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Filmfest: Nette Gäste, gute Stimmung

Nachmittags folgten die Filmfest Gäste einer Einladung ins Rathaus. Oberbürgermeister Gerd Schwandner hatte zu Kaffee und Kuchen geladen. Leider konnte Sean Young daran nicht teilnehmen, ihr Flieger hatte Verspätung.

Nachmittags folgten die Gäste einer Einladung ins Rathaus. Oberbürgermeister Gerd Schwandner hatte zu Kaffee und Kuchen geladen. Leider konnte Sean Young daran nicht teilnehmen, ihr Flieger hatte Verspätung.
Foto: Jörg Hemmen

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Oldenburg (am/ce/nb) – Seit gestern ist nun auch die US-Schauspieler Sean Young mitten im Filmfestrummel. Sie wird mit einem Stern auf dem „OLB-Walk of Fame“ geehrt. Gemeinsam mit Regisseur Philippe Mora nahm der Hollywoodstar am Empfang des Audi Zentrums Oldenburg teil. Neben Kaffee und Kuchen mit Oberbürgermeister Gerd Schwandner und Party im „Marvin’s“ standen natürlich Filme auf dem Programm.

„Swastika“

Zum Empfang des Audi Zentrums gehört traditionell die Vorführung des ersten Films in der Retrospektive. Gezeigt wurde „Swastika“ (Hakenkreuz) des Filmemachers Philippe Mora. Ein Film, der von tonlosen Montagen lebt, die von deutschen Schauspielern synchronisiert und mit Sound unterlegt wurden. Anhand von zeitgenössischen Filmausschnitten und „kolorieren Filmen Movies von Eva Braun“ von 1933 bis 1945 zeigt er den Albtraum-Menschen in seinem spießen Obersalzberg-Leben

„Swastika“ wurde 1973 produziert und lief in der Kulturetage als Deutschlandpremiere. Vor rund 40 Jahren war er ein Skandal, die Premiere des Found-Footage-Filmes in Cannes musste abgebrochen werden. Und auch heute ist er kein leichter Stoff. Ein Hitler, spielend mit Kindern und Hunden, lächeln, als Idol verehrt, ist schwer zu ertragen. Trotz einiger Längen gelingt es dem freundlichen Provokateur Mora mit seiner „Banalität des Teufels“ auch heute noch für Gesprächsstoff und Auseinandersetzung mit dem Thema zu sorgen. Der Filmemacher mit deutschen Wurzeln erklärte nach der Vorführung verschmitzt, dass die Nazipartei in Amerika gegen den Film protestiert hätte, mit der Begründung, er sei gegen Hitler, und damit hätten sie ja auch recht. Es sei zudem ein Beweis, dass Dokumentationen keineswegs wahr seien, sie wären genauso Fiktionen wie andere Filme. Die Texte in „Swastika“ wären „kompletter Bullshit“.

Zum Abschluss des Abends wurde bei Currywurst im Becher und Bierflasche in der Hand im „Marvin’s“ gefeiert
Foto: Anja Michaeli

Weitere Filme von Philippe Mora: „The Beast Within“, Freitag, 12. September, 23.45 Uhr im Cine k; „Communion“, Samstag, 13. September, 23.45 Uhr im Cine k; „German Sons“, Sonntag, 14. September, 16.30 Uhr im theater hof/19. (am)

„Wir waren König“ und Kurzfilm „Border-Patrol“

Seit gestern Abend ist nun auch Claudia Ellebrecht für die OOZ unterwegs und stürzte sich ins Filmfestgetümmel. Ihr Einstieg: „Wir waren Könige“ im EWE Forum Alte Fleiwa. Vorweg lief der 15-minütige Kurzfilm „Border Patrol“ von Peter Baumann, der völlig zu Recht für diese unterhaltsame Perle über die Polizei an der deutsch-österreichischen Grenze einen Studenten-Oscar erhielt. Stolz erzählte Baumann im Anschluss, dass es Pläne für eine Serie gäbe, die auf dem Film aufbauen. Das dürfte sehr interessant werden.

