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Filmfest: Vorhang auf, Film ab!

28. Internationales Filmfest Oldenburg: Interview mit Torsten Neumann

Oldenburg (am/pm) In dieser Woche startet am 15. September das 28. Internationale Filmfest Oldenburg. Bis zum 19. September werden knapp 40 Filme an sechs Spielorten (und zusätzlich digitale Vorführungen) von Filmemacher*innen jenseits der großen Blockbuster gezeigt. Corona-bedingt wird es wieder einige Änderungen geben, z.B. sind die JVA-Screenings nicht möglich. Die Retrospektive und der Tribute finden statt, zudem gibt es einen neuen Sponsor und eine besondere Ausstellung.

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Retrospektive: Geehrt wird Ovidio G. Assonitis

Mit dem Produzenten und Regisseur Ovidio G. Assonitis ehrt das diesjährige Filmfest einen authentischen und unabhängigen Geist, dessen Filme Fans und Cineasten als „Guilty Pleasure“ feiern und viele Filmemacher inspiriert haben.

In Ägypten geboren, in Griechenland aufgewachsen und in Italien lebend – ein Bürger des Mittelmeerraums – so bezeichnet sich der Filmemacher selbst. Ovidio G. Assonitis erste Verbindung zum italienischen Kino und der Filmbranche an sich entstand durch seinen Vater, Romeo Assonitis. Mitte der 1960er Jahre begann Assonitis aus einem kleinen Büro heraus, nur mit einer Sekretärin, seinen eigenen Vertrieb von Filmen der Genres Western, Thriller, Horror und Action. Bis 1976 verlieh er mehr als 1000 kommerziell erfolgreiche Filme vor allem im südostasiatischen Raum. Einer seiner wichtigsten, früheren Partner war ein Cousin des thailändischen Königs, Seine Königliche Hoheit Prinz Anusorn. Gegen Ende der 1960er Jahre begann Assonitis seine ersten Independent Filme zu produzieren.

„The Visitor“ (ITA 79, Regie: Giulio Paradisi / Produzent: Ovidio G. Assonitis).
Foto: Filmfest Oldenburg

In seiner erfolgreichsten Zeit in den 1970ern wurde er oft geringschätzig „King of the Rip Offs“ genannt. „Aber darin zeigt sich auch sein großes Talent für kommerzielles Gespür gepaart mit der filmischen Sensibilität, die seine mit so viel geringerem Budget als ihre Blockbuster Vorbilder umgesetzten Werke wie „Tentacles“ (1977) oder „Beyond the Door“ (1974) auszeichnen und manchmal sogar zu einer Bedrohung für Hollywood machten“, so das Oldenburger Filmfest-Team.

Mit „Beyond the Door“, diesem eigenwilligen und dann doch ganz eigenen Mix aus „The Exorcist“ und „Rosemaries Baby“, gelang ihm ein so großer kommerzieller Erfolg, dass Warner ihn, aus Angst er könne ihnen bei einem Sequel zuvorkommen, auf Verletzung von visuellem Copyright verklagte. Ein aussichtsloses Unterfangen, das Assonitis‘ Film nur erfolgreicher machte und damit endete, dass Warner ihm einen Deal offerierte seine nächsten vier Filme auszuwerten.

Einer dieser Filme wurde dann „Piranha 2 – The Spawning“, der das Debüt von James Cameron markiert und dessen Produktionsgeschichte ebenso legendär ist, wie die danach folgende Karriere Camerons. Assonitis feuerte den jungen Regisseur nach zwei Wochen Dreh und übernahm selbst die Regie, als Cameron den Drehplan und das Budget schon weit überschritten hatte. Etliche Stories und Legenden ranken sich um die Entstehung dieses Films.

Nach seinem letzten Film im Jahr 2003 „Red Riding Hood“ ist der heute 78-Jährige weit von seinem Ruhestand entfernt. Seither widmet Assonitis sich der Entwicklung neuer Kino- und Serienproduktionen und arbeitet an Remakes seiner Kultfilme. Zu alledem ist er seit 2003 erneut im Distributionsgeschäft für Südostasien und Malaysien.

Ovidio G. Assonitis wird während des Filmfestes in Oldenburg zu Gast sein, sechs seiner Filme stehen auf dem Programm.

