Der dritte Filmfesttag steht traditionell im Zeichen des „Walk of Fames“.
Foto: Anja Michaeli
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Oldenburg (am/ce/nb) – Der dritte Filmfesttag steht traditionell im Zeichen des „Walk of Fames“ an der Oldenburgischen Landesbank (OLB). Der diesjährige Stern ging an Sean Young. Außerdem wurde der Filmemacher Philippe Mora im Rahmen der Filmfestgala geehrt. Die Spielstätten füllten sich trotz des guten Wetters gut, die Abendveranstaltungen waren ausverkauft.
Die US-Schauspielerin erhielt einen Stern auf dem „OLB-Walk of Fame“.
Foto: Anja Michaeli
Ein roter Teppich, ein weißer Baldachin und der blaue Himmel bildeten die Kulisse für die diesjährige Vergabe des Sterns an Sean Young. Fotografen und interessierte Gäste umrahmten den Stern und seine Namensgeberin, um an das richtige Bild zu kommen. Anschließend fand eine Autogrammstunde mit dem Hollywoodstar statt. Der „OLB-Walk of Fame“ ist im Hof der Oldenburgischen Landesbank zu finden.
Bereits zum neunten Mal dient die JVA als Spielstätte für das Filmfest. Sie ist weltweit der einzige Austragungsort für ein Filmfestival „hinter Gittern“. Die besonderen Auflagen muss auch Filmfestchef Torsten Neumann beachten.
Foto: Christian Scholz
Zum neunten Mal wurde gestern die Justizvollzugsanstalt (JVA) Spielstätte des Filmfestes in Oldenburg. Der niedersächsische Justizstaatssekretär Wolfgang Scheibel eröffnete gestern gemeinsam mit Filmfestchef Torsten Neumann und dem Anstaltsleiter Gerd Koop die Screening-Reihe. Der Justizstaatssekretär sagte: „Gefangene müssen während ihrer Haft lernen, sich mit ihren Taten auseinandersetzen und daran arbeiten, künftig keine Straftaten mehr zu begehen. Auch kulturelle Ereignisse wie dieses Filmfest können dazu beitragen, die Resozialisierung der Gefangenen zu fördern.“ Anschließend wurde der Krimi „Frohe Ostern, Falke“ von Regisseur Thomas Stiller, der seine neueste Produktion in der Weltpremiere vorstellte. Der Tatort mit Schauspielerin Petra Schmidt-Schaller und Schauspieler Wotan Wilke ist demnächst in der ARD zu sehen. In der JVA werden insgesamt vier Film präsentiert, am Sonntag, 14. September, endet die Reihe mit „Wir waren Könige“ von Philipp Leinemann.
Festivalleiter Torsten Neumann (links) überreichte in Anwesenheit von Oldenburgs Oberbürgermeister Gerd Schwandner (rechts) auf der Bühne des ausverkauften EWE-Forums den Preis an Philippe Mora.
Foto: Lawrence Diedrich
Abends wurde dann im Rahmen der Filmfest-Gala der Filmemacher Philippe Mora mit dem German Independence Honorary Award-Ehrenpreis ausgezeichnet. Dem australischen Filmemacher ist die Retrospektive des 21. Internationalen Filmfest Oldenburg gewidmet. Im Anschluss an die Verleihung feiert Karen Leigh Hopkins Rachedrama „Miss Meadows“ seine internationale Premiere, in dem Katie Holmes als Grundschullehrerin Miss Meadows zur Selbstjustiz greift.
Zum Abschluss fand die „geheime Party“ mit Livemusik von Jan Plewka und Marco Schmedtje unter dem Motto „Bad City“ in einem leerstehenden Bürogebäude in der Ritterstraße statt.
Foto: Christian Scholz
„Worst Case Scenario“
Der Regisseur Franz Müller stellte seinen Film „Worst Case Scenario“ im theater hof/19 persönlich vor. Die Geschichte um ein Filmteam, gestrandet auf einem polnischen Campingplatz, hat die Erwartungen an eine Komödie, die für brüllende Lacher sorgt, nicht erfüllt. Er tröpfelte dahin, trieb das Chaos auf die Spitze, um mit einem Worst Case Scenario zu enden. Schade, denn obwohl das Thema bereits bekannt ist, hätte mehr herausgekitzelt werden können. (am)
„Luton“
Im theater hof/19 gab es die Deutschlandpremiere von „Luton“ zu sehen, einem griechischem Film. Nach der Vorstellung bedankte sich der Produzent und Mitautor Yorgos Tsourgiannis, dass doch so viele Zuschauer_innen dageblieben wären.
Drei unterschiedliche Charaktere werden über den Großteil des Films in ihren alltäglichsten Situationen verfolgt: beim BH-Kauf, beim Führen des eigenen Kiosks oder beim Gang auf die Schultoilette. Doch zum Ende des Films offenbart sich das wahre Gesicht der Figuren, sie quälen, foltern und vergewaltigen als Gruppe.