Der für den Zuschauerpreis nominierte Beitrag „Wir waren Könige“ verwirrte zunächst, was letzten Endes daran lag, dass das Spielfilm-Debüt des jungen Regisseurs Philipp Leinemann als Polizeifilm angekündigt wurde. Doch der Film bietet viel mehr: Es geht um Freundschaft und um Moral – und das nicht nur im Kreise des im Mittelpunkt stehenden SEK-Teams, sondern auch bei den rivalisierenden Jugendbanden, die der SEK-Truppe ordentlich zusetzen. Erzählt wird gekonnt aus beider Perspektive, was den Film wirklich sehenswert macht. Eine Möglichkeit, sich ein eigenes Bild zu machen, bietet das zweite Screening am Sonntag um 14.30 Uhr in der JVA. (ce)

„Charlie’s Country“ – Deutschlandpremiere

Für die Darstellung in „Charlie’s Country“ gewann der Hauptdarsteller David Gulpilil in Cannes die Auszeichnung als „Bester Schauspieler“. Zusammen mit dem Regisseur Rolf de Heer entwickelte er auch das Drehbuch für den Film.

Eine kleine Gemeinde in Australien. Charlie ist ein Aborigine und lebt in einer kleinen Hütte. Eine größere wurde ihm von dem weißen Manager verwehrt, allgemein stellen die Weißen für ihn unverständliche Regeln auf − auf seinem Land. Man lässt ihm beispielsweise seine Waffe nicht und auch nicht den geschossenen Bullen. Seine Konsequenz: Er zieht zurück in das Land seiner Vorfahren. Doch es folgen Krankenhaus, Gefängnis und Alkohol.

Der Film lässt sich Zeit, seine Geschichte zu erzählen. Fast dokumentarisch hält er Charlies alltägliche Handlungen fest – mit Witz, Tiefe, einem realen politischen Hintergrund und etwas Polemik. Die Darstellung Gulpilils ist herausragend, ohne Worte weiß er viel zu sagen.

„Charlie’s Country“ wird noch einmal am Samstag, 13. September, 21.30 Uhr im EWE-Forum Alte Fleiwa gezeigt. (nb)

Helicopter Mom – Internationale Premiere

Was bist du jetzt eigentlich? Schwul? Lloyd (Jason Dolley) will sich nicht etikettieren lassen. Doch seine alleinerziehende Mutter will es wissen, ihr würde es auch gefallen, nicht zuletzt gäbe es gute College-Stipendien für solche Minderheiten. Doch da gibt es auch eine Frau in seinem Leben.

Die lustige Coming-of-Age Komödie greift das Gefühl vieler Jugendliche auf, wieso muss ich wissen, was ich will? Mit der Hauptdarstellerin von My Big Fat Greek Wedding als Mutter und und Mark Boone Junior als Vater ist der Film sehr unterhaltend, hat aber auch seine ruhigen Momente. Gelacht wurde im theater hof/19 jedenfalls, auch wenn man sich fragen muss, über wen macht man sich da lustig? Der Film greift zwar die Stereotypen auf, aber schafft es, sich nicht darauf auszuruhen. Nächstes Screening: Sonntag, 16.30 Uhr im EWE Forum, Alte Fleiwa. (nb)

Fever – Deutschlandpremiere

Deborah Kara Unger stellte den französischen Film vor, der für den Publikumspreis nominiert ist. Die Geschichte: Zwei Freunde ermorden eine Frau, sie haben ein Geheimnis. Eine Frau begegnet ihnen bei der Flucht, sie folgt einem großen, auch erotischem Interesse und ermittelt für sich. Einer der jungen Freunde findet heraus, dass sein Großvater Handlanger der Nazis war, die Großmutter des anderen war in Ausschwitz.

Jedes Land, jede Generation hätten Geheimnisse, so Deborah Kara Unger. Es ist die Adaption eines französischen gleichnamigen Romans. Böses kann überall sein, das sei die Theorie aus dem Buch, sagte der Regisseur Raphaël Neal in der Nachbesprechung, „es gibt viele ungesagte Dinge in Frankreich, es ist im Blut“. Wird durch fehlende Kommunikation unterdrückte Wut vererbt? Die jungen Freunde fühlen sich nicht schuldig, nur verfolgt, so Neal. Der Film hat damit Ähnlichkeit von Hitchcocks „Cocktail für eine Leiche“, morden als philosophische Frage. Als Zuschauer weiß man nicht, wie man es finden soll, dass die Frage der Schuld als Geheimnis zurückbleibt: Geht sie nicht auch wieder als Ungesagtes auf die nächste Generation über? Spannend erzählt ist der Film auf jeden Fall, auch visuell schön anzusehen. Kein Wunder, der Regisseur ist eigentlich Fotograf. Nächste Vorstellung: Freitag, 12. September, 16.30 Uhr im Cine k. (nb)

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