheim zu bekommen, kann ihn also nicht sehen. Eine schräg-komische, mit absurden Situationen und Dialogen gespickte, aber auch sensible Liebeskomödie nimmt ihren Lauf.

Die Geschichte klingt nach Klitsch, ist sie auch etwas, was aber überhaupt nicht stört. Regisseur und Hauptdarsteller Tom Lass ( vor ein paar Jahren schon mit dem wunderbaren Film „Käpt’n Oskar“ in Oldenburg überzeugt) schickt seine Zuschauer unmittelbar ins Geschehen und startet mit dem Fast-Ende. Gegenwart und Rückblenden wechseln in schnellen Schnitten. Wie Tom Lass und Hauptdarstellerin Naomi Achternbusch beim Filmgespräch erzählen, ist der Film fast komplett improvisiert worden und bekommt dadurch eine besondere Authenzität der Situationen. Es wird viel gelacht im Publikum, wenn Ferdis abstruse Therapiegespräche und WG-Sitzungen abgehalten werden. Dabei kann Ferdi einem mit seiner Schlichtheit stellenweise auch leid tun. Aus Freundschaft wird Liebe zwischen Ferdi und Jona. Aber wie lange kann Jona ihren Schwindel aufrecht erhalten? Tragödie oder Happy End? Wird nicht verraten. Anhaltender Applaus und Bravo-Rufe für einen wunderbaren, herzlichen Film. (vs)

„Die Nile Hilton Affäre“

(2. Screening: Sonntag, 17. September, 14.30 Uhr im theater hof/19.

Die Story

Kairo im Januar 2011: Ägyptens Hauptstadt steht kurz vor den ersten größeren Unruhen des Arabischen Frühlings, als im edlen Nile Hilton Hotel eine berühmte Sängerin ermordet wird. In Verdacht gerät ein angesehener Politiker, der von einem Zimmermädchen beim Verlassen des Tatortes beobachtet wurde. Als trotz Zeugin der Mord als Selbstmord zu den Akten gelegt werden soll, ermittelt Polizist Noredin gegen den Willen seines Onkels und Revierleiters weiter und bringt dadurch sich und alle, die ihm helfen, in große Gefahr.

Umgeben von Korruption und Bestechung wirkt Noredin mit seinem starken Wunsch nach Gerechtigkeit wie ein bunter Hund im Großstadtdschungel Kairos – auch wenn er sich selbst gern mal ein paar Scheine einsteckt. Man erhält Einblicke in eine Welt voller Unsicherheit und Gefahr, niemandem kann man trauen. Unklar bleibt, warum diese Geschichte in die Zeiten des Arabischen Frühlings eingebettet wurde. Man erfährt davon durch im Hintergrund laufende Nachrichtensendungen oder Gespräche von Taxifahrern. Direkten Einfluss auf die Handlung hat er aber nicht. Die abschließende Demonstrationsszene am Ende des Films ist allerdings mehr als beeindruckend.
Ein spannender Krimi vor einer für uns Europäer sehr exotischen und politisch brisanten Kulisse. (ce)

Internationale Premiere: „Emma“

(2. Screening: Sonntag, 17. September, 14.30 Uhr in der Exerzierhalle)

Die Story

Werbemensch Teo weiß sich gut zu verkaufen, sowohl gegenüber seinen Kunden als auch bei den Frauen. Während seine aktuelle Freundin versucht, ihn zum Zusammenziehen zu überreden, hat er eine Affäre mit einer verheirateten Frau. Dann lernt er Emma kennen und ist sofort fasziniert. Emma ist seit ihrem 16. Lebensjahr blind, Osteopathin und frisch geschieden. Nach einer gemeinsamen Nacht entdeckt Teo etwas, das ihm bisher eher unbekannt war: Gefühle. Bis er sich diese zugesteht und seine Konsequenzen daraus zieht, müssen aber noch einige Hürden genommen werden.

