Oldenburg (am) Eine Fläche von 190 Hektar gilt es auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes im Stadtnorden zu beplanen – ein wichtiges Projekt für die Stadtentwicklung. Dabei setzt die Stadtverwaltung auf starke Bürgerbeteiligung in einer für Oldenburg neuen repräsentativen Form: von der Ideensammlung über eine Ausstellung und Radtouren bis hin zu einer fünftägigen Stadtwerkstatt mit drei unterschiedlichen Bürgergruppen und insgesamt 180 Teilnehmern. Heute wurde der Startschuss mit Freischaltung der informierenden Webseiten gegeben.
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„Es gibt genug Spielraum für viele Ideen“, so Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, der sich eine große Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger wünscht. Aber er betont auch, dass bei allen Wünschen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden müssen. Es müssen sowohl die Infrastruktur als auch die Entsorgung von Altlasten wie Kampfmittel finanziert werden. Die insgesamt 190 Hektar Fläche auf dem Stadtgebiet Oldenburg wird derzeit von rund 100 Mietern genutzt, auf 80 Hektar wurde eine Photovoltaik-Anlage installiert und ein Naturschutzgebiet ausgewiesen und seit dem vergangenen Jahr hat die Wagenburg hier ihren neuen Standort bezogen.
Diese Voraussetzungen müssen beachtet werden, wenn es in die Planungen geht. Daran soll ein repräsentativer Teil der Bürgerschaft beteiligt werden. Eine Auswahl an Oldenburgern wird anhand des städtischen Melderegisters dazu eingeladen. Und weil es um die Zukunft der Stadt Oldenburg geht, würden auch Schülerinnen und Schüler nach ihren Ideen gefragt. „Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht“, berichtet Stadtbaurätin Gabriele Nießen im Rückblick auf „Donnerschwee wird freizeitfit“. „Die Kinder und Jugendlichen haben mit sehr realistischen Vorschlägen zu der Entwicklung beigetragen.“ Auch die Interessenvertreter werden zu Wort kommen, die Einladungen gehen bis Ende Februar raus. Wer sich angesprochen fühlt, aber keine Einladung erhalten hat, kann sich an die Stadtverwaltung wenden. „Vertreter der Nachbargemeinden und des Landkreises Ammerland werden ebenfalls eingeladen“, so Nießen.
Die Ergebnisse der Stadtwerkstatt werden dann in die Überlegungen der Planer einfließen. Zunächst wird ein städtebauliches Gerüst entwickelt, bevor die einzelnen Bebauungspläne erstellt werden. Nach sehr vorsichtigen Schätzungen könnten laut Stadtverwaltung 2018 die ersten Bagger rollen.
Fliegerhorst: Ablauf der Bürgerbeteiligung
Ideenkarten
Heute wurden die Webseiten unter www.oldenburg.de/fliegerhorst freigeschaltet. Zudem werden Ideenkarten als Flyer an öffentlichen Stellen ausgelegt oder können als PDF-Datei heruntergeladen werden. Die Ideenkarten sollten bis zum 30. April (portofrei) eingesendet werden. „Wer nach dem 30. April noch Ideen entwickelt, kann sie noch online nachreichen“, so Sonja Hörster vom Oldenburger Institut für partizipatives Gestalten (IPG).
Ausstellung und Radtouren
Am 17. April wird im ehemaligen Wachgebäude des Fliegerhorstes eine Ausstellung eröffnet, die über die Geschichte des Areals, die Rahmenbedingungen und die zukünftigen Möglichkeiten informiert. Auch hier wird die Gelegenheit geboten, Vorschläge einzureichen. An diesem Eröffnungstag, 15 Uhr, findet zudem eine erste geführte Radtour über das Gelände statt. Diese Fahrt wird von Oberbürgermeister Jürgen Krogmann begleitet. Weitere Touren sind vom 21. April bis 26. Mai, jeweils dienstags ab 16 Uhr, geplant. „Das Gelände kann und darf noch nicht für alle und jederzeit geöffnet werden“, erklärt Axel Müller, Leiter der Stabstelle Fliegerhorst bei der Stadt Oldenburg. „Hier schlummern gerade auf dem Oldenburger Teil noch Kampfmittel und es sind nicht alle Gebäude sicher.“
Stadtwerkstatt
Die eingereichten Vorschläge werden von Bürgern, Schülern und Interessenvertreter begutachtet. Dafür werden drei sogenannte Werkräume stattfinden. Zunächst gehen an 1600 Oldenburgerinnen und Oldenburger Einladungen heraus. „Durch Erfahrungswerte rechnen wir mit einer Rücklaufquote von zwei bis vier Prozent“, sagt Sonja Hörster. Die ersten 60 Bürger mit Rückmeldungen werden an der Stadtwerkstatt teilnehmen (es wird eine Warteliste eingerichtet.) Für die zweite Gruppe kann jede Schule jeweils zwei Schülerinnen und Schüler als Vertreter schicken. Und auch die Verbände und Vereine wurden bereits eingeladen. Insgesamt werden sich die drei Gruppen á 60 Bürger zu einer ersten Auftaktbesprechung am 2. Juni treffen. Anschließend tagen die Schüler am 3. Juni, die Interessenvertreter am 4. Juni und die Bürger am 5. Juni, um am 6. Juni die Ergebnisse zusammenzufassen.
„Im Sommer soll das Verfahren zu einem Ergebnis führen“, erklärt Krogmann. „Dieses repräsentätive Beteiligungsmodell ist für uns ein Testballon. Wir sind gespannt, wie es in Oldenburg angenommen wird.“