Filmfest Oldenburg ehrt Mattie Do

Nachdem Mattie Do letztes Jahr mit „The Long Walk“ bereits Deutschlandpremiere in Oldenburg feierte, ehrt das Filmfest Oldenburg sie dieses Jahr mit einem Tribute und präsentiert eine Filmemacherin zwischen Genre und Arthousekino. Die Umstände der Pandemie erlaubten es der laotischen Regisseurin nicht persönlich zu erscheinen. „Umso erfreuter ist das Filmfest Oldenburg das Ausnahmetalent in diesem Jahr in Oldenburg nicht nur als Gast begrüßen zu dürfen, sondern sie auch mit einem Tribute ehren zu können“, so Festivalleiter Torsten Neumann.

Mattie Do ist in Kalifornien geboren, nachdem ihre Eltern vor der kommunistischen Revolution in Laos geflüchtet sind. 30 Jahre später beschließt ihr Vater zurück in seine alte Heimat zu gehen und lädt seine Kinder ein mitzukommen. Mattie, ihr Ehemann Chris Larsen und der gemeinsame Hund Mango schließen sich an und ziehen 2008 in die Hauptstadt Vientiane.

Die Filmemacherin Mattie Do präsentiert in Oldenburg drei ihrer Filme.
Foto: Filmfest Oldenburg

Ihr Regiedebüt „Chanthaly“ drehte sie, gemeinsam mit ihrem Mann Christopher Larsen, in ihrem Haus in Vientiane. Es ist der erste Horrorfilm, der komplett in Laos geschrieben und gedreht wurde. Gleichzeitig ist es auch der erste laotische Spielfilm, bei dem eine Frau Regie führte und der außerhalb Südostasiens gezeigt wurde. Als Dank für die zahlreichen Spenden der Crowdfunding Kampagne für ihren zweiten Film „Dearest Sister“ stellten Do und Larsen den ersten Film, an dem sie die alleinigen Inhaber des Urheberrechts sind, und das gesamte Rohmaterial der Öffentlichkeit frei zur Verfügung. In diesem Zuge lud Do die Fans zu einer „Community Challenge“ ein, dass sie unter Verwendung des Materials »Chanthaly« neu bearbeiten.

Mit „Dearest Sister“ setzte Mattie Do schon ein Ausrufezeichen als eine der spannendsten neuen Stimmen im weltweiten Genrekino. Der Film wurde weltweit auf Festivals gefeiert und von Laos als Kandidat für die 90. Oscar Verleihung 2018 in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film eingereicht. Damit hat Mattie Do auch hier für die Premiere gesorgt, der erste von Laos eingereichte Oscarbeitrag.

Mit „The Long Walk“ hat sie sich endgültig als eine der aufregendsten jungen Filmemacher etabliert. Der Film wurde zum Festival nach Venedig eingeladen und erhielt überragende Kritiken. Neben ihren Arbeiten als Regisseurin und Autorin wird auch „Bangkok Nites“ (2016) im Rahmen des Tributes gezeigt, der ihre erste Arbeit als Produzenten und die erste große Co-Produktion war, an der das Land Laos beteiligt war.

Ols: ein neuer Partner für das Filmfest

Filmfestchef Torsten Neumann und Ols Braumanufaktur-Geschäftsführer Fritz Kristof Nordmann feiern ihre neue Partnerschaft.
Foto: Filmfest Oldenburg

Die regionale Brauerei Ols wurde kürzlich als neuer Partner für das Internationale Filmfest Oldenburg vorgestellt. Die Brauerei sponsert eine limitierte Sonderedition in Filmfest-Design.

Ausstellung von Tim Bruening

Kurz vor dem 28. Internationalen Filmfest Oldenburg ist die Ausstellung Comeback des in Oldenburg aufgewachsenen Fotografen Tim Bruening gestartet. Er hat sich auf eine fotografische Reise durch die bunte Filmwelt von Hollywood über Cannes bis zum Filmfest Oldenburg begeben, wo er seit fünf Jahren die Gäste des Festivals ins besondere Licht setzt.

Seine Begegnungen abseits des roten Teppichs mit Stars wie Nicolas Cage, Bella Thorne, Deborah Kara Unger oder Paz de la Huerta zeigen eine andere Seite der Leinwandstars – humorvoll, nahbar oder auch verletzlich. Tim Bruening kehrt mit dieser Ausstellung auch künstlerisch in seine Heimatstadt Oldenburg zurück – ein Comeback im doppelten Sinne. Neben 200 verschiedenen Arbeiten, zeigt die Ausstellung bis zum 3. Oktober auch zwei Videoinstallationen sowie eine Rauminstallation.

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