Die ersten Menschen gingen, als nichts zu passieren schien. Lange Szenen ohne Schnitte, gemächlicher Alltag, wie man ihn selbst kennt. Dann gingen weitere bei den brutalen Szenen, die man fast als geschmacklos bezeichnen könnte. Der Produzent sagte, sie wollten keine Identifizierung, sondern dem echten Leben besonders nahe kommen. Die Figuren waren nicht fähig, emotionale Bindungen einzugehen, darum mussten sie auf die Extreme zurückgreifen, um etwas zu fühlen. Doch ist das Grund dafür, sich über eine Stunde Alltag anzusehen? Der Name des Films ist übrigens vom Londoner Flughafen Luton abgeleitet, der Schüler aus dem Film will am Ende dorthin, studieren. Ein neuer Weg? Der Regisseur Michalis Konstantatos arbeitet nun an einem neuen Projekt mit mehr erzählender Geschichte und einem linearen Verlauf, man kann gespannt sein. (nb)
„White Bird in a Blizzard“
Die Mutter einer scheinbaren Bilderbuchfamilie in den 80er Jahren verschwindet spurlos und hinterlässt eine ratlose Tochter und einen trauernden Ehemann sowie viele offene Fragen. Gregg Arakis Familiendrama „White Bird in a Blizzard“ glänzt vor allem durch das Film-Mutter-Tochter-Gespann Eva Green und Shailene Woodley, die beide nicht nur optisch zu begeistern wissen. Der Film plätschert zwischenzeitlich etwas vor sich hin, hält das Publikum aber auch in den ruhigen Phasen durch die herausragende Leistung des kleinen Ensembles bei der Stange. Ein weiteres Screening gibt es Sonntag um 14.30 Uhr in der Kulturetage. (ce)
„Bad City“
Die Weltpremiere von dem kanadischen Film „Bad City“ wurde in der Kulturetage gefeiert, Autor, Produzent und Hauptdarsteller des 70er-Retrostreifens, Aaron Brooks, war anwesend.
In „Bad City“ ist eine neue Droge im Umlauf. Detective Franky New Guinea und sein Partner Detective Reverend Gruzzly Night-Bear sind dem Verantwortlichem auf der Schliche, einem Ratsmitglied und baldigem Bürgermeister. Doch auch für sie gehören Sex und Drogen dazu, schließlich handelt es sich um einen klassischen Film im 70er Jahre Style.
Brooks sagte, sie wollten einen lustigen, aber richtig schlechten Film machen. Filmfehler, dumme Dialoge, Explosionen und eine nicht oscarwürdige Kameraarbeit gehören dazu. Es wäre nicht fair, zu sagen, dies sei ihnen gelungen. Er habe bestimmt 15 Drehbücher verfasst, um auf dieses Niveau zu kommen, sagt Brooks und das merkt man. Gut waren die alten Filme auch nicht, für Kenner und Liebhaber gibt es darum einiges an parodistischen Momenten, aber auch sonst ist er sehr unterhaltend. Ob es eine Fortsetzung gäbe, fragte jemand aus dem Publikum. Ein schlechter Film sollte im Lebenslauf wohl genügen, erwiderte Brooks, das nächste Mal mache er vielleicht einen mit richtiger Geschichte und Bedeutung. Die Möglichkeit „den ersten Teil“ zu sehen, gibt es noch einmal in der Samstagnacht ab 23:45 Uhr in der Kulturetage. (nb)
„Stille Nächte“
Am gestrigen Freitag wurde auch der Film „Stille Nächte“ präsentiert. Die kleine Geschichte, dargestellt von Katharina Thalbach, Hanns Zischler, Katharina Schüttler und Matthias Koeberlin, spielt in der Weihnachtsszeit, handelt von der Liebe und zeigt eine Familie zwischen tragischem Drama und wortwitziger Komödie. Rituale und Schwindeleien begleiten die vier Personen in ihrem Leben.
Die Produktion, die am 5. Dezember in der ARD zu sehen sein wird, begeisterte das ausverkaufte Haus im EWE Forum Alte Fleiwa. Der Regisseur Horst Scerba hatte zum Lachen oder zum Weinen – wie die Stimmung eben so sei – angeregt. Dem folgten die Gäste – manche auch in beide Richtungen. Scerba betonte, dass die Filmbesetzung eine Traum für ihn sei. Und die schauspielerischen Leistungen sind auch dementsprechend hervorragend. Es macht einfach Spaß, den Darstellern bei ihren verzwickten kleinen Lügereien und Liebesgezänkt zuzusehen. Katharina Schüttler, die den Film gestern zum ersten Mal sah, erklärte in der anschießenden Fragerunde, dass sie auf der Geschichte mit ihrem Filmcharakter gesurft wäre. Mit dieser Leichtigkeit nehmen sie und ihre Kollegen die Zuschauer_innen auch mit auf die kleine Reise. (am)
„Cartoonists: Foot Soldiers of Democracy“
Die französische Dokumentation „Cartoonists: Foot Soldiers of Democracy“ unter der Regie von Stéphanie Valloatto ist ein beeindruckendes Porträt von insgesamt 14 politischen Karikaturisten. Vier Monate lang reisten Valloatto, die ihr neuestes Werk bei seiner Deutschlandpremiere persönlich präsentierte, und ihr Team um die Welt und machten sich vor Ort ein Bild über die großteils mit Gefahren verbundene und wichtige Arbeit der mutigen „Fußsoldaten der Demokratie“. Am Sonntag um 16.30 Uhr gibt es im Casablanca eine weitere Chance, „Cartoonists“ zu sehen. (ce)