Regisseur Silvio Soldini („Brot und Tulpen“) hat hier einmal mehr einen Liebesfilm geschaffen, in dem sich zwei auf den ersten Blick verschiedene Menschen über Umwege am Ende doch finden. Am spannendsten zu beobachten ist hierbei Teos Transformation: Plötzlich interessiert er sich wieder für seine Familie, bricht in den Armen seiner Mutter in Tränen aus und lernt endlich Gefühle zuzulassen. Valeria Golino („Rain Man“, „Hot Shots“) weiß als blinde Emma zu überzeugen, die erst wieder lernen muss, einem Mann zu vertrauen. (ce)

Deutschland Premiere: „Operation Duval“

(2. Screening: Sonntag, 17. September, 16.30 Uhr im Theaterhof / 19)

Die Story

Duval, ein introvertierter und alkoholkranker Buchhalter, gerät nach einem Burnout in das böse Spiel politischer Intrigen und Verbrechen. Der Arbeitslose greift zu, als ihm ein ominöser Auftraggeber einen Job verschafft. Beim Abschreiben von Telefonmitschnitten wird er Zeuge eines Mordes. Immer tiefer rutscht er in die Verstrickungen und Machenschaften der Geheimdienste – chancenlos dem Treiben zu entkommen.

François Cluzet (bekannt aus „Ziemlich beste Freunde“) ist die Idealbesetzung für diesen politischen Thriller, der die Zuschauer ab der ersten Minute bis zum Schluss zu fesseln weiß. Während Duval die Telefonmitschnitte transkribiert, ist klar: Dieser langweilige Job hat es in sich. Von der täglichen Arbeitsroutine bis zum Showdown kann Regisseur Thomas Kruithof die Spannung halten und steigern. Der Agenten-Thriller kommt Mitte November in die Kinos. (am)

Deutschland Premiere: „Ron Goossens, Low-budget Stuntman“

Die Story

Mit seinen Kumpels aus dem Dorf hat Ron Goossens vor allem eines im Kopf: Alkohol trinken. Gern setzt man sich danach auch noch ans Steuer seines Autos. Ein daraus entstehender waghalsiger Stunt landet als Video im Netz und macht Ron auf einen Schlag berühmt. Als er herausfindet, dass seine Frau ihn mit dem ganzen Dorf betrügt, weil er lieber trinkt als sich um sie zu kümmern, stellt sie ihm ein Ultimatum: Wenn er es schafft, die bekannte Schauspielerin Bo ins Bett zu bekommen, gibt sie ihm noch eine Chance. Dann wird Ron aufgrund seines Videos als Stuntman für einen Film engagiert, in dem Bo mitspielt – und plötzlich scheint das Unmögliche möglich zu werden.

„Ron Goossens“ ist der dritte Spielfilm der Macher der niederländischen Kultserie „New Kids“. Erstmals wagen sie sich hier an neue Charaktere jenseits der bekannten Clique, die dieser in ihrer Primitivität aber in nichts nachsteht. Die Darstellung der dümmlichen Dorfprolls und gescheiterten Existenzen spaltet die Gemüter: Während die einen diese etwas andere Milieustudie sehr unterhaltsam finden oder gar Parallelen zum eigenen Dorfleben entdecken, können andere dem vulgären und flachen Humor nur wenig abgewinnen. Ein Film, der polarisiert, aber ähnlich wie die Serie sicher wieder eine große Fanbase haben wird. (ce)

Deutschland Premiere: „Winter Brothers“

Die Story

Johan und Emil sind Brüder, die beide im örtlichen Kalksteinbruch einer dänischen Kleinstadt arbeiten und sich eine heruntergekommene Wohnung in einer Arbeitersiedlung teilen. Während Johan beliebt bei den Kollegen ist, gilt Emil eher als schräger Vogel. Ansehen gewinnt er nur durch seinen selbstgebrannten Schnaps. Als einer der Kollegen scheinbar durch den Konsum seines Fusels schwer erkrankt und sein Bruder etwas mit seinem heimlichen Schwarm anfängt, droht die Situation zu eskalieren.

Emils Kampf um Anerkennung und Liebe ist eingebettet in eine kalte und schmutzige Umgebung. Dem Regisseur und Drehbuchautor Hlynur Pálmason merkt man dabei an, dass er auch Künstler ist: Dank der beeindruckenden Bilder und des atemberaubenden Klangteppichs, der vom leisen Schneerieseln bis zum fast unerträglichen Maschinendröhnen reicht, entsteht hier ein dichtes und atmosphärisches Drama, das nicht ohne Grund schon einige europäische Filmpreise und Nominierungen einheimsen konnte. (ce)

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