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Lesen lernen durch Zuwendung

Sie bilden ein gutes Team: Die siebenjährige Shaniece mit ihrer Leselernhelferin Birgit Zeising in der Schulbibliothek der Grundschule Nadorst.

Sie bilden ein gutes Team: Die siebenjährige Shaniece mit ihrer Leselernhelferin Birgit Zeising in der Schulbibliothek der Grundschule Nadorst.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (zb) Für die Oldenburger Grundschülerin Shaniece ist der Donnerstag ein besonderer Tag. Dann trifft sie sich mit Birgit Zeising, ihrer Leselernhelferin, in ihrer Schule in Nadorst. Die Siebenjährige ist eine von vielen Oldenburger Grundschülern, die Leseschwierigkeiten hat. Die 64-jährige Mentorin hilft ihr, sie zu überwinden. Und bei ihrem Zusammentreffen haben die beiden durchaus auch Spaß miteinander.

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„Genauso ist die Lesepatenschaft gedacht“, sagt Daniela Pfeiffer, Vorsitzende des Vereins „Mentor Oldenburg – Die Leselernhelfer“. Denn Bildungsmotivation wächst besonders nachhaltig über emotionale Zuwendung, wie Forscher herausgefunden haben. „Rund 180 Mentoren zwischen 20 und 80 Jahre gibt es in Oldenburg, die sich ehrenamtlich der Aufgabe verschrieben haben, die Sprach- und Lesekompetenz von Kindern zwischen sechs und 16 Jahren zu verbessern und eben keinen Nachhilfeunterricht im eigentlichen Sinn zu geben“, sagt sie.

Kerstin Pößiger, verantwortlich für die Schulsozialarbeit in der Grundschule Nadorst – und dazu gehört auch die Betreuung der Leselernhelfer, ist froh über dieses Engagement. „Die Mentoren helfen nicht nur bezüglich der Lesetechnik, sie werden auch wegen der ihnen entgegen gebrachten Zuwendung von den Kindern sehr geschätzt.“

Shaniece bestätigt das: „Ich habe Frau Zeising die ganze Zeit für mich allein. Das gefällt mir. Wir lesen eine lustige Geschichte und sprechen darüber. Und manchmal liest sie mir auch was vor, was ich besonders mag“, erzählt sie. Zuhause erlebt die Grundschülerin das nicht so oft, was normal ist, wie Daniela Pfeiffer weiß. „Immer weniger Kinder lesen. Das hängt auch mit mangelnder Zeit zusammen. Eltern sind heute meistens berufstätig und haben nicht die Muße, mit ihren Kindern regelmäßig Bücher zu lesen. Außerdem konkurrieren sie mit anderen Medien, die äußerst verführerisch sind.“

„Tatsächlich lässt die Lesekompetenz spürbar nach“, berichtet Kerstin Pößiger. „Viele Grundschulkinder sind schlicht überfordert, leiden unter Reizüberflutung und Konzentrationsstörungen und sind oft auch einem hohen Druck ausgesetzt. Denn die meisten Eltern wollen, dass aus ihren Kindern etwas wird. Gleichwohl gibt es zahlreiche Familien, in denen es keine Bücher gibt. Genau auf diese Gemengelage versuchen wir, mit den Mentoren zu reagieren und würden uns über weitere Unterstützung sehr freuen. Auch die Eltern sind dankbar für diese Unterstützung“, erzählt sie.

Birgit Zeising ist als Mentorin erfahren. Seit über sieben Jahren hilft sie Kindern beim Lesen lernen. „Sie mögen das Individuelle und Emotionale besonders. Außerdem werden sie gelobt, wenn sie gut lesen und das kennen sie aus dem Schulunterricht nicht, weil sie da eher hinterherhinken. Im Endeffekt steigert diese Situation ihr Selbstwertgefühl. Und ich freue mich natürlich umgekehrt, wenn Shaniece Fortschritte macht und sich mit mir wohlfühlt.“

„Es ist für beide Seiten eine Win-Win-Situation“, sagt Kerstin Pößiger, die sich viel mehr Leselernhelfer für ihre Schule wünscht. Zwölf Kinder benötigen unbedingt einen Mentor, doch zurzeit gehen neun Kinder leer aus. Daniela Pfeiffer weiß um das Problem. „Nicht nur an der Grundschule Nadorst wird der Mangel formuliert, es betrifft alle Schulen im gesamten Stadtgebiet“, berichtet sie und hofft, dass weitere Erwachsene sich mit ihrem Verein in Verbindung setzen, um sich bereit zu erklären, Kindern Lesekompetenzen vermitteln zu wollen.

„Die Ehrenamtlichen müssen vor allem Lust haben, sich auf Kinder einzulassen“, sagt sie weiter. Wer sich bereiterklärt, bekommt eine fachliche Einweisung und lernt sowohl die Schulleitung als auch die Klassenlehrerin sowie den jeweiligen ehrenamtlichen Leselernhelfer-Koordinator der jeweiligen Schule kennen. Lernmaterialien stehen zur Verfügung und schon kann es einmal in der Woche während der Schulzeit zu einem 45 Minuten dauernden Treffen in der Schule kommen.

Wer sich angesprochen fühlt, kann mit dem Verein Mentor Oldenburg telefonisch unter 0441 / 23 28 01 oder per E-Mail an postmaster@mentor-oldenburg.de Kontakt aufnehmen. Informationen über den Verein findet man unter www.mentor-oldenburg.de.

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