Oldenburg (zb) Die Stadt Oldenburg errichtet eine Gedenkwand für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Oldenburg. Das hat der Rat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen.
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In Oldenburg gibt es zwar eine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus, aber 68 Jahre nach Kriegsende keine Gedenkstätte für die getöteten Oldenburger Juden. Hans-Richard Schwartz von der Fraktion FDP / WFO bezeichnete das als beschämend und war erleichtert über die Entscheidung. „Es ist beschämend, dass wir nicht von alleine darauf gekommen sind“, erklärte er und sprach von einer historisch-moralischen Verpflichtung. „Wir haben die Verantwortung und holen unser Versäumnis jetzt erst nach.“
169 Oldenburger Juden sind von den Nationalsozialisten ermordet worden. Das ist der gegenwärtige Stand. „Sie alle haben unter uns gelebt und waren plötzlich verschwunden“, führte Schwartz dem Rat die Situation noch einmal vor Augen. „Sie sind getötet worden, weil sie den Nazis nicht gepasst haben und es gibt nichts, was an sie erinnert. Kein Grab, kein Stolperstein.“
„Unfassbar, was hier passiert ist“, so Jonas Höpken von der Fraktion Die Linke / Piratenpartei. „Die Nazis haben Oldenburger Juden durch die Stadt getrieben, sie verhaftet und in Konzentrationslager gebracht, und die anderen haben zugesehen und wir gestehen es uns erst nach Jahrzehnten ein, was hier geschehen ist.“ Er sprach von einem beispiellosen Mordprogramm der Nazis. Er warf die Frage auf, ob andere Generationen sich anders verhalten würden und ließ die Antwort offen. Sabine Cupin von der SPD fügte hinzu: „Ein großes Denkmal gegen ein monströses Verbrechen, damit niemand mehr wegsehen kann.“ Auch um derartige Verbrechen zu verhindern, müsse eine Gedenkwand errichtet werden, meinte CDU-Ratsfrau Petra Averbeck. Die Fraktion Die Grünen schlossen sich den Ausführungen der Vorredner an.
Der Arbeitskreis „Erinnerung gestalten“ befasst sich schon länger mit dieser Thematik und hat sich für die Gedenkwand in Oldenburg stark gemacht, weil sie an jüdisches Leben und dessen Spuren in der Stadt Oldenburg erinnern soll. Mit ihr soll jedes einzelne jüdische Schicksal sichtbar werden und zeigen, dass jüdisches Leben Teil des Alltags in Oldenburg war und den gesamten Stadtraum umfasste.
Der Architekt Hans-Dieter Schaal hat inzwischen einen Entwurf vorgelegt. Dabei handelt es sich um eine Gedenkwand aus anthrazit gefärbtem glatten Beton. Der vordere Teil der Wand zeigt einen Stadtplan von 1941 mit den letzten bekannten Wohnorten der Oldenburger Juden. Der zweite hintere Teil der Wand enthält auf bedruckten Aluplatten die Namen der bisher bekannten 169 jüdischen Todesopfer. Die Liste hat der Arbeitskreis in den vergangenen drei Jahren erarbeitet. Es ist aber nicht auszuschließen, dass die Liste noch ergänzt werden muss. Deshalb sind auf der Gedenkwand noch entsprechende Leerfelder vorgesehen.
Außerdem enthält der erste Teil der Wand die Inschrift: „Wir erinnern an die 169 Bürgerinnen und Bürger der Stadt Oldenburg, die im Rahmen der nationalsozialistischen Judenverfolgung ermordet wurden. Wir gedenken Ihrer in tiefer Trauer und Scham. 2013. Der Rat der Stadt Oldenburg, Der Arbeitskreis Erinnerung gestalten“.
Die Gedenkwand soll zum Erinnerungsgang am 10. November fertig gestellt sein und vor dem Kulturzentrum PFL an der Peterstraße 3 gegenüber der einstigen Synagoge aufgestellt werden.