Oldenburg (am) Um einen Grundsatzbeschluss zum Um- und Neubau des Stadtmuseums ging es gestern Abend im Kulturausschuss. Zahlreiche Besucher verfolgen die Debatte. CDU, Grüne und die Gruppe Die Linke / Piraten forderten zusätzliche Informationen über die Folgekosten des 17 Millionen Euro teuren Projektes. Die kurzfristig per Tischvorlage zusammengestellten Zahlen haben den Kritikern nicht gereicht. Schlussendlich wurde das Thema auf die nächste Ausschusssitzung am 21. Mai verschoben.
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Dass das Stadtmuseum Oldenburg neu gebaut werden soll, war gestern nicht mehr die Frage. Der zweite Preisträger hat zwischenzeitlich seinen Entwurf zurückgezogen. Die Überarbeitung des Gewinnerentwurfs aus dem Architekturwettbewerb wurde positiv bewertet. Unter anderem wird ein Kassenhäuschen an anderer Stelle platziert, ein zusätzliches Sichtfenster in der dritten Etage bietet einen offenen Blick auf den Lappan und das Café erhält Abtrennmöglichkeiten. Der Neubau wird der Eingang zu einem Komplex bestehend aus Stadtmuseum, Horst-Janssen-Museum und den historischen Francksen-Villen sein. Im 1. und 2. Geschoss soll eine neu konzipierte Dauerausstellung untergebracht werden, im Staffelgeschoss die Museumspädagogik und die 3. Etage wird zukünftig für Sonderausstellungen zur Verfügung stehen. Geplant sind jährlich zwei stadtgeschichtliche Ausstellungen und eine Kunstausstellung. Der Einsatz innovativer Technik durch Multichannel-Stationen, Virtuell-Reality-Begehungen und LED-Leuchtsteine in der Fassade sind Teil der Planungen. Museumsleiterin Nicole Deufel betonte, dass sie vom Entwurf des neuen Stadtmuseums begeistert sei, aber das inhaltliche Feinkonzept noch erarbeitet werden müsse.
Kritik kam von Martina van de Gey vom Bund Bildender Künstlerinnen und Künstler, die als Beraterin dem Kulturausschuss angehört: „Regionale Kunst gehört in ein Stadtmuseum“. Sie forderte dafür eine Ausstellungsfläche. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann erteilte dem eine Absage, es könne keine städtische Galerie werden, denn das sei von der Förderung nicht abgedeckt. Allerdings wären Projekte und entsprechende Ausstellungen möglich.
Investitionskosten
Investiert werden sollen 17 Millionen Euro, davon trägt 8,5 Millionen Euro der Bund. Das Investitionsvolumen der Stadt in Höhe von 8,5 Millionen Euro sollen durch die Einwerbung von Drittmitteln gesenkt werden. In der Gesamtsumme sind die Kosten für Planung, für die Einrichtung inklusive moderner Kommunikationstechnik, die Verstärkungsmaßnahmen, die die Tiefgarage unter dem Neubau erfordert, und die Gestaltung des Vorplatzes, enthalten. „Nach unseren Erfahrungswerten kann die Kostendeckelung eingehalten werden“, betonte Ulrich Helpertz vom Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft und Hochbau (EGH) der Stadt Oldenburg.
Betriebskosten
„Die Museumsfläche wird durch den Neubau mehrfach vergrößert“, so Oberbürgermeister Jürgen Krogmann. Das werde die Kosten des EGH erhöhen und auch zusätzliche Personalkosten einfordern. Andererseits könnte es durch den Neubau zu energetischen Einsparungen kommen. Während bei ersten Schätzungen von vier bis zehn neuen Stellen gesprochen wurde, rechnet die Verwaltung nun mit einer Vollzeitstelle (Veranstaltungsmanagerin) und einer auf vier Jahre befristeten Projektstelle (wissenschaftliche Mitarbeiterin, Kulturgeschichte) für die Entwicklung der neuen Dauerausstellung. Deufel rechnet zudem mit einer Stelle für die Sozialen Medien, die ohnehin benötigt werde – unabhängig vom Neubau.
Insbesondere die Personalstellen rufen bei CDU, Grünen, der Gruppe Die Linke / Piraten und der AfD nach wie vor Fragen auf. Dem entgegnete Oberbürgermeister Jürgen Krogmann: „Wir werden heute nicht sagen können, was in zehn Jahren passiert“. Er forderte die Ausschussmitglieder auf, eine grundsätzliche Entscheidung zu treffen, damit der Bundeszuschuss nicht gefährdet wird. Unterstützt wurde er von Vertretern der SPD und der FDP.
Auf eine Verlegung der Entscheidung in einer Sondersitzung vor der Ratssitzung am kommenden Montag – wie von der CDU beantragt – konnten sich die Politiker nicht einigen. Mit fünf zu sechs Stimmen wurde der Grundsatzbeschluss abgelehnt. Das Thema wurde auf die Kulturausschusssitzung am 21. Mai verschoben und könnte dann am 27. Mai den Rat passieren.
Zeitplan
Die Ausschreibung und Vergabe der Einzelgewerk soll 2019 / 2020 erfolgen. Gebaut würde von 2020 bis 2022, die Eröffnung könnte im September 2022 gefeiert werden.
Kommentar
Fragen nach den Folgekosten eines großen Bauprojektes sind völlig legitim – geradezu sogar geboten. Aber wenn von der Stadtverwaltung der wahrsagende Blick in die Kristallkugel gefordert wird, ohne anzuerkennen, dass manche Kosten zurzeit noch gar nicht benannt werden können, stecken wohlmöglich andere Gründe als die vorgeschobenen hinter der gestrigen Debatte. Wenn alle das Um- und Bauprojekt tatsächlich befürworten würden, hätte dem Grundsatzbeschluss nichts entgegengestanden. Das ist offensichtlich nicht so und sollte dann auch so gesagt werden. Bleibt zu hoffen, dass im Mai auch von CDU, Grünen, Linke / Piraten und AfD die Zustimmung für den Neubau kommt. Letzte Chance!