Oldenburg (zb) Die Diagnose Krebs kann jeden treffen – als eigene Erkrankung oder bei einem nahen Angehörigen. „Für die Betroffenen ändert sich fast alles. Sie sind schlagartig aus ihrem Alltag herausgerissen“, beobachtet Dagmar Lienau, Psychologin und Psychotherapeutin bei der Krebsberatungsstelle im Oldenburger Gesundheitsamt. Sie steht ihnen als Ansprechpartnerin kostenlos zur Verfügung.
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Im vergangenen Jahr zählte sie 1288 Beratungskontakte, davon 1212 zu Frauen und 76 zu Männern. Insgesamt wurden 245 Personen intensiver beraten. „Die meisten bedrückt die Ungewissheit. Sie alle fragen sich, wie es weitergeht“, berichtet sie. „Oft zeigt sich die psychische Belastung erst nach Abschluss der medizinischen Behandlung, wenn es um die Rückkehr in den Alltag geht. Dann wird vielen die Veränderung erst richtig klar“, beobachtet sie.
Um diese Erfahrungen gut zu verarbeiten und das Leben weiter positiv gestalten zu können, bietet die Expertin psychologische Unterstützung an. „Ich helfe nicht nur bei der Bewältigung der Krebsdiagnose, sondern informiere die Betroffenen über medizinische Angebote und vermittele Kontakte zu anderen Betroffenen“, erzählt sie. „Dabei geht es immer um die Stärkung der eigenen Ressourcen.“ Jene Frauen und Männer, die sich von ihr beraten lassen, tun das in Einzel- oder Gruppengesprächen.
Neben Gruppen zur Entspannung und Stabilisierung sowie den Kosmetikkursen gibt es ein Angebot zum Thema „Umgang mit der Angst“. Inhaltlich geht es um Informationen zum Umgang mit belastenden Gefühlen, Übungen zur Entlastung, Anleitungen für den Alltag und Austausch über die Erfahrungen. Jede Teilnehmerin erarbeitet sich ihren eigenen „Lösungskoffer“, der für sie Hilfreiches enthält. Der nächste Gruppenstart ist am 30. Mai.
Ebenfalls zum Angebot gehören Patientinnenschulungen für Brustkrebsbetroffene. Fachleute aus der Region nehmen Stellung zu allen Fragen, die eine Brustkrebserkrankung betreffen. All das ist nur möglich, weil die Sparda-Bank die Beratungsstelle auch in diesem Jahr mit 10.000 Euro unterstützt.
Angeregt durch zahlreiche Studien, die alle sehr positive Effekte von Bewegung bei Krebserkrankungen belegen, wurde gemeinsam mit einem Bewegungsmediziner und einem Wanderführer ein Wanderprojekt entwickelt. Krebskranke begeben sich auf eine 80 Kilometer lange Pilgerwanderung. „Aufgrund der positiven Erfahrungen werden in diesem Jahr weitere Tageswanderungen und im Oktober 2013 wieder eine einwöchige Pilgerwanderung angeboten“, kündigt Dagmar Lienau an.
Inhaltlich unterstützt wird die Psychologin, die seit Gründung der Beratungsstelle 1994 dabei ist, von Dr. Burkhard Otremba und seinen Kollegen vom Regionalen Tumorzentrum Weser-Ems, einem gemeinnützigen Verein von onkologisch tätigen Ärzten und Ärztinnen, der Stadt Oldenburg.