Oldenburg (am) 75 Prozent der Weltbevölkerung und 15 Prozent der Menschen in Deutschland sind von einer Laktoseintoleranz betroffen. Über Ursachen, Folgen und Maßnahmen sprachen kürzlich der Gastroenterologe Prof. Dr. Hans Seifert, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin, und die Ernährungswissenschaftlerin Julia Wojzischke aus Frankfurt im Klinkum Oldenburg. Die OOZ-Redaktion hat die beiden Vorträge aufgezeichnet.
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Symptome der Laktoseintoleranz
Die klassischen Symptome einer Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) sind Blähungen, Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Es können aber auch Hautirritationen, Akne, Kopfschmerzen, Müdigkeit, psychische Verstimmungen wie Gereiztheit, Nervosität, Schwindel, Schweißausbrüche oder chronische Erschöpfung auftreten. Das erfuhren die zahlreichen Teilnehmer_innen im ersten Vortrag von Prof. Dr. Hans Seifert, der die Milchunverträglich im Detail erklärte. Er betonte zu Beginn, dass es sich keineswegs um eine Kuhmilcheiweißallergie (Milchallergie) handelt, die Säuglinge und Kleinkinder betreffen kann.
Ursache
Die Erkrankung kann selbst im Erwachsenenalter noch neu auftreten und bleibt häufig zunächst unerkannt. Ursache für die Milchzuckerunverträglichkeit ist ein Mangel oder gänzliches Fehlen des Verdauungsenzyms Laktase im Dünndarm. Laktase nimmt im Verlaufe des Lebens kontinuierlich ab, Säuglingen fehlt das Verdauungsenzym normalerweise nicht.
Diagnose
Mit einem Atemtest, dem sogenannten H2O-Test, kann die Laktoseintoleranz festgestellt werden. Er wird von einem Gastroenterologen durchgeführt und dauert rund drei Stunden. Der Patient trinkt auf nüchternen Magen eine Testlösung (Laktose in warmem Wasser aufgelöst), in festgelegten zeitlichen Abständen pustet er in ein Messgerät. So wird der Wasserstoffgehalt festgestellt. Bei einer Laktoseintoleranz kann der Körper Laktose nicht verarbeiten. Im Dickdarm wird von Bakterien Wasserstoff produziert, die Laktose vergärt. Das kann der Atemtest messen. Prof. Dr. Hans Seifert warnt, dass die Symptome auch andere Ursachen haben können. Das solle man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Weitere Tests oder Magen- und Darmspiegelungen könnten notwendig werden.
Ernährung
Die Zuhörer_innen erfuhren an diesem Abend, wie sie ihren Ernährungsalltag auch bei einer Laktoseintoleranz gut im Griff haben. Da Milchzucker neben dem natürlichen Vorkommen in Milchprodukten vermehrt als Zusatz in industriell hergestellten Lebensmitteln – und auch Medikamenten – eingesetzt wird, wurden auch die Milchzuckergehalte dieser Gruppen genauer unter die Lupe genommen. Die Betroffenen sollten die Auslöser suchen und meiden. Neben den Milchprodukten können unter anderem Bohnen, Kohl, Sojasprossen, Spargel, Broccoli, Kartoffeln und Mais ursächlich für die Beschwerden sein.