Oldenburg (Michael Exner) Ein neues Fußballstadion ist den Oldenburgern lieb und teuer. Der Bau auf dem Gelände an der städtischen Weser-Ems-Halle als Alternative zum maroden Marschweg-Standort ist möglich und würde unterm Strich netto mehr als 30 Millionen Euro kosten. Zu diesem Ergebnis kommt die vom Rat in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie des Büros Albert Speer und Partner, die Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) heute Vormittag der Öffentlichkeit vorgestellt hat, nachdem er sie am Vorabend bereits dem Rat präsentiert hatte.
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„Wir haben jetzt endlich eine sehr gute Entscheidungsgrundlage vorliegen und können die langjährige Debatte um ein Fußballstadion in Oldenburg auf einer verlässlichen Grundlage führen“, sagte Krogmann, der als wesentlich fußballaffiner gilt als sein basketballbegeisterter Vorgänger Gerd Schwandner. „Der Standort an der Halle hat für Oldenburg viele Vorteile, eine Umsetzung des Projektes würde auch viele zukünftige Infrastrukturfragen positiv beeinflussen.“ Hinsichtlich der Realisierungschancen hielt sich der OB zurück. Er sieht die Studie wohl eher als Anstoß für eine politische Debatte.
Im Einzelnen kommt das Speer-Büro zu folgendem Ergebnis: Der Standort ist trotz hoher Anforderungen an Lärmschutz grundsätzlich geeignet für eine Arena mit 10.000 Plätzen (Auflage 3. Liga) und eine Erweiterung auf 15.000 (2. Liga). Das Grundstück befindet sich (im Unterschied zu einer früher ins Kalkül gezogenen Alternative im Südosten) in städtischem Besitz. Die reinen Baukosten liegen für die 10.000-er Variante bei netto 19 Millionen Euro (brutto 22,6). Zu den Voraussetzungen für den Arena-Bau zählt eine entsprechende Verkehrsinfrastruktur – und das heißt vor allem Parkplätze, ohne deren Nachweis die Anlage nicht genehmigungsfähig wäre. Die gesetzlichen Auflagen sehen für diesen Fall den Bau eines Parkhauses für 880 Fahrzeuge vor. Die Kosten dafür liegen bei etwa 8,2 Millionen Euro netto. Insgesamt betragen die Kosten für Infrastruktur und Parkplätze 11,9 Millionen netto (brutto14,2 Mio.). Für die Beseitigung der Altlasten des Grundstücks gibt’s bereits Rückstellungen im Haushalt. „Auch unabhängig von einem Stadionprojekt würden wir diese Fläche in den kommenden Jahren herrichten“, sagte Krogmann.
Die Betriebskosten liegen (je nach Ligazugehörigkeit, Finanzierungskosten und anderen Variablen) zwischen 1,4 und 2 Millionen Euro jährlich. Der Hauptnutznießer der Arena, der derzeit im Mittelfeld der 4. Liga dümpelnde VfB Oldenburg, soll nach ersten Überlegungen mit jährlich 130- bis 150.000 Euro in der 4. und 300- bis 400.000 in der 3. Liga zur Kasse gebeten werden. Die Namensrechte könnten nach den Berechnungen der Studie 250.000 Euro in der 3. und 100.000 Euro in der 4. Liga bringen (in beiden Fällen wäre leistungsbezogen Luft nach oben). Als Betreibermodelle kommen die Einbindung in die Weser-Ems-Hallen-GmbH oder die Gründung einer eigenständigen städtischen GmbH in Betracht. Ein Investorenmodell gilt als eher unwahrscheinlich.
Das Marschweg-Stadion würde im Fall eines Neubaus weiterhin für Schulsport und Leichtathletik zur Verfügung stehen. Teile des Geländes möchte die Stadt für Wohnungsbau vermarkten. Das soll mindestens neun Millionen Euro einspielen.
Auf Wunsch der Politik, insbesondere der an einem mehr oder minder integrierten Hotel interessierten CDU, sollten auch potenzielle Mehrfachnutzungen untersucht werden. Da allerdings konnten die Experten weder ein Hotel noch die Einplanung von Open-Air-Veranstaltungen empfehlen. Es ergebe sich keine erkennbare Entlastung bei den Betriebskosten.