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Hoher Besuch im geschichtsträchtigen Gebäude

Der Niedersächsische Landtag sowie das Kabinett feierten das 100-jährige Bestehen des Alten Oldenburger Landtags.

Der Niedersächsische Landtag sowie das Kabinett feierten das 100-jährige Bestehen des Alten Oldenburger Landtags.
Foto: Anja Michaeli

Oldenburg (zb) „Es ist nicht selbstverständlich, dass der Niedersächsische Landtag nach Oldenburg kommt“, erklärte der ehemalige Landtagspräsident Horst Milde heute in seinem Grußwort anlässlich des Festaktes zum 100-jährigen Bestehen des Alten Oldenburger Landtagsgebäudes am Theodor-Tantzen-Platz. Ein Teil der Landtagsabgeordneten sowie die Minister kamen für einen Tag an diesen geschichtsträchtigen Ort, um eine Festsitzung mit geladenen Gästen abzuhalten. Im ehemaligen Kabinettsaal fand eine Kabinettsitzung unter Leitung von Ministerpräsident Stephan Weil statt.

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Der Erste Weltkrieg war in vollem Gang, als sich am 9. November 1916 in Oldenburg die Abgeordneten zur ersten Sitzung in den neuen Räumen versammelten. „Das 100-jährige Bestehen dieses Landtagsgebäudes stellt ein besonderes historisches Ereignis für Niedersachsen dar, weil hier Parlamentsgeschichte geschrieben wurde“, erklärte Landtagspräsident Bernd Busemann und erinnerte daran, „mit welcher Regelmäßigkeit der 9. November in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts immer wieder zur Chiffre sowohl für frohe als auch entsetzliche Ereignisse geworden ist.“

Vor dem Festakt tagte das Kabinett unter der Leitung von Ministerpräsident Stephan Weil in Oldenburg.
Foto: Anja Michaeli

Die Grüne Landtagsfraktion machte im Vorfeld des Festprogramms auf das Thema Frauen in der Parlamentsgeschichte aufmerksam.
Foto: Anja Michaeli

1908 nahm der Landtagsbau in Oldenburg seinen Anfang. 170 Entwürfe wurden eingereicht, 14 gelangten in die engere Wahl. Am 13. März 1913 wurde der Auftrag an Paul Bonatz vergeben, am 9. November 1916 tagte dort erstmals der Landtag, der von 1849 bis 1916 über kein eigenes Gebäude verfügte und bis dahin am Pferdemarkt in der ehemaligen Militärakademie, dem heutigen Standesamt, tagte.

„Als vor 100 Jahren der 33. Landtag des Großherzogtums Oldenburg seine erste Sitzung im neuen Parlamentsgebäude abhielt, hatten Frauen im Deutschen Reich weder ein passives noch ein aktives Wahlrecht. Erst nach Ende des Ersten Weltkrieges brachte die Weimarer Reichsverfassung den Deutschen das Wahlrecht für Frauen“, erinnerte der Landtagspräsident. Der Parlamentsbau von Paul Bonatz sei an der Schwelle zu einer neuen Zeit eingeweiht worden – zwischen Monarchie und Republik.

Doch die guten Zeiten des Oldenburgischen Landtags sollten mit dem Siegeszug der Nazis bald enden. „Gemeinsam mit der KPD setzte die NSDAP 1932 per Volksbegehren Neuwahlen durch, die zur ersten braunen Alleinregierung in einem deutschen Bundesstaat führen“, erinnerte Busemann, und Prof. Dr. Albrecht Eckhardt stellte in seiner Festrede die Einzelheiten dar. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges zog die britische Armee in den Oldenburger Landtag ein, um dort eine Militärregierung einzurichten und Theodor Tantzen im Mai 1945 zum Oldenburgischen Ministerpräsidenten zu ernennen.

„Mit seinem Namen verbindet sich der Kampf um den Erhalt eines eigenständigen Landes Oldenburg. Dieses Ringen endete zwischen den Ministerpräsidenten Hinrich Wilhelm Kopf, Alfred Kubel und Tantzen damit, dass Kopf seinen Traum vom vereinten Niedersachsen verwirklichen konnte“, sagte Busemann.

„Seither sind die Oldenburger gute Niedersachsen geworden mit einem ausgeprägten Regionalbewusstsein“, erklärte Eckhardt. Ein 100-jähriges Gebäude sei an sich nichts Besonderes, meinte Landschaftspräsident Thomas Kossendey in seinem Grußwort. Gleichwohl hob er den Symbolcharakter des Gebäudes hervor. „Es steht für ehemalige Selbstständigkeit und Selbstverwaltung, eben für das Oldenburger Land, ein starkes Stück Niedersachsen.“

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